Montag, 7. Dezember 2009

Shiqadi Live Videos ...

Shiqadi traten ja kürzlich (15. Oktober 2009) im Villa-Keller auf. Und davon gibt's nun ein paar Videos!














Viel Spaß damit!!!

Donnerstag, 3. Dezember 2009

Linke Trainingslager ...

Am 02.12.2009 wurde in dem Artikel "Nahkampf und linke Agitation im Zeltlager" (ZEIT) über Trainingslager von "linken Extremisten" aus Hessen berichtet.

"In einem Wald- und Wiesengelände im Vogelsbergkreis, nahe der Kleinstadt Homberg (Ohm), versammelten sich vom 19. bis zum 23. August etwa 100 hessische Autonome – ein Viertel der gewaltbereiten Linksextremisten in Hessen. Harter Kern waren Frankfurter Autonome.

[...]

Mit Tonfas und anderen Schlagstöcken wurde Nahkampf geübt. Die Autonomen wandten Angriffs- und Verteidigungstechniken an, gegen die Judo nahezu kindlich wirkt."




Wenig später heißt es:

"Experten befürchten nun, dass hessische Autonome noch härter zulangen, gegen Rechtsextremisten und die Polizei. Und dass Neonazis ihrerseits brutaler auf Linke einschlagen".



Natürlich ist die Sorge über linke Gewalt berechtigt. Kürzlich wurde in der taz diskutiert, ob die Polizei besser geschützt werden müsse. Als Pro-Argument kam zur Geltung, dass Polizeikräfte zunehmen zu "Freiwild" verkommen würden. Dies ist durchaus zur Kenntnis zu nehmen.

Auf der anderen Seite muss beachtet werden, dass Polizeikräfte selbst auch nicht immer verfassungskonform reagieren. Das zeigt die kürzliche Entscheidung des Bundesverfassungsgericht ganz deutlich: Darin ging es um zwei Beobachter einer Demonstration, die rechtswidrig und viel zu lange inhaftiert wurden; ihnen wurde deshalb ein Anspruch auf Schmerzensgeld zugestanden (Quelle: "Schmerzensgeld für illegale Haft", taz).

Außerdem erweckt der obige Artikel der ZEIT den Eindruck, dass die Gewalt maßgeblich von "den Linken" ausgeht: "Die Linken" verprügeln "Rechte", die daraufhin dann mit noch mehr Gewalt reagieren. Dem Vorwurf, solch einen platten Eindruck erwecken zu wollen, versucht sich der ZEIT-Artikel dadurch zu entziehen, dass sogleich ein Nazi-Überfall auf ein linkes Zeltlager erwähnt wurde, bei dem ein Opfer sogar lebensgefährliche Verletzungen davon trug. Dumm nur, dass dann die Vokabel "Zeltlager" verwendet wird, die im Kontext des Artikels einen echt eigenartigen Eindruck erweckt. Aber sei es drum. Wer die sächsischen Verhältnisse kennt, speziell den Überfall auf ein Fußballturnier des Roten Sterns, den wird es nicht gerade wundern, wenn "die linke Seite" nicht mehr gewillt ist, einfach nur die Wange hinzuhalten. Das rechtfertigt keineswegs eine organisierte Gewalt, mit der u.a. auch "die Rechten" aufwarten. Aber es ist m.E. eine Illusion und bisweilen geradezu unverschämt, zu glauben, dass die permanente rechte Gewalt ohne Reaktionen bleibt.

Das gilt insbesondere, weil gerade der ZEIT-Artikel durchaus auch diffamierende Töne anschlägt. Wenn es über das beschriebene "Extremisten-Camp" u.a. heißt:
"Neben Schlafzelten war eine Art Zirkuszelt aufgebaut. Hier stand Agitation auf dem Programm. Die Linken debattierten über Antinationalismus, Antiglobalisierung, Antisexismus und Antirepression, außerdem wurden hessische 'Nazi-Strukturen' seziert. Zwischen Kampftraining und Agitprop gab es veganes Essen aus der 'Volxküche'".



Sämtliche "linken" Themen, aber auch gesellschaftskritische Probleme sowie alternative Lebensweisen werden dort geradezu ins Lächerliche gezogen. Vor allem "Volksküchen" sind doch keine "linken" Erfindungen, sondern sie stehen für gesellschaftliche Solidarität. Die Tafeln oder Suppenküchen funktionieren schließlich ähnlich. Aber gut, der Autor (Frank Jansen) hat sich womöglich bereits so weit vom Solidaritätsgedanken entfremdet, dass er dieses Prinzip in den sogenannten "Volxküchen" gar nicht erkennen konnte. Statt dessen gilt es ihm als stereotypes Merkmal eines suspekten "Linksseins". Und muss - nach ihm - wohl "kritisiert" werden.

Was m.E. wirklich hinter dieser Angst vor "linker Gewalt" steckt, klingt ebenfalls im Artikel an: Beim Klimagipfel in Kopenhagen werden "linke Ausschreitungen" erwartet. Der Autor ist sich dann nicht zu schade, dass dann gleich mit dem G-8-Gipfel in Heiligendamm zu vermengen. Dort wären schließlich auch Frankfurter Autonome zu Gange gewesen. Dass dort aber auch von Staatsseite verfassungsmäßig, zumindest bedenkliche Handlungen begangen wurden, davon ist nichts zu lesen. Extremismus gibt es halt nicht nur auf einer Seite. Und genau das ist das Problem an dem Text: Er bauscht das Thema "linke Gewalt" in einer unangemessenen Weise auf, ohne zu fragen, woher diese Gewalt kommt und ob die "Mehrheitsgesellschaft" dafür Verantwortung trägt (z.B. durch das Ignorieren und Verharmlosen rechter Gewalt).

Mittwoch, 14. Oktober 2009

15. Oktober 2009: Lovesongs in Moll mit Shiqadi

Ja, Ihr habt richtig gelesen: Am Donnerstag, den 15. Oktober 2009 spielen u.a. Shiqadi in der Villa (Lessingstraße 7). Los geht's ab ca. 20.00 Uhr.

15.10.09 Villa Leipzig


Es darf gerockt werden. Smilie by GreenSmilies.com

Dienstag, 13. Oktober 2009

Arbo über: Die Sarrazinierung der Gesellschaft

Eigentlich dachte ich, mich nicht mehr groß zum Thema "Sarrazin" äußern zu müssen. Im vorherigen Eintrag hatte ich ja bereits auf lesenswerte Beiträge hingewiesen. Allerdings beschleicht mich das Gefühl, dass noch gewisse inhaltliche Unschärfen existieren, die meiner Meinung nach noch etwas stärker zu benennen sind. Bewusst wurde mir das, als ich in "Teile und herrsche" vom Spiegelfechter las:

"Sarrazins Philippika wäre nie von der Mehrheit der Bevölkerung begrüßt worden, wenn sich die Gesellschaft nicht bereits seit Jahrzehnten vor einer sachlich geführten Einwanderungsdiskussion drücken würde. Natürlich ist der rosarote Traum einer multikulturellen Gesellschaft gescheitert, natürlich gibt es vor allem bei Türken und Arabern ein massives Integrationsproblem, natürlich muss man darüber nachdenken und offen diskutieren, an welche Voraussetzungen eine Aufenthaltsgenehmigung in Deutschland geknüpft sein soll. Dies anzusprechen mag politisch unkorrekt sein, die Augen vor diesen Problemen zu verschließen, ist jedoch grundsätzlich falsch – mit Denkblockaden hat man noch nie Probleme lösen können". Quelle: "Teile und herrsche" (Spiegelfechter).


Natürlich ist dem Spiegelfechter Jens Berger zuzustimmen, wenn er in einem Kommentar (#15, unter dem Artikel) auf linke Beißreflexe im Umgang mit dem Thema "Integration" hinwies. Andererseits scheint mir die obige Textstelle doch etwas zu schnell über ein Problem hinwegzugehen, das für einen Moment zum Innehalten anregen sollte.

Ich erinnere dazu an die Forschungsergebnisse jener Leipziger Wissenschaftler|innen, die im Auftrag der Friedrich Ebert Stiftung rechtsextreme Einstellungen untersuchten und deren allgemeine Verbreitung feststellten ("Blick in die Mitte" und "Vom Rand zur Mitte"). Alternativ ist hier natürlich auch Wilhelm Heitmeyer mit seiner - aus meiner Sicht ganz passenden - Begrifflichkeit der "gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit" zu nennen. Wer sich Sarrazins Äußerungen im "Gesamtpaket" auf der Zunge zergehen lässt, wird nämlich mehr oder weniger genau diesen fauligen Geschmack der Menschenfeindlichkeit im Gaumen tragen.

Nun gut, das ist mehr oder minder bekannt und tritt natürlich auch in den entsprechenden Beiträgen der kritischen Bloggerszene (sowie in den jeweiligen Kommentaren) zu Tage. Was mir allerdings etwas unter geht und weshalb ich hier dennoch einen Beitrag zu diesem Thema verfasse: Diese Menschenfeindlichkeiten können durchaus als allgemeine Alltagserfahrungen gelten!

Dazu braucht mensch nur mal in seinen "normalen" Verwandten-, Bekannten- oder Arbeitskreis zu schauen. Ich selbst habe es schon erlebt, dass von "Kümmeltürken" die Rede war. Wenn es um einen Umzug geht, will mensch natürlich nicht in Stadtviertel ziehen, wo "die Kopftuchträger" und das ganze "Gehoddsche" hausen. Als ich den näheren Osten erkunden wollte, sah ich mich ebenfalls mit sozialen Werturteilen konfrontiert: Was willst Du denn dort? Ist das denn sicher? Lass Dich bloß nicht von den 'Terroristen' da wegschnappen!

Dann gibt es natürlich jene, bei denen ein Strickpullover oder das Tragen von Dreadlocks ausreicht, um Kommentare über "alternative Schlampen" loszutreten. Oder aber das fröhlich-losgelöste Beieinander ausländischer Gäste wird zum Anlass genommen, darüber zu lästern, dass die u.U. vom deutschen Steuerzahler alimentiert werden. Denn wenn mensch es sich genau überlegt, bekommen die doch hier vom deutschen Staat mehr als von ihrer Heimat. Der Deutsche bleibt dabei natürlich völlig auf der Strecke. Solle doch das Heimatland für die sorgen! Das alles selbstverständlich nur hinter vorgehaltener Hand.

Oder nehmen wir eine Person, die sich als Veganerin bezeichnet und über die (arbeitslosen) Asis lästert, die in ihrem Innenhof tagtäglich einfach nur da sind und am Spielplatz rumhängen. Dabei wird auch gerne mal das Metzgersche Argument der Kohlenhydrate bemüht. Arbeitslosigkeit und Fettleibigkeit passt halt gut zusammen. Fett und Fleischkonsum. Meine Güte, mit der eigenen gesunden Ernährung ist ein streng vegetarisch lebender Mensch natürlich viel besser als die. Ob so eine gesunde Ernährung vielleicht auch von Einkommen, Lebenssituation usw. abhängt, auf die Idee kommt mensch nicht. Und überhaupt: Es ist ja gar nicht vorgesehen, dass sich alle "gesund" ernähren. Es muss halt immer welche geben, die kraft falscher Lebenseinstellungen "wegsterben". Das ist doch natürlich. Als streng vegetarisch lebende Person braucht das einen aber nicht zu kümmern: Schließlich ernährt mensch selbst sich gesund!

Tja, Hauptsache mensch hat jemanden, über den sich die eigene Lebensweise legitimieren lässt. Widersprüche und vor allem sozialdarwinistische Argumente, die faktisch schon braunes Gedankengut darstellen, interessieren da wenig. Mensch ist ja gut ausgebildet. Mensch hat ein Diplom, Master oder Magister. Oder mensch geht hart arbeiten. Nein, mit dumpfen Nazis hat mensch natürlich nichts gemein.

Zum Abschluss vielleicht noch eine persönliche Erfahrung aus dem Assessment-Center einer größeren Bank. Innerhalb eines Rollenspiels (es ging um eine Wohnungsvermietung) erlaubte ich mir nämlich den Spaß, absichtlich fremdenfeindlich zu argumentieren. Im Nachhinein durfte ich mich dann davon überzeugen lassen, dass dies auf rege Zustimmung bei den Bewertenden stieß. Aber gut, ich belasse es mal bei diesen Beispielen.

Ich denke, das genügt, um darzulegen, warum mir Menschenfeindlichkeit ein alltäglich anzutreffendes Phänomen zu sein scheint. Nicht nur innerhalb einer bestimmten "Elite"-Schicht, sondern über alle Schichten hinweg. Und auch nicht nur gegenüber "Ausländern", sondern auch gegenüber anderen Menschen(gruppen). Und genau da liegt das Problem, wenn der Spiegelfechter in seinem Beitrag eine unaufgeregte Diskussion über Integrationsprobleme (jedweder Art) fordert. Er übersieht, dass soziale Probleme wie z.B. bei Hartz IV oder der Integration oft bereits mit einem Vorsatz benannt werden. Klar, da gelten auch "ideologische Schranken". Aber wer z.B. die Sendung "Hart aber Fair" zum Sarrazin-Thema sah, wird sehr schnell gemerkt haben, wohin der Hase z.B. bei der "C"DU-Argumentation läuft, wenn es um Ausländer geht.

Es wird dann aus einem Missstand (mangelnde Integration) ein Strick gedreht, der allen möglichen Argumenten einer (staatlichen) "Vorleistung" die Luft abschnürt. Weil "die Ausländer" zu faul sind, sich zu integrieren, dürfen die auch nichts mehr fordern. Mensch ist sogar "empört" darüber, wie fordernd die entsprechenden Verbände manchmal auftreten. Böse Zungen könnten an dieser Stelle hämisch einwerfen: "Hey, seht doch, wie gut es den Ausländern hier geht! Die haben genug Zeit und Freiraum, hier herumzulammentieren! Sich nicht integrieren wollen, aber Forderungen stellen!".

Wer glaubt, dass dies nur OT ist, sollte sich mal einige Kommentare zur Sozialgerichtbarkeit in Sachen Hartz IV durchlesen. Dort entsteht förmlich der Eindruck, dass es "den Hartzis" viel zu gut geht. Die pro forma gerichtlich klagen. Ein undankbares Pack!

Nicht ohne Grund spricht Heitmeyer bezüglich seiner "gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit" über ein "vergiftetes Klima". Das Klima ist (!) vergiftet. Und Leute wie Sarrazin, Metzger, Clement usw. werfen dort auch noch verbale Sprengsätze hinein!

Eine wirkliche Lösung dafür, wie "heikle" Themen angesprochen werden können, ohne dabei die unterschwelligen sozialen Werturteile zu bedienen, habe ich zwar nicht. Ich habe aber die leise Vermutung, dass es womöglich etwas bringt, solche Themen nicht mit politischen "Leistungsträger|inne|n" zu klären, sondern mit den Verantwortlichen und Betroffenen vor Ort. Genau DAS scheint mir eines der größten Mankos zu behebenDass nämlich die Betroffenen i.d.R. nicht angehört werden.

Wie ich gerade merke, wäre zu dem Thema sicher noch etwas mehr zu schreiben. Mir schießen jedenfalls noch einige Gedanken durch den Kopf. Aber ich will die Geduld der Leser|innen|schaft nicht unnötig strapazieren. Dieser Beitrag hat ohnehin schon einen gewissen Umfang erreicht. Deshalb sollen andere Gedanken zu dem Thema anderen Beiträgen vorbehalten bleiben.

Sarrazin und das Echo der Blogger|innen

Wer KrAutism kennt, wird sich vielleicht gefragt haben, wo hier die Reaktionen zum Thema "Sarrazin" (siehe u.a.: FAZ, Welt und SZ) bleiben. Um ehrlich zu sein, hatte es mir sprichwörtlich in den Fingern gejuckt, mich erneut aufzuschwingen und etwas dazu zu schreiben. Tja, aber "andere" waren etwas schneller als ich und haben zum Thema äußerst bemerkenswerte Beiträge geliefert.

Darunter befinden sich u.a. "Sarrazin: Die Untermenschen und ich", "Nobel oder Pöbel" sowie "Das Recht aufs Ressentiment" auf Feynsinn. Mit "Das würdevolle Leben eines Integrierten" setzte Roberto J. De Lapuente von Ad Sinistram den Äußerungen Sarrazins (und dem Trubel darum) seine persönlichen Erfahrungen entgegen. Einen Tag darauf lieferte er den nicht minder lesenswerten Beitrag "Unheilige Dreifaltigkeit". Vom selbigen Tag stammt auch "Vorboten eines neuen Dreißigsten Januar" von Lutz Haustein, der übrigens als Gastbeitrag ebenfalls auf Ad Sinistram nachzulesen ist. Zum Schluss darf natürlich auch "Teile und hersche" vom Spiegelfechter Jens Berger nicht fehlen.

Alle diese Bloggereien stehen natürlich in der Sarrazin-kritischen Tradition, die auch ich pflege. Davon abgesehen halte ich diese Beiträge natürlich für wirklich lesenswert. Wer seine Kritik etwas stärker fundieren möchte, sei an diese Beiträge verwiesen.


Mittwoch, 16. September 2009

Integrity is free

Mehr aus Langeweile klickte ich mal wieder Integritys MySpace-Seite an und wurde wieder von einer für sie typisch-provaktiven Avatargrafik "begrüßt". Smilie by GreenSmilies.com Eigentlich wollte ich wieder schnell wegklicken aber da las ich etwas von ... "INTEGRITY • Free Album downloads". Also ... *klick* ...

Integrity haben sich entschieden, einige ihrer Alben zum kosten Download online zu stellen. Neben "Those Who Fear Tomorrow", "Systems Overload" und "Seasons In The Size Of Days" befinden sich dort noch EPs und Splits wie u.a. das geniale "Humanity Is The Devil" und "VValpurgisnacht".

Mein besonderer Tipp: "Humanity Is The Devil" (o.k. ... vergesst davon die "experimentellen" Tracks Smilie by GreenSmilies.com ... nur die Mugge zählt!).

Einfach genial!!!

Mittwoch, 9. September 2009

Rock en Seine 2009

Mit "etwas" Verspätung nun ein paar Worte zu "Rock en Seine".

Das Ganze ging über drei Tage (28.08.2009 bis 30.08.2009) und war, wie ich berichtete, bereits dadurch getrübt, dass am ersten Tag Oasis nicht spielte. Nun gut, ich selbst hätte sie mir zwar gerne mal angeschaut, aber so wichtig waren die mir eigentlich auch nicht. Viel wichtiger an diesem Freitag war mir der "ägyptische" Essensstand: Reis mit Bohnen, Linsen und - ich glaube - Spinat. Herrlich lecker! Davon gab's am Sonntag gleich noch eine Portion.

Am Samstag nun DER große Tag. In gewisser Weise hatte ich mich schon darauf gefreut, Offspring mal wieder zu sehen. Aber ehrlich: Was die lieferten war aufgewärmter Kaffee, den mensch im Altersheim üblicherweise verdünnt serviert bekommt. Nein, so ein richtiger Kracher war das keinesfalls. Interessanter waren da schon "Billy Talent", die im Vorfeld ganz schön vom Leder rockten. Tja und weil Offspring so lahm waren, ging es dann erstmal zu Yann Tiersen. Das war überraschenderweise wirklich schön gespielter Rock. Hat extrem viel Spaß gemacht, den Leuten auf der Bühne zuzusehen. Tja und danach ging's ... zu Faith No More.

Es war klasse! Es war gigantisch! Es war ... Leute, was soll ich dazu schreiben? Es war einfach so wie ich gehofft hatte, das es wird ... und besser! Alle waren gut drauf und nach dem Einstieg mit dem Jackson-Cover ging's richtig fett zur Sache! Das Set an Songs selbst war stimmungsmäßig gut abgestimmt: Hart und "soft" wechselten in genau den richtigen Dosierungen. Und dann die Songs selbst: Da war alles dabei! Und alles hat mitgesungen! Einfach klasse! Ich würde es bezeichnen als eines der besten Konzerte, die ich bisher erleben durfte.

Faith No More @ Rock en Seine 2009


Danach gab's noch ein paar Songs von Birdy Nam Nam, die meiner Meinung nach auch richtig klasse waren. Und dann ging's wieder Richtung Metro, die aber schlicht überfüllt war.

Am nächsten Tag, Sonntag, ging es wieder gegen Abend hin. Ehrlich gesagt hatte ich noch vor, ein paar Bands, die so gegen 15.00 Uhr spielten, anzusehen. Aber irgendwie war ich noch vom Vortag gezeichnet und kam nicht so recht aus dem Knick. Aber gut, was gab's zu sehen? Hm, da war zunächst einmal diese mysteriös angekündigte Band: "A mysterious band, a gathering of famous musicians which identities will stay secret until the gig!". Wer konnte das wohl sein? Zunächst aus den Augenwinkeln, dann ... immer klarer erspähte ich Josh Homme (Queens of the Stoneage) und Dave Grohl (Ex-Nirvana, FooFighters). Und dann klang das Ganze auch noch so ... ähm ... stonermäßig. Wie ich im Nachhinein feststellte, nannte sich das Ganze "Them Crooked Vultures" (siehe auch Wikipedia) und ist tatsächlich ein Projekt von Josh Homme und Dave Grohl, wobei noch John Paul Jones (Ex-Led Zeppelin) und ein mir unbekannter Alain Johannes von der Partie waren. Der Oberhammer war's nicht, aber es hat mir trotzdem irgendwie gefallen. Außerdem ist es auch lustig, zu sehen, dass der Grohl auf dem Schlagzeug rumholzt dabei Grimassen schneidet, wie früher bei Nirvana.

Zum Abschluss gab's Prodigy. Und auch da kann ich nur sagen: Meine Fresse! Hut ab! Mensch mag die Musik mögen oder nicht. Aber als Live-Band sind die einfach allererste Sahne! Da war schlicht alles in Bewegung ... alles schunkelte rum. Echt bombastisch. Und ... das erste Mal auf dem Open Air, dass ich mal richtige Bässe hörte.

Ein Resümee des Ganzen? Sagen wir mal so, die Bands selbst hätten meiner Meinung nach etwas "fetter" sein können. Ehrlich, da fehlte etwas mit Bumms. Etwas, das kracht. Sowas wie ... Deftones zum Beispiel. Ansonsten gab es viel dieser seltsamen Pop-Rock-Bands wie MGMT, die mir nicht viel gaben. Doof war auch, dass die Veranstalter nicht wirklich viel gegen den Staub unternahmen. Nach jedem Tag fühlte ich mich wie ein Kohlearbeiter. Naja. Und in Sachen Veranstaltung selbst: Irgendwie scheinen die es bisher noch nicht gebacken bekommen zu haben, die vollmundig angekündigte Entschädigung (15 Euro, weil Oasis nicht spielten) auch umzusetzen. Das ist wirklich arm!


Dawn of the ... (dust monsters)
@ Rock en Seine 2009


Ansonsten war das Open Air wirklich gut. Die Essensstände boten recht annehmbaren Mümmelmampf an. Als Veggie ließ es sich dort gut leben. Angenehm überrascht war ich davon, dass es kostenlos Trinkwasser gab. Tja und zu guter Letzt: Billy Talent, Them Crooked Vultures, Yann Tiersen, Prodigy und vor allem Faith No More haben den Besuch durchaus gerechtfertigt.


Seltsame Franzbäder

Am Freitag letzter Woche habe ich mich, nach gutem Zureden, dazu überwunden, ein französisches Hallenbad auszuprobieren. Von der Bahnlänge her ließ sich das, in dem ich war, durchaus mit dem modernen Hallenbad in der Antonienstraße (Sportbad an der Elster) vergleichen. Der Andrang an Besucher|innen hielt sich auch in Grenzen, so dass mensch ruhig ein paar Bahnen ziehen konnte.

Nicht so dolle war das ganze Umkleide-Regime. Gut, ehrlicherweise muss ich gestehen, dass es in manchen Teilen dem ähnelte, welches ich von der Antonienstraße her kenne. Aber ich kenne natürlich auch andere Hallen. Jedenfalls musste mensch in einer eigenen Umkleide die Badesachen anlegen. Und diese Umkleiden selbst waren SEHR klein. Zur Illustration: Stelle mensch sich vor, sich der Sachen in einem Geflügelkäfig entledigen zu müssen. Ich bin ziemlich sicher, dass die Umkleidekabinen nicht wirklich artgerecht sind. Einen "Trockenbereich" zum Wechseln der Schuhe gab es auch nicht. Ebenso "genial" waren die Duschkultur. Keine Ahnung, ob Franzosen wirklich so prüde sind, aber mir schienen sie - die Duschen - schon rein architektonisch (offen, direkt neben dem Schwimmbecken, Männer und Damen nebeneinander) tatsächlich nur dem Zweck zu dienen, die Badeklamotten mit H2O anzureichern. Wie sich insbesondere Frauen in ihren Badeanzügen waschen wollen, bleibt mir schleierhaft.

Aber genug gemeckert: Ein paar Runden zu schwimmen tat ganz gut.

Samstag, 29. August 2009

Ich sag nur "Oasis".

Da sag' ich gestern noch "Hey, ich würde gerne die Oasis-Brüder prügelnd auf der Bühne sehen!" und dann machen just die mir einen Strich durch die Rechnung!

"ANNULATION DU CONCERT D’OASIS
A la suite d’une altercation entre les deux frères Liam et Noel Gallagher dans les loges du festival, Noel a quitté le lieu et le groupe a annulé le concert prévu pour clôturer la première journée.
L’entourage du groupe nous a informés que le restant de la tournée d’Oasis était également annulé.
Après son triomphe sur la Scène de la Cascade plus tôt dans la journée, Madness a accepté de remonter sur scène pour redonner un concert".

Quelle: Rock en Seine.


Tja und wer im Netz sucht, wird auch noch weiter fündig: "Noel Gallagher abruptly quits Oasis" (oder halt mal hier die Google-News-Suche).

Als das dann gestern so kurz nach 22.00 Uhr von der Bühne aus verkündet wurde, gab es pfeiffende Proteste. Und dann zogen die Massen ab ... Wer extra das Freitagsticket gekauft hatte, wird sich somit also ganz schön in den Hintern gebissen haben.

Naja, dafür geht's heute hoffentlich gesittet "rocken": Billy Talent, Offspring und natürlich Faith No More! Tja und wenn's dann noch passt: Birdy Nam Nam. Smilie by GreenSmilies.com

Freitag, 10. Juli 2009

Unfairen Einkauf stoppen!

Unfairen Einkauf stoppenSupermarktketten drücken ihre Lieferanten im Preis und setzen unfaire Einkaufspraktiken ein. Die Leidtragenden dieser preisaggressiven Einkaufspolitik der Supermarktketten sind Arbeiter/innen in der Produktion hierzulande und in Entwicklungsländern sowie Beschäftigte im Verkauf. Hunger­löhne, miserable Arbeitsbedingungen, Überstunden und zunehmend unsichere Arbeitsverhältnisse sind die Folge. Unterzeichne den Appell an Edeka, Rewe, Aldi, Lidl und Metro! Fordere sie auf, beim Einkauf Arbeits- und Menschenrechte zu achten und ökologische und soziale Standards einzuhalten.

Link
www.unfairen-einkauf-stoppen.de.

Mittwoch, 8. Juli 2009

Was, Sie kennen den Zudeick nicht?

Wenn, liebe Leserschaft, SIE zu jenen Zeitgenoss|inn|en gehören sollten, die jetzt gerade mit "Hä?" antworten wollten, dann schämen Sie sich!!! Und wenn Sie damit fertig sind, gehen Sie auf die Seite des NDRs und hören sich ein paar von Zudeicks Wochenrückblicken an!

Diese sind so herrlich, dass die taz kürzlich sorgar eine eigene T.V.-Sendung für "den Philosophen auf Streife" forderte. Denn:

"Peter Zudeick ist der beste Satiriker, den dieses Land zurzeit zu bieten hat". Quelle: taz.

Dem kann ich mich nur anschließen. Ich habe selten eine so pointiert, rotzfreche Demontage politischer Phasen erlebt, wie sie Zudeick - geradezu meisterhaft - liefert. Er ist nicht nur der "kleine Junge", der lauthals auf des Königs fehlende Kleider zeigt, nein, er schreit mindestens ebenso laut, dass des Königs mangelnde Hygiene einem die Tränen in die Augen treibt! Smilie by GreenSmilies.com Köstlich!!! Und genau deshalb befindet er sich jetzt mit seinem Wochenrückblick auch hier in meiner Linkliste.

Und wenn Sie, wehrte Leserschaft, sich Zudeicks Wochenrückblick immer noch nicht angehört haben ... Hm ... Smilie by GreenSmilies.com.


Links
Zudeicks Wochenrückblicke.
"Ein Philosoph auf Streife" von Stefan Kuzmany (taz).

Dienstag, 7. Juli 2009

Arbo in Sludge-Stimmung

Keine Ahnung warum, aber im Moment bin ich mal wieder etwas in Sludge-Stimmung. Und nein, damit meine ich dieses Mal nicht das fette Zeug von Crowbar oder gar Neurosis. Sondern eher in Richtung Cult of Luna, die mich mit ihrem "Somewhere along the highway" regelrecht angesteckt haben. Meine Güte ist das Album düster, aber auch kraftvoll, leicht und verspielt. Und genau deshalb wird es wohl weiterhin mit unter meinen liebsten Alben kursieren.

Tja und nun sind mir ein paar interessante Bands über den Weg gelaufen, die just in diese Richtung gehen.

Regelrecht in ihren Bann geschlagen haben mich auch Rosetta aus Philadelphia (offizielle Seite). Irgendwie erinnerte mich das Geseufze von in "Homesick" an manchen Song von Limp Bizkit und Pleymo. Aber auf jeden Fall schwimmen die Gitarrenlinien wie Creme auf Eiskaffee, um dann gesanglich durcheinandergequirlt zu werden. Geil! Smilie by GreenSmilies.com

Ebenfalls aus den USA sind Mouth of the Architect (Ohio), The Tides (Providence, Rhode Island), Storm of Light (Brooklyn) und Minsk (Peoria/Chicago). Allerdings gebe ich zu, dass mich dieses Zeug nicht ganz so vom Hocker haut wie das obige Original (also Cult of Luna). Etwas anderes sind da Battle of Mice (Wenn das mal keine Anspielung auf den Hitchhikers Guide ist ... offizielle Seite): Mit ihrer Sängerin wirkt das etwas gewöhnungsbedürftig, bis leicht verstörend, aber es ist m.E. dennoch ein ziemlicher Kracher!

Aber zurück in die europäischen Gefilde. Aus Belgien stammen Amenra. Etwas "softer" und bisweilen an einen James-Bond-Soundtrack erinnernd sind Callisto aus Finnland (ha, welch Zufall ). Dagegen liefern Omega Massif aus Würzburg ein tatsächlich fettes Brett!

Tja, mein kleiner Favorit kommt komischerweise mal wieder aus Frankreich. Aus Bourdaeux, um genau zu sein. Year of No Light (offizielle Seite) sorgen für astrein cremige Parts, die sich in wirklich coole Harmonien auflösen. Sehr schön! Smilie by GreenSmilies.com

So und jetzt, wehrte Leserschaft: Rocken Sie!!! Smilie by GreenSmilies.com

Montag, 6. Juli 2009

Klarstellung: Sonntag!

Aber damit niemand einen falschen Eindruck gewinnt und mir schlecht über den Sonntag spricht: Der Sonntag war toll! Es schien sogar die Sonne! Smilie by GreenSmilies.com

Lichtes Spiel im Auenwald (05.07.2009)

Sonntag, 5. Juli 2009

Samaritärer Arbo ...

Vor ein paar Wochen war ich auf dem Weg zur sogenannten Öko-Fete im Clara-Zetkin-Park. Tja und in Höhe des GWZ kam auf einmal ein älterer Herr auf mich zu und meinte: "Hallo, ich hätte da mal eine kleine Frage ...". Wenn jemand schon so kommt, sollte mensch schleunigst die Füße in die Hände nehmen und ... rennen! Naturgemäß geht das dann aber nicht mehr! Also, was war das Anliegen dieses Herren? Im Grunde etwas ganz Banales: Er war von einem Pizza-Service und sein Auto sprang nicht mehr an. Ich sollte ihm also helfen, sein Auto anzuschieben. Wie gut, dass er auch gleich "Verstärkung" mitgebracht hatte: Einen gut gebräunten, etwas grau melierten Mit-30er. Zusammen schoben wir also die kleine Pizzakiste an und der ältere Herr fuhr von dannen. Ich machte mich meinerseits wieder auf den Weg zum Zetkin-Park. Während meines Weges fuhr dann ein schmucker Porsche an mir vorbei: Drin saß ... der Mit-30er.

Wenn ich mir die Szene so nachträglich durch den Kopf gehen lassen, ist das schon ziemlich amüsant. Mensch stelle ich einfach mal vor, wie der stark sächslende Pizza-Bote den parkenden Porsche-Herrn angesprochen haben muss! So in der liebenswert, aufdringlichen Art, wie sie - vom Klischee her - nur den Sächsinnen und Sachsen zu eigen ist. Und nicht nur das: Danach stürmte dieser Pizzabote noch schnurstracks auf mich zu, dem Akademiker aus proletarischem Hause. Kontrastreicher hätte das fast gar nicht mehr ausfallen können. Wer hätte das gedacht: Die Pizza als verbindendes Element, das die gesellschaftlichen Klassen an einem Strang ziehen lässt. Die Soziolog|inn|en dürften sich über diese Erkenntnis freuen. Smilie by GreenSmilies.com

Heute ging es mit den Hilfsgesuchen aber gleich weiter: In der TRAM sprach mich nämlich ein Herr an, der - natürlich - nicht der deutschen Sprache mächtig war. Aber damit nicht genug. Irgendwie kam er mit dem Automaten in der Straßenbahn nicht klar: Er wollte in die Menckestraße, aber konnte das nicht eingeben. Natürlich wieder ein klarer Fall für mich, der sich ebensowenig mit diesen Automaten auskennt! Toll, also habe ich erstmal ein wenig rumgetippt ... ehe ich feststellen durfte, welcher "Menüpunkt" anzutippen ist, um ein normales Ticket zu ordern. Was den ausländischen Gästen verständlicherweise nicht sofort klar sein wird und deshalb für Verwirrung sorgt, ist nämlich der Umstand, dass es nur eine Stadtzone gibt!

Also: Liebe LVB! Wäre es denn möglich, dass Ihr (1) die Displays IN den Straßenbahnen genau so hinbekommt, wie bei Euren supertollen Automaten an den Haltestellen? Und wenn es dann (2) nicht zu viel verlangt ist, dann sorgt verdammt nochmal dafür, dass die Anzeige für die normale Stadtzone im Sichtbereich erscheint und nicht irgendwo oben auf dem Display, wo der Blick sowieso nicht hinwandert, wenn ohnehin eine Reihe wirklich sinnloser "Klick-Eingabe-Options-Felder" die Aufmerksamkeit auf sich lenken! Ach was, gebt diesem doofen Ticket einen verständlichen - nein: VERSTÄNDLICHEN - Namen und nicht ein offenbar nur für Illuminaten bestimmtes "Zone 110"!!! Smilie by GreenSmilies.com

Als Ausländer ist mensch hier wirklich total aufgeschmissen. Soweit ich das mitbekam, muss der gute Herr bereits 5 Minuten an diesem tollen Automaten rumgewuselt haben, bevor er nochmal quer durch die Tram wanderte und schließlich mich ansprach. Aber gut, er geriet ja an den Experten schlechthin ... und hatte dann das Ticket bevor er aussteigen musste.

Und um den Tag mal wieder rund zu machen: Auf dem Heimweg sprach mich in Höhe der Universität eine Familie mit "Ostblockakzent" an, wo denn das alte Rathaus wäre. Die waren natürlich auf dem falschen Weg, nämlich zum neuen Rathaus. Der Weg zum alten Rathaus war natürlich leicht und vor allem eindeutig zu beschreiben. Kein Problem.

Nun passiert mir sowas in letzter Zeit auffallend häufig. Nicht, dass mich das wirklich stört. Ich find's nur etwas eigenartig, dass mir bisweilen so tolle Attribute wie Bombenlescher, Punk, Hippie, Alternativer o.ä. ans Revers geheftet werden, die allesamt nicht unbedingt von großer Vertrauenswürdigkeit und phänomenaler Nettigkeit zeugen, sondern - viel mehr noch - den Geruch des "Asozialen" an sich tragen. Gleichzeitig scheint dann aber dieser asoziale Hippie-Penner vertrauenswürig genug, um Fremden ohne Weiteres sogar ein Hilfsgesuch abzuringen. Ich meine, ich bin ja nicht der Einzige, der auf der Straße unterwegs und ansprechbar ist. Hm ... Smilie by GreenSmilies.com

Aber egal ... Wenn Sie, liebe Leserschaft, demnächst wieder durch Leipzig streifen und ein Problem haben, völlig egal was, dann zögern Sie nicht: Sprechen sie den nächsten Punk, Hippie, Bombenlescher oder was sonst so bei Ihnen unter "Asi" firmiert an! Smilie by GreenSmilies.com

Längerer Artikel-Rücklick: EU, Iran und BND

In den Tageszeitschriften der letzten Wochen gab es wieder einmal ein paar interessante Artikel, auf die ich hier - (kurz) kommentiert - hinweisen möchte.


Inhalt
(1) Zum Urteil des Bundesverfassungsgerichtes
(2) Geschehnisse im Iran
(3) Aktuelle Terrorwarnung(en)
(4) BND-Untersuchungsausschuss
(5) Neue Wallraff-Reportage

(1) Zum Urteil des Bundesverfassungsgerichtes

Den Anfang möchte ich mit dem Urteil aus Karlsruhe machen, in dem das Bundesverfassungsgericht über den Lissabonner Vertrag entschied. Auf den NachDenkSeiten ist dieses Urteil vor allem von Wolfgang Lieb ausführlich kommentiert worden. Zudem ist in seinem Kommentar u.a. die Langversion der Urteilsbegründung verlinkt. Das Wichtige an diesem Urteil ist, dass das Bundesverfassungsgericht den Vertrag zu Lissabon für rechtens erklärte, gleichzeitig aber für zukünftige Gesetze, in denen Europäisches Recht das deutsche Recht tangiert, mehr demokratiche Mitbestimmung forderte. Das ist der Grund, warum verschiedene Tageszeitung in diesem Urteil die Stärkung von Bundestag und Bundesrat sahen. Beispielsweise nannte Heribert Prantl von der Süddeutschen dieses Urteil eine "Europäische Sternstunde" und schrieb:
"Ja, wir können Europa stark machen.
Aber wir können das nur dann, wenn wir die Grundsätze der Demokratie beachten, in deren Zentrum der Wille des Volkes steht. Das ist die Botschaft des großen Urteils aus Karlsruhe."

Quelle: "Europäische Sternstunde" (SZ).

Ähnlich der "Spiegelfechter" Jens Berger, der auf Telepolis von einer "schallende(n) Ohrfeige aus Karlsruhe" schrieb und meinte:
"Das Urteil der obersten Verfassungshüter ist eindeutig und regelt nicht nur Deutschlands Ratifikation der Lissabon-Verträge. Das Urteil stellt vielmehr eine verbindliche Leitlinie für Berlin dar, wie man künftig mit "Europa" gesetzgeberisch zu verfahren hat: Lissabon ist ein Rahmenwerk, das keinen verfassungsähnlichen Charakter hat. Insofern sind die Verträge von Lissabon auch mit der deutschen Verfassung zu vereinbaren. Es darf allerdings keine demokratisch nicht legitimierte Zustimmung Deutschlands zu EU-Gesetzen geben, die die nationale Souveränität betreffen, die Kompetenzen der EU erweitern oder die Abstimmungsmodalitäten ändern.

Diese Zustimmung muss dabei durch die Legislative erfolgen, also durch Bundestag und Bundesrat."

Quelle: "Eine schallende Ohrfeige aus Karlsruhe" (Telepolis).

Wolfgang Lieb von den NachDenkSeiten sah das aber deutlich anders. In seiner Kommentierung beider Artikel schrieb er:
"Ich kann der Begeisterung von Heribert Prantl und von Jens Berger leider nicht folgen. Siehe dazu meinen heutigen Beitrag „Nachtwächter über den Nachtwächterstaat“. Nach allem, was ich bisher gelesen habe, ist eine stärkere demokratische Beteiligung nur dann gefordert, wenn es um die Erweiterungen von Kompetenzen der EU-Organe geht. Die Erwartung, dass nun jeder Richtlinie aus Brüssel zugestimmt werden müsste, halte ich für falsch. Andreas Voßkuhle, Vizepräsident des B undesverfassungsgerichts, fasst das Karlsruher Urteil mit den Worten zusammen: 'Das Grundgesetz sagt ja zu Lissabon, verlangt aber auf nationaler Ebene eine Stärkung der parlamentarischen Integrationsverantwortung'."

Quelle: NachDenkSeiten.

Fast wie eine Antwort auf diese Kritik bemängelte Heribert Prantl von der Süddeutschen in seinem Kommentar vom 03.07.2009 die neue Geschäftsordnung des Bundestages. Mensch mag es kaum für möglich halten, aber diese Schnapsnasen im Bundestag haben tatsächlich verfügt, dass jetzt routinemäßig gar keine Reden mehr gehalten werden müssen, es statt dessen Reicht, die Rede zu Protokoll zu geben. Mit anderen Worten: Statt einer öffentlichen Debatten wird das Stück Papier beim Bundestagspräsidium deponiert, in der "stillen" Hoffung, dass jemand es liest, und dann geht es einfach - ohne Diskussion - zur Abstimmung. Tolle Sache! Für sowas haben wir Volksvertreter|innen!

Wie die Faust auf's Auge passt da natürlich das "Bad Bank"-Gesetz, das durch den "Spiegelfechter" Jens Berger im Freitag vom 03.07.2009 kommentiert wurde: "Müll sucht Eimer". Für jene Leserinnen und Leser, die nicht wissen, was eine "bad bank" ist: In diese "bad banks" können "normale" Banken ihre schlechten Wertpapiere auslagern, so dass die entsprechenden Verlustpapiere nicht mehr in der "hauseigenen" Bilanz stehen und eine womögliche Insolvenz abgewendet ist. Dafür übernimmt "der Staat" dann das Ausfallrisiko solcher schlechten Wertpapiere. Wenn die Erlöse aus diesen Wertpapieren also niedriger ausfallen und ein Verlust eintritt, steht der Staat dafür gerade. Und das kann Folgendes bedeuten:
"Im schlimmsten anzunehmenden Fall könnte der Steuerzahler also auf Ausfällen in dreistelliger Milliardenhöhe sitzen bleiben – unter Umständen mehr als ein kompletter Bundeshaushalt. Dagegen sind die Millionenbeträge, über die im Bundestag sonst bis aufs Blut gestritten wird, Peanuts. Im Gesetzesentwurf steht im Feld „Alternativen“ das Wort „keine“ und das ist es auch, was die Regierung suggerieren will".

Quelle: "Müll sucht Eimer" (Freitag).
Also, um es kurz zusammenzufassen: Da urteilt das Bundesverfassungsgericht in einer Weise, die bei einigen Schreiberlingen euphorisch als Stärkung der Demokratie gefeiert wird, und dann haben unsere Damen und Herren Volksvertreter|innen nichts anderes zu tun, als mal wieder durch Inkompetenz zu glänzen und sich quasi selbst zu sterilisieren. Eine wirklich reife Leistung!


(2) Geschehnisse im Iran

Zum Thema Iran gab es vor nun leider etwas längerer Zeit einen interessanten Artikel von Katajun Amirpur: "Die schweigende Mehrheit" (FR). Kritisch nahm auch Spiegelfechter Jens Berger die Geschehnisse im Iran unter die Lupe: In "Aufstand der Generation Twitter" wies er u.a. darauf hin, dass die derzeitigen Demonstrant|inn|en "tendenziell eher in den Städten zu verorten sind und mehrheitlich den gebildeten und wohlhabenderen Schichten angehören". Nachdem faktisch fest steht, dass die Wahlen im Iran nicht ordnungsgemäß verliefen, gibt es von Jens Berger auch eine Nachbetrachtung der Ereignisse: "Requiem für die Grüne Revolution" (03.07.2009, Spiegelfechter).


(3) Aktuelle Terrorwarnung(en)

Die neusten Äußerungen hinsichtlich möglicher Terrorakte kommentierte Mely Kiyak in der FR: "Liebe Terroristen!". Treffend heißt es dort u.a.
"Das allerabsurdeste aber ist, dass August Hanning nach all dem Gefahrenszenario, das er zeichnete, vor einer Alarmstimmung warnte. Ja, mehr noch, er sagte, dass es keine konkreten Hinweise für einen Anschlag gibt. Wird irgendjemand daraus klug? Wahrscheinlich nur ihr Terroristen. Vielleicht sitzt ihr in einer Grube im Sauerland und denkt, Wahnsinn, unsere Propagandazentrale im BMI funktioniert prima. Wir schicken ein Video, verbreiten ein paar Gerüchte und, zack, machen sich alle in die Hosen!

Mein Gott, ist das alles abstoßend."

Quelle: "Liebe Terroristen!" (FR).

(4) BND-Untersuchungsausschuss

Und wo wir gerade beim Geheimdienst sind. Kann sich noch jemand an den BND-Untersuchungsausschuss erinnern? Nein? Dann wird es Zeit, sich das Resümee von Connie Uschtrin im Freitag zu Gemüte zu führen: "Im Namen der Terrorabwehr" heißt ihr Artikel. Ein Skandal, dass der Skandal ob der ernüchternden Ergebnisse des Ausschusses ausbleiben wird. Der Fall Kurnaz, die aktive Beteiligung am Kriegseinsatz im Irak, die Bespitzelung von Journalisten: Alle diese Themen werden vor der Wahl voraussichtlich keine Rolle mehr spielen (sollen).

(5) Neue Wallraff-Reportage

Tja und dann gibt es noch eine neue Reportage von "Walli" Wallraff: "Unfeine Küche" (Zeit). Darin geht es um übelste Ausbildungsbedingungen in der Gastronomie. Dazu werde ich noch etwas verfassen, da mir der Artikel quasi die Steilvorlage für einen kleinen - kritischen- Rundumschlag liefert. Aber vorab nur so viel: Es geht um körperliche Misshandlungen, Überstunden usw. usf. ... und darüber, dass dies offenbar einfach so hingenommen wird! In dem Zusammenhang möchte ich auf die Aktion des DGB aus dem Jahre 2005 hinweisen: In sogenannten "Schwarzbuch Ausbildung" veröffentlichte der DGB damals ebenfalls ziemlich üble Situationen, denen Azubis damals ausgesetzt waren.

Mittwoch, 1. Juli 2009

PR auf Phoenix?

Auf Phoenix war wieder die montägliche Talk-Sendung "Unter den Linen" zu sehen, in der Gustav Horn vom Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Boeckler-Stiftung auf einen gewissen Herrn Thomas Selter, einem Familienunternehmer, zum Thema "Wirtschaftswunder reloaded - Die Familienunternehmen" (29.06.2009) traf. Es ging - natürlich - wieder um die Krise. Inhaltlich möchte ich deshalb nicht so stark darauf eingehen, da sich jedeR das Video selbst ansehen kann und zum Thema im Grunde auch schon viel gesagt worden ist.

Was mir trotzdem eine Erwähnung wert ist, ist dieser Herr Selter. Der wird seit einiger Zeit öfters in den öffentlichen Bedürfnisanstalten (OT: Schramm!) rumgereicht und saß dort als "Familienunternehmer" und als Vorstandsmitglied Verband "Die Familienunternehmer / ASU". Diese Info lässt sich auch aus seinem Profil bei einem bekannten "social network" entnehmen. Nun war ich aber mal so frei und habe konkret nach dem Verband gesucht und wurde auch fündig. Einerseits lässt sich der Verband direkt im Internet auffinden, andererseits existiert bereits eine WIKIPEDIA-Seite über ihn. Wer nun direkt auf der Verbandsseite nach den Repräsentant|inn|en schaut, wird den Herrn Selter jedoch weder im Bundesvorstand, noch im Bundespräsidium vorfinden.

Nun gut, ich will dem Herrn daraus keinen Strick drehen. Wer weiß, ggf. ist er ja ein "einfaches" Mitglied in dem Verband (andererseits: dann würde davon sicher nichts in seinem "social-network"-Profil stehen). Als Zuschauer von Phoenix empfinde ich es jedenfalls als ziemlich in die Irre führend, wenn in der Textvorstellung von einem Vorstandsmitglied die Rede ist, das vom Verband selbst nicht aufgeführt wird. Ich selbst hätte ehrlich gesagt gar kein Problem, wenn Phoenix einen einfachen Familienunternehmer eingeladen hätte: Das wäre ja durchaus mal sympathisch gewesen. Aber mit solchen Titeln, wie sie in der Vorstellung seitens Phoenix aufgeführt sind, wird eine bestimmte Legitimität vorgetäuscht, die offenbar gar nicht vorhanden ist. Als Phoenix-Zuschauer frage ich mich, was das Problem gewesen wäre, einfach mal mit ein paar Klicks und Telefonaten die wahre Funktion des Herrn Selter zu recherchieren.

Was nun allerdings hinzu kommt ist eine Art Missgeschickt, das mensch mir jetzt vielleicht als Kleinkarriertheit verwerfen könnte, das meiner Meinung nach aber trotzdem einen ziemlich bitteren Nachgeschmack hinterlässt: Damit meine ich das Thema der Sendung! Dieses lautete "Wirtschaftswunder reloaded - Die Familienunternehmen". Der Verband, von dem ich oben schrieb, heißt: "Die Familienunternehmer – ASU".

Wenn mensch jetzt noch bedenkt, dass dieser Verband mit seinem Namen Aufhänger des Gespräches war, scheint der Auftritt eine astreine PR-Aktion gewesen zu sein. Und das, im öffentlich rechtlichen Fernsehen - das empfinde ich zumindest für bedenklich. Nicht, dass solche Lobbygruppen nicht auch auftreten sollen. Verbieten will ich da nichts. Ich kann mich nur des Eindrucks nicht erwehren, dass dort unterschwellige Botschaften gesendet werden. Und zwar nicht über irgend einen zotigen Privatsender, sondern über einen öffentlich rechtlichen Sender, der eigentlich für seriöse Berichterstattung stehen will. Und das stinkt mir!


The Black Lodge

Da lade ich mir hier Ottos Tochter auf den Blog ... höre zufällig den letzten Song "this girl" ... und irgend etwas kommt mir daran verdammt bekannt vor. Gut, generell erinnerte mich der Song ein wenig an die alten Grunge-Zeiten. Aber das war's nicht. Es waren vor allem diese immer wiederkehrenden ruhigen Stellen! Woran erinnerte mich das nur?

Und dann fiel es mir mit einem Male ein: Klar ... Smilie by GreenSmilies.com ... "the black lodge" von Anthrax. Mensch, "sound of white noise", auf dem sich der Song befand, war damals DAS Album für mich. Absolut genial!




Tja und irgendwie erinnerten mich ein paar Passagen von Pinkstar "the girl" (ab ca. 1:45) eben an "the black lodge". Jedenfalls auch - und vor allem - von der "Grundstimmung" her.

Übrigens: Wer sich das Video zu "the black lodge" anschaut, wird vielleicht das Gefühl bekommen, die eine Dame dort zu kennen. Ja, richtig erkannt ... es ist Jenna Elfmann, die später mit dieser Seifenoper "Dharma & Greg" bekannt wurde. Dummerweise ist die bekennende Scientologin. Smilie by GreenSmilies.com Naja ...

Nichtsdestotrotz bleibt "the black lodge" einfach nen genialer Song. Für steht er für die musikalisch genialste Zeit von Anthrax, die Bush-Ära. Ja, John Bush, ein Energiebündel, cooler Sänger und geniale Frontsau. Mensch, ist es schade, dass er nicht mehr bei Anthrax weilt. Smilie by GreenSmilies.com Wenigstens konnte ich sie noch in der Formation auf dem Full Force erleben.


Motorcycle Motherfeed und Ottos Daughter Pinkstar

Ja, ich war mal wieder fotographisch unterwegs, und zwar zur Fete de la Musique am 21.06.2009. Natürlich nicht in Frankreich selbst, sondern in der MB. Smilie by GreenSmilies.com

Gespielt haben Motorcycle Motherfeed. Wirklich coole Mugge. Songs gibt's auf ihrer MySpace-Seite. Dabei ist dann nachfolgendes Bild entstanden. Eigentlich ein Zufallstreffer: Alles verschwommen, bis auf den Basser. Ich habe das dann versucht, per GIMP noch etwas stärker zu betonen, was letztlich zu der hier vorgestellten Bildversion führte.

Motorcycle Motherfeed at Fete De La Musique (21st June 2009, Leipzig, MB).

Ansonsten habe ich noch einmal mein MySpace-Profil gepflegt und dabei ist mir aufgefallen, dass Ottos Daughter jetzt Ottos Daughter Pinkstar heißen. Eine interessante Instrial-fette-Metal-(Cyber)Punk-Mixtur. Keine Ahnung, was ich genau an denen gefressen habe, aber "Mars" geht mir echt nicht aus dem Ohr. Also: Reinhören!

(Gedult: Das Laden des nachfolgenden Players kann etwas dauern!)


PinkStar
Quantcast


So, und jetzt: Rocken!!! Smilie by GreenSmilies.com

Dienstag, 30. Juni 2009

Arbo spricht über: bewussten Konsum

Mit "Wir sind, was wir essen" gibt es auf Ad-Sinistram einen interessanten Artikel, zu dem ich mal wieder nicht die Klappe halten kann und möchte.

Dem Beitrag selbst könnte ich nämlich in weiten Bereichen zustimmen, denn er spricht doch einige richtige Kritikpunkte an. Wenn, ja wenn er denn nicht so tendenziös wäre, indem er mit solchen alten und typisch abgeschmackten Kampfsprüchen a la "Der Mensch ist eine besondere Art von Raubtier, moralische Fragen hin oder her." aufwartet. Im Grunde eine typisch spaltende (!) Aussage, die ja - bewusst - Vegetarier|innen provoziert. Dabei stören mich, als Vegetarier, natürlich auch am "Vegetariertum" einige Dinge!

Beispielsweise sollte sich niemand etwas vor machen: Die "Veggieszene" ist durchaus ein Spielplatz für Unternehmungen, was im Grunde ja nicht schlecht sein muss, aber sie eben deshalb auch vor den typischen - industriellen - Problemen nicht gefeit bleibt. Vegetariertum ist also mittlerweile ein Lifestyle, ist hip. Was es für Probleme mit den damit zusammenhängenden "Bio-Labels" gibt, war ja nun schon länger in den Zeitschriften thematisiert.

Zweitens ist die in manchen Bereichen erlebbare "vegetarische" Militanz dann doch erstaunlich. Die gleiche Nächstenliebe, die dem Tiere angedeiht, vermisse ich da gegenüber der eigenen Spezies. Wenn dann bestimmte Gewohnheiten und Gesellschaftsgruppen aufeinander treffen, dann kann bisweilen auch ein ziemlich vergiftetes Klima der Ungleichwertigkeit aufkommen (Stichwort: Stereotypes Bild der Kohlenhydrate futternden Hartz-IVer). Insofern schließt sich dort der Kreis zum vorherigen Punkt, dass sich nämlich Veggie zu sein zu einer Art "Lifestyle" entwickelt hat, der für bestimmte - sich für elitär haltende - Schichten auch als gesellschaftliches Abgrenz-Kriterium bzw. Symbol herhält.

Sicherlich gibt es da auch andere Bereiche, insbesondere bezüglich der Gesundheit. Mensch überlege nur mal, wer sich den zum guten Teil als Humbug zu bezeichnenden Kram in Sachen Konsmetik, Ernährung usw. usf. überhaupt leisten kann!

Nun scheint mir die Beobachtung richtig zu sein, wonach "wir" (Wer ist damit eigentlich gemeint?) unkritisch essen. Insofern müsste ein "bewusstes Konsumieren" gefordert werden. Dazu gehört dann u.a. auch, Produkte zu vermeiden, deren Hersteller z.B. im Verdacht stehen, Gewerkschaftsangehörige zu drangsalieren.

Allerdings: Real wird mensch wohl feststellen müssen, dass sich das schwerer umsetzen als proklamieren lässt! Wer weiß denn schon, was und von wem mensch was konsumiert? Haben denn alle Personen überhaupt die Möglichkeit dazu? Und genau da setzt meine Kritik an "Wir sind, was wir essen" an.

Denn sorry, aber wenn ich mir den Vorwurf des unkritischen Konsumierens durch den Kopf gehen lasse und gleichzeitig in Rechnung stelle, dass "die Politik" bei ihrer Planung des Existenzminimums knallhart mit sarrazinärer Schonkost rechnet, dann platzt mir sprichwörtlich die Hutschnur! Es tut mir leid, das so deutlich schreiben zu müssen: Aber der Kritikpunkt am "unkritischen Essen" gibt Wasser auf die Mühlen jener Menschenfreunde, die in ihren Mitmenschen ohnehin nur Tiere sehen (und ihnen deshalb bisweilen auch nicht mehr zustehen wollen, als zum (Dahin-) "Vegetieren" nötig ist). Die Kritik an den akademischen Zwangskochtöpfen beißt sich also durchaus mit der hier gehäußerten Kritik am "unkritischen Essen".

Dabei bin ich natürlich auch nicht völlig vom anderen Stern: Mir ist schon bewusst, dass es bestimmte - festgefahrene - Verhaltensmuster gibt, die überall auftreten und die - mit "gutem Willen" - durchaus aufgebrochen werden könnten. Für gewöhnlich kommen die entsprechend gut gemeinten, erzieherischen Ratschläge dann aber von Leuten, die einer bestimmten elitären Schicht angehören und somit ihre eigenen, menschenfeindlichen "Ihr seid doch selbst schuld!"-Thesen rechtfertigen.

Deshalb hinterlässt auch der letzte Satz des Textes einen bitteren Nachgeschmack:
"Kurzum, die gezielte Askese am Produkt, nämlich, dass ein bestimmtes Produkt nicht immer verfügbar sein kann, ist die notwendige Einsicht in bessere, ethischere, ökologischere, auch sozialere Zustände", (Quelle: Ad-Sinistram, 2009).
Er wäre richtig, wenn alle den gleichen Zugang zu den Produkten hätten, an denen "wir" Askese üben sollen. Er lässt außer Acht, dass eine Reihe von Leuten in Wirklichkeit vom Konsum ausgeschlossen sind - oder gar keine wirklich große Entscheidungsfreiheit bezüglich des Konsumes besitzen (z.B. bei Hartz-IV-Diät).

Trotz der interessanten und richtigen Kritikpunkte, sind es genau dieser fehlende Aspekt und die dadurch erzeugte Tendenz, die mich an dem obigen Beitrag stören.

Mittwoch, 10. Juni 2009

MidWriteCrisis

Wie nennt mensch den Zustand, in dem sich jemand befindet, wenn dieser: über Stunden die Bücherwürmer aus ihren angestammten Behausungen vertreibt, fleißig excerptiert und dabei natürlich auch gleich die weitere Verschriftlichung vorantreibt ... aber dann, so kurz nach 15.00 Uhr, erst einmal eine Schreibblockade hat? Richtig "MidWriteCrisis"! Smilie by GreenSmilies.com

In dem Sinne: Viel Spaß mit ...



Besser spät als nie: Rocken ohne Ende mit Therapy? und Sepultura!

Durch Zufall habe ich mitbekommen, dass Therapy? wohl seit einiger Zeit ein neues Album namens "Crooked Timber" draussen haben. Dazu gibt es mittlerweile auch ein Video, allerdings bei vimeo gehostet. Klingt recht viel versprechend! Leider gibt's dazu offenbar doch noch keine Tour.

Und dann ist da noch SEPULTURA (offizielel Seite: hier). Bei "What I Do" glaubte ich erst, mich zu verhören. Aber meine Fresse: Die haben tatsächlich TIEFER gestimmt!!! Mensch ist das GEIL! Dann noch "We've lost you" ... so RICHTIG schön tief. Insgesamt scheint's also wieder so richtig rumpelig, tief, gemein zu sein ... da, wo Sepultura für mich damals aufgehört hatte zu existieren, fangen die offenbar nun wieder an. Meine Güpte: Wie lange habe ich auf DAS Album gewartet. Tja, da kann Maxe nur noch einpacken. Ich denke, alle Bedenken, die ob der faktischen Entkernung der Band aufkamen, sind mit dem neuen Album hoffentlich erledigt. Smilie by GreenSmilies.com





Also, liebes Musikvolk: Es darf wieder gerockt!

Arbo spricht über: die Wahl!

Tja, am Sonntag war Wahl und beinahe, ja: beinahe, wäre ich fast gar nicht hingegangen. Warum? Ich hätt's schlicht und einfach verpennt! Habe wieder einmal geschrieben und gegen Nachmittag fiel mir ein: Da war doch was ... Tja, so ist das, ein Leben ohne T.V. und ohne Zeitung. Aber naja, es hat jedenfalls es noch einmal geklappt.

So wie's ausschaut kommt auch die Person in den Stadtrat, die ich gewählt habe. Was mir allerdings gar nicht schmeckt: Welche Idioten haben die zwei Hanseln von der NPD da rein gewählt? (Quelle: l-iz.de). Das gilt insbesondere, angesichts der Wahlbeteiligung von angeblich 40,8%! (Quelle: MDR). Das mag ja immer noch mehr sein, als 2004, aber wenn ich mir überlege, dass es NUR etwa 41% sind, die über den Stadtrat bestimmt haben ... Smilie by GreenSmilies.com

Mittwoch, 3. Juni 2009

Arabic Metal?

Aus diversen Gründen fällt mir das Einschlafen heute leider schwer ... also will ich dann doch noch für einen "kleinen" Beitrag sorgen. Und zwar gab es in Leipzig kürzlich die arabischen Filmwochen, die vo Eurient (Verein für transmediteranen Kulturdialog) ausgerichtet wurden.

Jedenfalls war ich dann in "Satanic Angels", der von Pierre Hecker eingeleitet wurde. Inhaltlich ging es um eine marrokanische Metalheadz, insbesondere um die einer Band, welche ob ihrer Musik ins Gefängnis kamen und denen ein regelrechter Schauprozess gemacht werden sollte. Allerdings formierte sich um dieses Ereignis ein regelrechte Bürgerbewegung, die um die Freiheit der inhaftierten Metalheadz stritt. Anzuführen ist, dass das alles auf wahren Begebenheiten beruhte. Zum Film selbst lässt sich sagen, dass mensch es ihm anmerkt, nicht in erster Linie für das Europäische Publikum bestimmt gewesen zu sein. Die Musik selbst war auch ziemlich ... naja ... suboptimal. Aber gut, es war wenigstens Gitarrenmusik. Das Thema an sich war aber dennoch interessant. Im Gedächtnis geblieben ist mir eine Szenen, in der es um staatliche Repressalien gegen Journalisten ging und einer dieser Journalisten dann (sinngemäß) meinte: Freie Presse ist doch nichts, was es nur in der westlichen Welt gibt!

Wer sich also dafür interessiert, wird sicher einen interessanten Film erleben.

Tja ... und heute, ebenfalls von Eurient veranstaltet, "Heavy Metal in Baghdad", ebenfalls wieder mit einem Geleitwort von Pierre Hecker. Mensch merkt: Heavy Metal hat mal wieder mächtig Hochkonjunktur bei mir. Tja, dieses Mal ging es um die "einzige Heavy-Metal-Band" des Iraks, welche bei ihren Konzerten in Baghdad und während ihres Flüchtlingsauftenthaltes in Syrien begleitet wurde. Zugegebenermaßen hatte ich hier vor längerer Zeit bereits darüber berichtet. Und wenn ich ehrlich bin, wirkte diese Dokumentation auf mich leider trotzdem gestellt. Keine Ahnung, woran das lag. Auf jeden Fall hatte sie etwas Künstliches an sich. Mir selbst schlug dann leider noch die "Kameraführung" etwas auf den Magen: Das ständige Herumwackeln ging mir wirklich auf die Nerven. Insgesamt möchte ich mit einer Weiterempfehlung daher etwas zurückhaltend sein. Für Interessierte sicher sehenswert. Die Musik ist auch besser als bei "Satanic Angels". Aber aus meiner Sicht kein Muss.

Zum Schluss noch ein paar Gedanken zu den Einführungen von Pierre Hecker. Die fand ich nun wiederum wirklich gut, hätte mir dazu aber gerne mehr gewünscht. Laut Hecker gäbe es fast überall im Nahen Osten Metalbands, aber hauptsächlich nur im Falle der Türkei, Israels und des Libanons ließe sich von einer "echten" Szene sprechen. Heavy Metal ist im Nahen Osten also erst noch am Entstehen. Allerdings sind die Metalheadz überall mit den gleichen Problemen konfrontiert, mit denen bereits ihre Musikgenoss|inn|en hier im "westlichen Europa" sich auseinandersetzen mussten. Konkret handelt es sich natürlich um die bekannten sozialen Werturteile hinsichtlich des äußeren Stils und der Symbolik. Verschärfend treten hier die kulturellen Besonderheiten hinzu: Lange Haare gelten weiblich und Ähnliches gilt auch für Ohrringe.

In gewisser Weise kann ich das aus eigener Erfahrung bestätigen, jedenfalls was Ohringe betrifft. Das kann in Syrien schon mal für "Verwirrung" sorgen, um es mal vorsichtig auszudrücken. Mit meinen langen Haaren hatte ich dagegen überhaupt keine Probleme. Es kann aber auch sein, dass mir das nicht so auffiel. Interessant fand ich den Hinweis mit den sozialen Werturteilen aber auch noch aus einem anderen Grund. Denn in gewisser Weise darf die Skepsis gegenüber der Metalbands schon deshalb nicht ganz verwundern, weil einige Bands meiner Erfahrung nach doch ziemlich starken Tobak auffahren. In Sachen Diabolismus gibt es einige Sachen, die deutlich am schwedischen Black- und Deathmetal angelehnt sind. Jedenfalls war ich ziemlich verwundert, als ich vor längerer Zeit einmal nach Metalbands aus dem arabischen Raum suchte und dabei eine Menge solcher schwedischen Ableger fand. Möglicherweise mag der Zuspruch für diese Spielart einem Drang nach Protest entspringen - offenbar mit Erfolg. Naja, leider verlor Pierre Hecker darüber kein Wort. "Leider" deshalb, weil ich es schon etwas seltsam fand, dass sich stilistisch die eben benannte Tendenz abzeichnet. Wie ich einst an anderer Stelle schrieb: Eine arabische Soulfly-Truppe oder Slipknot sind mir bisher nicht über den Weg gelaufen. Leider auch keine HC-Bands. Dabei sind Bands wie Slipknot und Sepultura dort offenbar keine Unbekannten - in "Heavy Metaln in Baghdad" wurden T-Shirts von diesen Bands getragen.

Montag, 1. Juni 2009

Neue Woche, neue Kreativitäten und Neues vom Low Life Syndicate

Was für ein seltsamer Tag: Beginn des neuen Monats, Kindertag, zugleich Pfingstfeiertag und damit natürlich auch Ausklang der schwarzen Tage zu Leipzig (auch Wave Gothic Treffen genannt). Smilie by GreenSmilies.com

Da mir das Wochenende selbst etwas mau war, habe ich mich mal wieder ... tata ... musikalisch betätigt: "Grunge Transformation" und "Forgotten Revenant" sind dabei herausgekommen. Sie können hier im Player angehört werden, finden sich zudem auch auf MySpace. Und beiden sitzt das schwarze Wochenende noch merklich in den Knochen. Zugegebenermaßen bin ich mit beiden wieder einmal nicht ganz zufrieden.

"Grunge Transformation" lag schon ein paar Wochen auf meiner Platte herum. Eigentlich wollte ich das noch einmal "sauber" einspielen. Aber nach mehrmaligem Hören beschlich mich die Angst, dass dann der Verve des Songs verloren geht. Also habe ich ihn so gelassen. Ausgangspunkt war, mensch wird es ahnen, das Anfangsriff. Anfangs habe ich das in unzähligen Variationen gespielt und dabei erinnerte es mich irgendwie an meine Grungezeiten (ach ja ... Kurt & Layne Smilie by GreenSmilies.com). Allerdings war mir das dann ein etwas zu melancholischer Anlass. Also habe ich noch ein paar Riffs und ein paar für Low-Life-Syndicate typische Chorusparts hinein gemixt.

Tja und "Forgotten Revenant" ist von mir am Freitag und Samstag eingespielt worden. Eigentlich sollten dort mehr Elektronikeffekte hinein. Aber irgendwie kam ich da nicht auf den grünen Zweig. Das gleiche Schicksal wie seinem Vorgänger, nämlich einige Wochen auf der Platte herumzuschmoren, wollte ich ihm ersparen. Hier war der Ausgangspunkt eine sehr bekannte Melodie (Mal sehen, wer darauf kommt: Sie wird ein (!) Mal am Anfang gespielt! Smilie by GreenSmilies.com ). Jedenfalls wollte ich daraus keine Ballade werden lassen und es auch etwas minimalistischer halten. Tja, ein fieses kleines Riff sowie breite Flächen mussten natürlich mit rein.

Aber abgesehen von diesen beiden Songs selbst ist dieses Mal neu, dass ich mich in einer anderen "Arbeitstechnik" versuchte: Die Gitarrenteile wurden nämlich nicht wie sonst, alles in einem Stück, sondern stückchenweise eingespielt. Außerdem kam mein neues Effektgerät zum Einsatz. Vielleicht wird sich noch die ein oder der andere erinnern: Vor längerer Zeit erwähnte ich das G7.1ut von Zoom. Aber nun bin ich seit geraumer Zeit Besitzer des Boss GT-10. Und was soll ich sagen: Ich hätte nie gedacht, dass ich von denen (freiwillig) etwas spielen würde. Smilie by GreenSmilies.com Aber gut, wenn ein ausführlicher Bericht gewünscht wird, werde ich den hier natürlich nachliefern.


Boss GT 10!


Damit wären wir schon beim nächsten Punkt: Fotos. Ich habe mir erlaubt, meinen Flickr-Fotostream anzureichern.

In dem Sinne wünsche ich einen guten Start in die neue Woche! Wenn die Songs gefallen, dann hinterlasst einfach ein Feedback: Würde mich sehr freuen! Smilie by GreenSmilies.com

Samstag, 30. Mai 2009

Arbo ... revisioniert.

Asche auf mein Haupt: In meinem letzten Beitrag habe ich auf einen Artikel von Arne Hoffmann hingewiesen, hatte mich vorher aber leider nicht genauer über den Autor informiert. Wie ich auf Wikipedia und Arendt Art lese, hat dieser Autor aber u.a. für die Junge Freiheit geschrieben, die u.a. als Sprachrohr der Neuen Rechten gilt.

Und ehrlich gesagt, habe ich damit ein Problem! Denn einerseits spüre ich zwar, dass sich islamophobe Tendenzen gesellschaftlich etablieren - und das geht mir deutlich gegen den Strich, nebst der ganzen Doppelmoral, die damit verbunden ist. Andererseits möchte ich in keiner Weise Wasser auf die Mühlen solcher Gruppierungen wie dem oben genannten Sprachrohr geben. Gerade, wenn ich in "meinem Viertel" ab und an den Slogan "Todesstrafe für Kinderschänder" lesen muss, lässt mir deren Klientel das Frühstück regelmäßig wieder hoch kommen! Bezüglich des verlinkten Artikels hinterließen die obigen Informationen bei mir jedenfalls ein mulmiges Gefühl.

"Nüchtern" betrachtet habe ich jedoch an dem unten verlinkten Beitrag zur "Buchvorstellung: Islamfeindschaft und ihr Kontext" (das Buch selbst entstand aus einer Konferenz "Feindbild Muslim Feindbild Jude") inhaltlich weiterhin nichts auszusetzen. Das Buch selbst scheint mir tatsächlich lesenswert. Allerdings bitte ich beim Lesen die oben beschriebenen Umstände im Hinterkopf zu behalten!

Naturgemäß gibt es beim Thema "Islamfeindschaft" ja durchaus Probleme mit dem rechten Rand, weil dieser sich jener islamophober Tendenzen als "Alibi"-Argument bemächtigen kann, um dann Teile seiner tatsächlich menschenfeindlichen Agitation in einem "unbeschwerteren" Licht erscheinen zu lassen. Das heißt aber nicht, dass dieses Thema zu ignorieren ist und dass die Thematik selbst automatisch für eine "rechte Gesinnung" steht. Ich selbst habe es oft erlebt, dass bestimmte soziale Werturteile gegenüber vermeintlichen Muslima und Muslimen geäußert wurden. Auch die mediale Beschäftigung mit dem Thema ist durchweg von negativen sozialen Werturteilen nur so durchtränkt.

Ergänzend zum letzten Video: Bereits am 29.12.2007 brachte es bereits Hagen Rether im Jahresrückblick des damaligen Scheibenwischers auf den Punkt.



Aus gegebenem Anlass möchte ich noch auf die aktuelle Broschüre "Leipziger Zustände" von Chronik.LE hinweisen: Sie widment sich der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit in ihren verschiedenen Formen und enthält dazu einige Erläuterungen wichtiger Begriffe sowie Beiträge zum Thema "Fussball und Diskrimierung" sowie ein Interview mit Gunther Jähnig vom Behindertenverband Leipzig. Die Broschüre gibt es u.a. als PDF. Die Initiator|inn|en fordern dazu auf, diese Broschüre insbesondere an Schulen auszulegen und dort auch zu thematisieren.

Mittwoch, 27. Mai 2009

Islamfeindschaft aktuell

Tja, irgendwie läuft mir das Thema "Islamophobie" in der letzten Zeit wieder verstärkt über den Weg. Ich will mal mit gestern anfangen. Da war es mal wieder so weit: Neues aus der Anstalt mit einem hervorragenden Beitrag von Hagen Rether.





Mit dem Umstand, dass David Kermani den Hessischen Kulturpreis aberkannt bekam (worauf u.a. die Neue Züricher Zeitung mit Verwunderung reagierte), den Querelen um das NPD-Verbot, dem Kopftuchstreit und der "Teflonpfanne der Union" hielt er uns mal wieder einen Spiegel vor. Wirklich sehenswert!!!

Tja und dann musste ich in der SZ etwas lesen, worüber ich im ersten Moment nicht so genau wusste, ob ich lachen oder weinen soll. Also: Wenn Islamophobie jemals etwas positiv bewirkt hätte, dann ist das sicher in der Schlagzeile "Nazis gegen Thor Steinar" (SZ vom 27.05.2009) zu finden. Was war passiert? Ein "arabischer Investor" ist bei dieser rechten Markenklamotte eingestiegen. Das passte dann einigen Gesinnungsdeutschen nicht in ihr "komplexes Weltbild", worauf diese zum Boykott aufriefen.

Ebenfalls gestern bin ich auf einen interessanten Beitrag von Arne Hoffman gestoßen: Buchvorstellung: "Islamfeindschaft und ihr Kontext". Ich warne gleich einmal vor: Der Artikel ist lang. Aber er ist sehr lesenswert. Wie der Titel schon sagt, geht es um eine Buchvorstellung. Das Buch selbst ist aus einer Tagung des Zentrums für Antisemitismusforschung" entstanden, in der es um Parallelen zwischen Antisemitismus und Islamfeindschaft ging. Ich will's hier aber nicht ausführen, da der Beitrag wirklich lesenswert ist und deswegen gelesen werden sollte!

In dem Zusammenhang lief mir ein Leserbrief der Leipziger Studierendenzeitschrift "der student!" über den weg; dort ging es um die Leipziger Aktion "Fällt Dir was auf?", in der dazu aufgerufen wird, rassistische, antisemitische Sprüche sowie Diskriminierung zu melden. Um es kurz zu machen: Die Autorin des Leserbriefes hat die Studierendenvertretung gemeldet. Unter anderem heißt es dort:

"Es gibt viele ausländische Studenten, die immer wieder mit rassistischen Kommentaren konfrontiert werden. Die meisten von Ihnen sind, meinen Erfahrungen nach, arabische Studierende, die sich eher von eurer Form des Rassismus bedroht sehen." Quelle: hier.


Abschließend möchte ich noch eine generelle Anmerkung zum Begriff "Antisemitismus" los werden. Ich selber gebrauche diesen Begriff sehr selten - dieser Beitrag ist da wohl eine extreme Ausnahme. Der Grund liegt einfach darin, dass ich dieses Wort zum Teil für einen Kampfbegriff halte, der zum Teil eine ziemlich willkürliche Interpretationsspane aufweist. Dazu eine kleine Annekdote: Vor etwa zwei Jahren gab es hier in Leipzig, im Runden Eck, eine Veranstaltungsreihe zum Thema "Antisemitismus in der DDR". Ich selbst war sehr erstaunt, dass es sowas wirklich gab. Belege dafür waren Zeitschriften, die durchaus mit typischen antisemtischen Klischees spielten - sicher nicht im rassistischen Überschwang, aber deutlich genug. Was das betrifft, gibt es m.E. nichts zu deuteln. Als strittig, sogar extrem problematisch, empfand ich dagegen, wie ein Gedenkstein irgendwo - ich glaube - in Brandenburg als Symptom für Antisemitismus erwähnt wurde. Auf dem stand (sinngemäß): Den gefallenen Opfern des Antifaschismus. Jetzt befanden sich aber unter den Opfern vor allem Bürger jüdischen Glaubens. Das wurde von den Wissenschaftler|inn|en der Lesung in der Form ausgelegt, dass die DDR-Administration diese Opfer für sich vereinnahmt hätte und der Gedenkstein aus antisemitischen Erwägungen heraus nicht darauf hinwies, dass auch jüdische Bürger unter den Opfern gewesen seien.

Das mag ja vielleicht so sein. Das Problem ist nur: Hätte die DDR-Administration das Gegenteil getan, also Widerständler und andere Opfer aufgeführt, wäre das womöglich ebenso als antisemitisch oder rassistisch eingestuft worden. Dann hätte der Vorwurf Opferselektion gelautet.

Ähnlich problematisch ist es, wenn der Kritik am Zinsnehmen partout unterstellt wird, antisemitisch motiviert zu sein. Mensch mag es bereits ahnen: Die Zinskritik taucht nämlich sowohl bei den Christen, als auch im Islam auf. Ich will's an dieser Stelle nicht vertiefen, mir aber dennoch den Hinweis erlauben, dass die Kritik am Zins natürlich schon bei den antiken Griechen auftaucht. Wie mensch das also auch dreht, so bleibt der oben benannte Begriff mehr als problematisch: Er erfreut sich einer gewissen Beliebigkeit.