Donnerstag, 18. Dezember 2008

Arbo muggt

Also, ich mach' es jetzt mal „offiziell“: Ich bin wieder musikmäßig unterwegs. Näheres: siehe Shiqadi. Ein nächster GIG steht auch an, am 16.01.2009.

Frühauf, 16.01.2009.


Reinschauen und ROCKEN!!!

Donnerstag, 11. Dezember 2008

Verdummung pur mit Hartz IV

Gestern, am 10.12.2008, gab es eine „Phoenix-Runde“ zum Thema „Ist Hartz IV gescheitert? - Eine Reform und ihre Folgen“ (Video hierüber). Zu Gast: ein ehemaliges Mitglied der Hartz-Kommission, eine Vertreterin der Bundesagentur für Arbeit, ein Vertreter vom Sozialgericht Berlin sowie ein Autor vom Stern. Letzterer spielte einen etwas kritischen Gegenpart, der hauptsächlich drauf abhob, dass Hartz IV als „ungerecht“ empfunden wird; dass dieses Gesetz vom gesellschaftlichen Leben ausschließt und daher auch der Regelsatz sicher zu niedrig ist.

Dagegen schürten das ehemalige Mitglied der Hartz-IV-Kommission und die Tante von der Bundesagentur wieder unterschwellig gewisse soziale Wert(vor)urteile: Immer wieder sprachen sie nämlich von „Aktivierung“ und wie gut die „Aktivierung“ jetzt wirke; die Menschen sollen sich nicht „einrichten“ können. Toll! Unter dem Strich also wieder das Lied vom arbeitsunwilligen Müßiggänger, dem mensch nur kräftig genug in den Hintern treten muss!

Die Agentur-Tante brachte auch so tolle Zahlenbeispiele für die super Wirkung von Hartz IV, die sie „Fakten“ nannte und der „gefühlten Ungerechtigkeit“ entgegensetzte. Dass ein Teil arbeitender Menschen ergänzende Hilfe erhält und diese Zahl zunimmt (Stichwort: Aufstocker), das klang nur nebenher an. Darin verborgen ist ein Widerspruch: Einmal wird behauptet, dass die Leute aktiviert werden müssen und „sozial ist, was Arbeit schafft“, also Hauptsache „Arbeit“; andererseits nimmt aber die Zahl der AufstockerInnen zu, also Menschen, die arbeiten und wegen ihres niedrigen Lohnes staatliche Transferleistungen beziehen müssen!

Besonders unredlich ist es deshalb, Hartz IV einseitig auf „Arbeitslosigkeit“ zu reduzieren, obwohl es nicht mehr um Arbeitslosigkeit geht, sondern um Bedürftigkeit!

Dreist ist es auch, wenn behauptet wird, es würde überall aufgerufen, gegen die ARGEn zu klagen, und dabei der Unterton mitschwingt, dass es sich meist nicht um notwendige Klagen handle. Mehr oder minder drängt sich da einem wieder das Bild eines raffgierigen Sozialschmarotzers auf, der nichts tut und mit allen Mitteln versucht, Leistungen zu bekommen. - zur Not halt den Staat ausnutzt, indem er klagt. So hat das natürlich niemand gesagt; erst Recht niemand von der Bundesagentur. Aber jedermensch, der ein wenig zwischen den Zeilen lesen kann, weiß, wie die so gefärbten Phrasen gemeint und an wen sie adressiert sind!

Es ist der Sendung zwar hoch anzurechnen, dass dieses Mal nicht so viel politische Kasper dort herumlungerten. Um so ernüchternder ist es, dass die Sendung in der Summe leider wieder ziemlich in die Irre führte und erneut die Plattform für das Verbreiten gewisser Ressentiments gegenüber sozial Schwachen lieferte. Damit zeigt sich insbesondere, dass diese menscheindliche Einstellung egenüber Bedürftigen nicht nur in der Politik, sondern ebenfalls in den ARGEn verbreitet ist. Insofern muss die hohe Flut an Klagen gegen die ARGEn nicht verwundern.

Montag, 8. Dezember 2008

Quasseln am Sonntag: Mal wieder Hetze und Verklärung sozial Schwacher

Gestern - am 07.12.2008, dem zweiten Advent - lud Anne Will mal wieder zum sonntäglichen Reigen am emotionalen Urinal der Nation. Zu Gast u.a. Marion Drögsler, Vorsitzende des Arbeitslosenverbandes Deutschland und nebenher auch Mitglieder bei der LINKEn; der DM-Chef Götz Werner; dann noch eine Nebelschlussleuchte von der FDP; der Hartz-iV-Koch Sarrazin und der Mißfelder von der „C“DU.

Wieder einmal wurde das übliche Phrasenkarussell gedreht. Zum Beispiel gab es auf die Frage, ob die Anrechnung des Kindergeldes auf Hartz iV nicht ein Skandal ist, der zu beseitigen wäre keine wirkliche Antworten. Nur Ausflüchte. Konkret angesprochen, gab der „C“DU-Typ Mißfelder an, dass die „C“DU doch schon viel für Hartz-iV getan hätte, z.B. mit der letzten Anhebung (um 4 Euro). Zum Glück war ja der Götz Werner mit seiner Idee des bedingungslosen Grundeinkommens zugegen. Da ließ es sich schnell umschwenken: Unbeeindruckt von der Frage nach der Beseitung des Kindergeldskandales fing Mißfelder einfach an, dieses Grundeinkommen zu kritisieren.

Gut, das gehörte zum Phrasenkarussell. Das wirklich Störende lag in etwas Anderem begründet. Dieser Dummspacken von der „C“DU meinte nämlich sinngemäß, dass über eine Erhöhung von Hartz iV nicht nachzudenken wäre, mensch hätte ja erstmal genug getan – jetz müsse die Politik was für die Arbeitenden tun.

Wie bitte? Hallo? Schon mal was von Aufstockern gehört? Das sind Leute, die trotz Arbeit Hartz iV beziehen! Und war da nicht in der letzten Woche von steigenden Zahlen die Rede? Mal abgesehen von diesem Fakt hätte dem „C“DUler auch bekannt sein müssen, dass es mit den Gesetzen zu Hartz iV nicht mehr um Arbeitslosigkeit geht, sondern dass hier die Bedürftigkeit im Zentrum steht! So viel Fachwissen hätte mensch dem eigentlich zutrauen müssen. Aber damit war die gesamte Runde offenbar nicht wirklich gesegnet. Insbesondere die Herren Politiker gaben dazu keine aufklärenden Worte. Inkompetenz und Verlogenheit! Denn statt einer Antwort oder einer Kritik gab es wieder das Lied: Wir müssen jetzt mal was für die Arbeitenden was tun. Dass dieser Mißfelder damit wieder negativ besetzte Stereotypen verwendet, damit bestimmte Gruppen diskriminiert (Stichwort: gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit), das war von ihm eigentlich zu erwarten. Dass aber niemand Widerspruch einlegte, das Ganze im „munteren“ Reigen unterging, das ist eigentlich ein Skandal. Offenbar störte sich niemand daran, dass unter der Oberfläche, praktisch mit dem Florett, aber für alle sichtbar und ungeniert gegen sozial Schwache gehetzt wurde.

Es ist äußerst bedenklich, dass diesen Menschenfeindlichkeiten ein öffentlich-rechtliches Forum geboten wird.

Donnerstag, 27. November 2008

Filmexpress

Tja, ich habe in letzter Zeit mal wieder ein paar wirklich schöne Filmchen konsumieren dürfen, die ich auch gleich zum Anlass für einen neuen Beitrag in meinem Blog nehmen möchte.

Machtlos (Rendition)
Irgendwo in Nordafrika wird ein Anschlag verübt. Ein aus Ägypten stammender Ingeneur, der schon lange in der USA lebt, reist von Südafrika aus nach Chicago zurück. Auf dem Flughafen wird er vom Geheimdienst entführt, irgendwo von Geheimdienstleuten verhört und dann in ein Foltergefängnis verschleppt. Douglas Freeman, gespielt von Jake Gyllenhaal, ist verantwortlich für diesen Fall und soll Informationen aus dem Gefangenen herausquetschen. Dabei ist ihm der Polizeichef Abasi Fawal, gespielt von Ygal Naor, „behilflich“. Was den Film zunächst auszeichnet, ist natürlich das Thema: Vermeintliche Rechtsstaaten verschleppen Menschen und dulden Folter. Das wird noch dadurch unterstrichen, dass auf der DVD noch ein Dokumentarfilm zu sehen ist, in dem es um Personen geht, die im Zuge des amerikanischen Anti-Terrorkampfes in Gefangenheit gerieten; unter den interviewten Personen befindet sich auch Khaled el-Masri, der hier in Deutschland bekannt sein dürfte. Ansonsten wird auch das Thema „Selbstmordattentäter“ angesprochen. Nebenher gibt es noch eine Liebesgeschichte, die zunächst typisch hollywoodmäßig anmutet, sich dann aber zum Schluss hin m.E. auflöst. Etwas verworren, aber nicht uninteressant ist die zeitliche Zweigleisigkeit, die der Film fährt. Und auch, wenn es jetzt angesichts der dort behandelten Themen etwas unangebracht scheint, so muss ich doch ein wirklich überaus großes Lob auf Ygal Naor los werden: Meine Fresse, der Typ ist ein neuer Kojak! Nein, kein 1:1 von Telly Savallas, aber er hat etwas von ihm. Gut, in seiner Rolle wer keiner der „Guten“. Aber meiner Meinung nach hat er eine gewisse Präsenz, die nur wenigen SchauspielerInnen zu Eigen ist. Zusammenfassend bleibt zu sagen, dass der Film sicher nicht die Speerspitze der Kinokunst darstellt. Aber es ist ein sehenswerter Film.

Links: IMDB zu "Machtlos" (Rendition) und IMDB zu Ygal Naor sowie Zapster.it.


Dschadschara Limun: Lemon Tree
Mensch stelle sich vor: Die palästinensische Witwe Salma besitzt einen großen Zitronengarten und ist auf einmal damit konfrontiert, dass der israelische Verteidigungsminister ins benachbarte Grundstück zieht. Auf einmal wird der Zitronenhain zum Sicherheitsproblem und soll verschwinden. Sicherlich, die Dialogen sind irgendwie ziemlich hölzern. Vielleicht lag es auch an dem Problem, den Konflikt zwischen Israel und Palästina „richtig“ zu würdigen. Alles wirkt irgendwie symbolhaft. Allerdings verfügte der Film auch über genügend leise Töne. Da wird ihr von Freunden sehr deutlich klar gemacht, dass sie die Entschädigung, die ihr von israelischer Seite zugestanden wird, nicht anzunehmen hat. Von einem Verwandten bekommt sie später Besuch, weil sich das Dorf das Maul über sie und ihren Anwalt zerfetzt. Als sie sich dann entschließt, vor den obersten israelischen Gerichtshof zu ziehen, zieht ihr Zitronenhain internationales Interesse an und mutiert so zum Symbol des palästinensischen Widerstand. Dabei will sie eigentlich nur ihren Zitronenhain wieder haben. Auf der anderen Seite der Verteidigungsminister. Ein typischer Politiksnob, der sich mit platten Sprüchen umgibt und ständig auf Arbeit ist. Seine Frau fühlt sich offenbar vernachlässigt, möglicherweise sogar eingesperrt und empfindet Sympathie gegenüber ihrer Nachbarin, die sie faktisch nur von eine paar flüchtigen Blicken am Zaun her kennt. Tja, irgendwie hat der Regisseur in der Frau des Verteidigungsministers eine recht einsame Frau gezeichnet, was sich in einer Mutter-Tochter-Szene verstärkt, in der sie ihrer Tochter über Webcam von der Nachbarin erzählt und ihre Tochter ihr daraufhin stark Partei für ihren Vater ergreift. Keine Ahnung, ob das dramaturgisch bezweckt war, im Grunde zwei einsame Frauen gegenüberzustellen. Auf jeden Fall ist der Film recht sehenswert, wie ich finde.

Link: "Lemon Tree" auf Filmportal.de.


Trade
Mexiko Stadt, Adriana, die 13jähre Schwester des jugendlichen Kleinkriminellen Jorge wird entführt. Jorge nimmt ihre Spur auf und ab da an teilt sich der Film. Einerseits wird Adrianas Schicksal beschrieben. Auf der anderen Seite ist Jorge, der später auf Ray trifft und sich in dessem Kofferaum in die USA schmuggelt. Keine wirklich leichte Koste, dieser Film um Menschenhandel und Zwangsprostitution. Trotzdem ist er recht sehenswert. Das liegt einerseits an den guten Darstellern wie Kevin Kline (Ray) und der Cesar Ramos (Jorge) sowie Alicja Bachleda-Curuś (Veronica) und Paulina Gaitan (Adriana). Daneben sind es die leisen Zwischentöne, die dort auftauchen. Sei es die vertrackte Situation, in der sich Ray befindet und über die die Zuschauer im Laufe des Films immer mehr erfahren. Oder auch das Aufeinandertreffen zweiter Mentalitäten (Süd- und Nordamerikaner). Gut gefallen hat mir das Ende von Trade (deutscher Untertitel: Willkommen in Amerika). Ich will nicht zu viel verraten: Aber der Film gibt sich die Mühe, das „gute“ Ende dann doch in einem zwiespältigen Gefühl gipfeln zu lassen.

Link: Homepage zu "Trade".


Hot Fuzz
Wer kennt noch „Shawn of the Death“? Ja, diese kultige Zombiklamotte des Briten Edgar Wright? Nun, "Hot Fuzz" ist das Nachfolgewerk. Und yeah, ein Pub spielt wieder eine tragende Rolle. Aber alles der Reihe nach. Nicholas Angel aka Simon Pegg ist der Superpolizist schlechthin und damit so beliebt bei seinen Kollegen, dass er in ein kleines Kaff versetzt wird – ein Kaff mit der niedrigsten Verbrechensrate. Keine Verbrechen? Nein, so ganz stimmt das nicht. Noch nicht richtig im Amt, sorgt Nicholas erstmal dafür, dass alle Jugendlichen aus dem Pup geschmissen werden. Auf dem Heimweg sammelt er dann nochmals diverse „Übeltäter“ ein, darunter auch seinen zukünftigen Kollegen Danny Butterman – gespielt von Nick Frost. Der Film plätschert erst einmal so vor sich hin bis … ja, bis ein „Unfall“ geschieht. Ab da an nimmt der Film Fahrt auf: Unfall für Unfall. Nicholas glaubt jedoch nicht an Unfälle. Aber Warum sollten in einer so friedlichen Stadt Morde geschehen? Sicher waren das nur Unfälle, oder? Nicholas macht weiter und … es sei an dieser Stelle nicht zu viel verraten. Denn was dann passiert ist ein abstruses Feuerwerk aberwitziger Action, die in ihrer überdrehten Weise eine Reihe von Actionen-Filmen durch den Kakao zieht. Zum Schluss gibt es wieder einen Showdown, der u.a. im ländlichen Pup spielt. Wer also auf solch einen Spaß steht, sollte sich den Film auf jeden Fall anschauen. Nicht nur mir hat er viel Spaß gemacht.

Link: Homepage zu "Hot Fuzz".


White Terror
Ich war wieder im Cineding und da darf es ruhig wieder politisch werden: „White Terror“. Vorweg: Die optische Qualität war für's Kino wirklich saumäßig und wenn ich es eher gewusst hätte, hätte ich den Film sicher lieber bei Google geschaut. Aber der Inhalt der filmische Inhalt hat das wieder ausgeglichen. Aber zum Inhalt. Hatte sich Daniel Schweizer mit „Skinhead Attitude“ noch dem Missbrauch der Skinhead-Kultur gewidmet, beschäftigte er sich in seinem neuen Dokumentarfilm „White Terror“ mit dem weltweiten Phänomen rechtsradikalen Gedankengutes. Aufhänger ist ein Mord in der Schweiz, danach folgt er den Wurzeln nach Schweden, in die USA und dann nach Russland. Was mensch da zu hören und zu sehen bekommt, ist wirklich unglaublich. Sicher, Schweizer mag zuspitzen. Und nicht alle Amerikaner, Schweden und Russen sind Nazis. Aber was sich gerade in den USA und in Russland tummelt ist schon wirklich abstrus. Da predigt in den USA einer dieser Hetzer den „führerlosen Widerstand“, ein Pater versucht die Reinhaltung der Rasse mit der Bibel zu rechtfertigen und einem anderen fällt nichts weiter ein, als sein Weltbild mit „Mathematik“ zu rechtfertigen. In Russland wiederum treten Nazibands unter dem Deckmantel „folkloristischer Musikveranstaltungen“ auf. An sich ist es schon verrückt, dass so etwas wie nationalsozialistisches Gedankengut mitsamt seiner Symbolik in Russland Fuß fassen kann, wenn mensch die russischen Opfer im zweiten Weltkrieg bedenkt. Was das alles aber noch abstruser weden lässt, ist, dass die russische Kirche sogar die an sich heidnische Symbolik segnet. Insgesamt ein sehenswerter Film, der auf seine Art und Weise irgendwie schockiert.

Mittwoch, 12. November 2008

Armutslöhne

ARTE hat gestern wieder ein paar interessante Beiträge gezeigt. Das Thema: Armutslöhne. Zu sehen sind die einzelnen Filme ("Arm trotz Arbeit", "Macht, Moral und Moneten" sowie eine Diskussionrunde) noch ca. eine Woche auf ARTE +7. Besonders empfehlenswert: Arm trotz Arbeit. Ein Beitrag, der sich mit prekären Beschäftigten in Frankreich und Deutschland beschäftigt. Ein Film, der u.a. die gesundheitlich schädlichen Folgen von Niedriglohnbeschäftigungen anspricht. Auch mit dem Vorurteil, nur "Unqualifizierte" wären von diesem Phänomen betroffen, wird aufgeräumt. Schlechte Arbeitsbedingungen werden angesprochen.

Prädikat: Sehenswert!!!

Samstag, 1. November 2008

Plantagearbeiter

Ich konnte mich heute endlich einmal aufraffen und bin Richtung Panitzsch gefahren, um ... Äpfel zu pflücken. Ja, es ist endlich wieder Apfelzeit. Und in manchen Plantagen kann sogar selbst gepflückt werden.

Apfelplantage Panitzsch 2008

In meinem konkreten Fall bedeutete dies: 80 Cent pro Kilo. Tja, jetzt muss ich mir nur überlegen, was ich mit den ganzen Äpfeln hier anfange. Smilie by GreenSmilies.com


Samstag, 25. Oktober 2008

Dunkles UT Connewitz: Tucker und Bohren!

Meiner Meinung nach waren die 15,00 Euro für das Konzert im gestrigen UT-Connewitz etwas teuer, aber unter dem Strich war es das Geld doch wieder wert. Zu sehen gab es zunächst Alexander Tucker. Und das war schon ein wirklich sonderbares Bild: Da sitzt so ein bärtig, langhaariger Typ auf der Bühne, spielt da verträumt mit einer Gitarre herum, scheint das über irgend ein Technik-Dings einzusampeln (aufzunehmen), das wird dann in einer Schleife wiederholt, er legt die Gitarre weg, spielt irgendwo rum, nimmt einen Cello (oder so ähnlich), zieht ein paar Mal mit dem Bogen über die Saiten, dann legt er ihn wieder weg, nimmt seine Gitarre, die aber mit irgend einem fetten Verzerrer jetzt mächtig Druck macht. Ein lethargischer Kobold, der da zugegen ist. Irgendwie eine eigene Welt. Mitsamt seinem Technikram wirkt er wie ein lebender WallE! Eine One-Man-Show der Sonderklasse!!!

Hat wirklich viel Spaß gemacht, ihm da zuzusehen.

Aber nun zur Hauptattraktion: Bohren und der Club of Gore. Tja, zugegebenermaßen: Wer die Songs nicht kennt, wird wohl den Eindruck habe, da spielen die immer nur den einen Song. Ja, es ist fast immer das gleiche Schema. Dunkel, ja. Melancholisch, vielleicht. Aber in seiner Ruhe auch irgendwie von einer Anmut, die dem Lichtspiel nächtlicher Straßen gleicht. Einsam und manchmal bedrohlich legt sich der Bass als Fundament unter die Klavier- und Keyboardklänge. Vereinzelt durchbrochen durch das Saxophon, welches in die Abendämmerung oder manchmal auch in den Morgen führt. Ja, berührend schön!


Bohren und der Club of Gore, 24.10.2008 im UT Connewitz
(c) 2008 KrAutism


Optisch ist das auch auf der Bühne umgesetzt. Die Musiker tragen schwarz und sind nicht zu erkennen. Nur vereinzelte Leuchten, die in verschiednen Farben das Dunkel zerstäuben. Hauptsächlich der Bass taucht immer wieder in den diffusen Lichtschauer: Zu sehen ist meist nur eine Hand, das Schlagbrett, die schnarrende Seite. Sehr selten das Haupt der Spielers – das Gesicht nie.

Dazu passt, wie still das Publikum am Boden sitzt und den Klängen lauscht. Ein eigentlich bizarres Bild. Aber trotzdem stimmig.

Was das Fazit des letzten Abends anbelangt, bin ich etwas gespalten. Ich muss ehrlicherweise sagen, dass ich das Konzert in Ilses Erika vor Jahren etwas besser fand. Das lag wohl daran, wie die Band endte: Nacheinander – langsam – die Spielstätte verlassend. Das war irgendwie Kult. Auf der anderen Seite ist das auch nicht ganz vergleichbar: Ilses Erika ist nen kleiner Schuppen und im Vergleich ist das UT Connewitz größer. Außerdem würde ich sagen, dass das Ambiente des UT Connewitz besser zu Bohren passt. Es fehlten nur Sofas, Whiskey und Zigarren oder Pfeiffenrauch. Smilie by GreenSmilies.com

Insgesamt aber auch wieder ein sehr angenehmer Abend. Danke Bohren!!!

Mittwoch, 22. Oktober 2008

Komischer Wochenanfang und Bohren-Termin zum Merken!

Eine seltsame Woche bisher. Montag will ich ein paar arbeitsmäßige Dinge endlich zu Ende bringen, ging aber mangels Zuarbeit und bestimmter Formalien nicht. Dann will ich am Abend zum Training, radle los, durch „Nacht und Wind“ und erfahre, dass diese Woche überhaupt gar kein Training ist. Toll!

Dienstag dann möchte ich pünktlich zur Arbeit, merke im Auto, dass ich meinen Führerschein nicht bei mir habe, gehe also zurück und bleibe prompt mit dem Schlüssel im Schloss der Haustüre hängen, worauf dieser beschloss, einfach so abzubrechen. Glück im Unglück, das abgebrochene Stück geht noch raus. Nützt aber alles nichts, ich muss meinen Arbeitseinsatz verschieben. Nachdem ich mir den Ersatzschlüssel meiner Ellis besorgt habe, war ich dann wieder einsatzbereit. So konnte ich dann doch noch genug Mut fassen, um in dieses behördliche Schreiben zu schauen, was da in meinem Briefkasten lag: Mensch glaubt es kaum, aber das war mal etwas recht Positives!

Ich nehme das mal als „Wink“ und freue mich schon auf diesen Freitag, den 24.10.2008. Da spielen Bohren und der Club of Gore gegen 21.00 Uhr im UT-Connewitz. Vor Jahren hatte ich die Herren in Ilses Erika gesehen: Fette Whisky-Mugge, mit schnarrendem Jazzbass, chilligem Keyboard und noch fetterem Saxophon. DAS muss einfach sein. Yeah!!! Und ein neues Album haben die Herren auch rausgebracht. „Dolores“ heißt es. Also, wer Bock auf diese ruhige, aber absolut kultige Mugge hat und in L.E. zugegen ist, sollte sich das ruhig mal anhören. Ich denke, dass das Konzert einfach genial wird. Ohnehin passt es in die Jahreszeit und stimmt gut auf den Winter ein. Smilie by GreenSmilies.com


Links
Das Bild im Text ist von www.bohrenundderclubofgore.de .
Bohren und der Club of Gore @ MySpace.
UT Connewitz.

Samstag, 18. Oktober 2008

Elitäre Menschenhetzer im ZDF?

Oh ja, der Marcel Reich-Ranicki (MRR), der hat Mut! Den Deutschen Fernsehpreis ablehnen, und zwar nicht einfach so, sondern mit mächtig Krawall!! Grandios!

Das Fernsehen sei schlecht und das, was er bei der Preisverleihung hatte erleben müssen, wäre vergeudete Zeit. Meine Güte, was hatte MRR damit für einen Schub der Entrüstung ausgelöst! Die einen, die gleich vom Sessel aufsprangen, ihm zuprosteten und sich selbstbeschämt gaben, weil sie ja selbst im ZDF tätig sind. Und dann die anderen, die mit deutlichem Amusement ein blumiges Verständnis dafür äusserten, wie ein alter Urmacher die Zahnräder in einem digitalen Taschenchronometer zu ersetzen sucht.

Um es klar zu stellen: Ich selbst finde das Programm der ÖR zum Teil (!) nicht wirklich gut und das der Privaten noch viel weniger. In gewisser Weise hat MRR auch mir aus dem Herzen gesprochen. Gleichwohl: Wer sich die Rede anschaute, wird wohl in gleich harscher Weise Kritik an MRRs Gespür für Dramaturgie üben wollen. Mit zunehmender Länge spülte MRR seine „Brandrede“ so weich, dass er am Ende einem Tiger glich, der seine Zahnprothese wieder ins Wasserglas plumpsen lässt! Jetzt war er auf einmal mit dem Laudator, Herrn Thomas Gottschalk (TM), per Du. Hossa! Eine Sendung zu diesem Anlass sollte es auch geben! Prima!

Gestern war also dieser „große Tag“. Ich will's gleich vorweg nehmen: Unterhaltsam war daran wenig. TM wies auf den Erfolgsdruck hin, dass „die Zuschauer“ bestimmte Dinge sehen wollen und bei intellektuellem Programm, welches er selbst auch gerne sieht, abschalten. O-Ton: Die Zuschauer wollen halt auch unterhalten werden. MRR konterte mit Shakespeare und Schiller, die ja auch Pro-Unterhaltung gewesen wären. Was MRR aber heute im TV erlebt, das war schreckliches Zeug. Und das, was er bei der Preisverleihung hatte durchmachen müssen, das wäre Blödsinn gewesen: Das muss nicht gezeigt werden.

So ging das faktisch die ganze Zeit. Hin und her. Unterhaltsam war das nicht. Eher sogar erschreckend!

Erschreckend zum Einen, wie TM sich immer mit dem Erfolgsdruck rechtfertigte. Wer, bitteschön, macht denn den Erfolgsdruck? Für das ÖR zahlen wir Gebühren, die ÖR haben also nicht den Druck, dem die Privaten ausgesetzt sind – zumindest, was Werbeeinnahmen betrifft. Warum soll es denn nicht möglich sein, mal mit etwas mehr Mut ein paar mehr und eigene Formate zu entwickeln? Wer bestimmt überhaupt darüber, was „erfolgreich“ ist und was nicht? Die Zahl der Zuschauer bei TMs Wett-Sendung ist doch sicher anders zu bewerten als die einer Opern-Übertragung auf 3Sat! So gesehen, kann ich der Kritik von MRR durchaus etwas abgewinnen. Denn, wenn ich mir ansehe, was für Sendeformate bisher liefen, dann rekrutiert sich doch zumindest ein Teil aus einem medialen Nachahmerverhalten.

Ganz, ganz, ganz schrecklich – zum Zweiten –, welch arrogantes Übermenschentum in der Sendung zelebriert wurde. Der Vorwurf von TM, dass MRR mit seinen Ansprüchen eine elitäre Intellektuellen-Schicht vertritt, mag ja richtig sein, aber DAS dann mit dem Argument zu unterfüttern, dass eine Reihe von Zuschauern gar nicht in der Lage ist, das zu verstehen, das ist schon sehr fragwürdig. Schon mal auf die Idee gekommen, dass es Leute gibt, die das auch gar nicht sehen WOLLEN? Jaja, ich weiß: Hier hat TM dann auf das Thema Unterhaltung umgeschwenkt, in dem etwas Ähnliches anklang. Aber trotzdem stand die Aussage im Raum, dass manche Zuschauer dem intellektuellen Zeug gar nicht folgen können. Und das ist stark diskriminierend, weil es die typischen Klischees vom Unterschichtlertum bedient. Wer bitteschön sagt denn, dass eine normale Kassiererin, ein Gebäudereiniger, eine KFZ-Schlosserin oder ein Koch z.B. dem Woyzeck von Büchner nicht auch etwas abgewinnen können? Ich komme z.B. aus einem typischen „Arbeiterhaushalt“ und da wurde schon Wert drauf gelegt, das ein oder andere „Kulturelle“ mitzubekommen. Nach TM werde ich dann aber gleich völlig abgeschrieben und darf mich mit seichter Unterhaltung (aka „Müll“) vergnügen. Womöglich steht mir das Abitur gar nicht zu. Und mein Diplom noch viel weniger!

Als ob das nicht schon reichen würde, setzte MRR dem noch eins drauf, indem er von „primitiven Menschen“ sprach. Ähm, hallo? Hat dem jemand etwas ins Wasserglas getan? Das ist doch ein Vokabular, welches ich eher aus einer ganz, ganz anderen Ecke vermutet hätte. Solch eine Begrifflichkeit von einem, der doch ein gewisses Alter besitzt und bestimmte historische Momente, vor allem der deutschen Geschichte, erlebt hat? Aber gut, wer munter auf die Fäkalien schlägt, darf sich nicht über den braunen Anstrich wundern. Da hätte MRR auch gleich vom „Untermenschen“ sprechen können. Klingt ja fast schon so ähnlich wie „Unterschicht“ und es wäre ehrlicher gewesen. Schließlich meinen beide Begriffe den „niederen Menschen“.

Nach Heitmeyer ist es nicht wirklich verwunderlich, dass es eine menschenfeindliche Tendenz auch hinsichtlich des sozialen Status gibt. Davon bleiben natürlich auch „intellektuelle Kreise“ nicht verschont. Aber das dies mit einer Selbstverständlichkeit und Einvernehmlichkeit im ÖR Fernsehen zelebriert wird, das liegt unterhalb meiner Geschmacksgrenze. So berechtigt die Kritik von MRR war, so emsig hat er sich damit selbst disqualifiziert. Wer meint, in ihm einen wahren Fürsprecher für bessere TV-Qualität gefunden zu haben, setzt auf das falsche Pferd: Auf einen voreingenommenen, menschenfeindlichen Typen! Das Gleiche gilt für TM, denn natürlich waren auch seine Argumente zumindest nachvollziehbar. Aber auch der lies durchaus die Tendenz einer sozialen Abwertung durchleuchten. Just darin liegt m.E. die „wahre“ Kritik am ÖR Fersehen: Dass offenbar die „elitären“ Kreise unserer Gesellschaft ganz ungeniert - dazu noch in aller Öffentlichkeit - die Menschen in „primitiv“ und „intellektuell“ einteilen und ihnen nach dieser Schablone ein TV-Angebot zurechtschustern.

Im Grunde ist dies auch nur eine Bevormundung – eine ziemlich menschenfeindliche noch dazu!!! Ich persönlich empfinde sie als in Höchstem Maße beleidigend!

Link
“Der vegetarische Metzger“, Kommentar von Christian Kortmann in der Süddeutschen.

Sonntag, 12. Oktober 2008

Kombinat & Game Boy Session

Ja, gestern war es mal wieder so weit: Mo' berief zur jährlichen Purzeltagsfeier ins Kombinat (Halle).

Gut, mit der Zeit wurde es schon ganz schön kühl. Aber das ist mensch ja gewohnt, zu dieser Jahreszeit zumindest. Jedenfalls waren die „Aufwärmbehälter“ etwas räumiger aufgestellt, so dass sich sogar das nächtliche Mondpanorama ganz gut genießen ließ.


Feuer, Mond und Liegestühle


Zu guter Letzt gab Mo' dann auch noch eine kleine Kostprobe der musikalischen Qualitäten eines GameBoys: Zusammen mit der Mugge, zu der sich diese Sounds arrangierten, klang das schon ziemlich kultig. Wer sich für GameBoy-Mugge interessiert, sollte mal Gameboymusicclub auf MySpace oder Gameboymusicclub (Homepage, dort „Sounds“ anklicken) besuchen. Sicherlich nicht jedermenschs Geschmack, aber ich fand's echt abgefahren.

Ansonsten war es natürlich ein ziemilch angenehmer Abend / Morgen. Smilie by GreenSmilies.com

Samstag, 11. Oktober 2008

Autismus und Schnitter

In der Frankfurter Rundschau (online) ist ein interessanter Artikel zum Thema Arbeitsbelastung erschienen: "Arbeit macht krank" von Thorsten Herdickerhoff.

"Gute Arbeitsbedingungen bedeuteten, dass die Menschen Arbeitswege selbst bestimmen könnten, sie bekämen Rückmeldungen, aus denen sie lernen, und sie würden ihrer Leistung gemäß gefordert. 'Das Gefährliche ist, dass zurzeit die Arbeitsintensität hochgezogen wird', sagt Rau. Daher verlören selbst Menschen, die leitende Funktionen haben und Entscheidungen treffen, ihre Spielräume, weil ihnen die Zeit zum Nachdenken genommen werde.

Die Untergebenen stünden unter demselben Zeitdruck, müssten Fehlentscheidungen ertragen, und erhöhten ihren Stress zum Teil selbst, weil auch sie Karriere machen wollten. Wer dann noch in einem feindlichen Umfeld arbeite, habe keine Chance."

Den zitierten ForscherInnen nach führt solch eine „Überarbeitung“ zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen, aber vor allem auch zu psychischen Problemen wie zum Beispiel Depression und chronische Müdigkeit. Im Extremfall kann der Körper „plötzlich“ kollabieren – Herzversagen. In Japan ist dieser unverhoffte Tod unter dem Begriff „Karoshi“ bekannt. Maßgebliche Ursache sei nicht nur die Überarbeitung an sich, sondern ebenso die Personalpolitik, die zunehmend auf Mitarbeiterkonkurrenz setzt und darüber das Betriebsklima ungünstig gestaltet.

Obwohl nach meinem Wissensstand das Thema Burnout und Depression mittlerweile schon ein höheres Maß an Aufmerksamkeit genießt, scheint mir das Problem selbst noch nicht richtig erkannt worden zu sein. Im Grunde ist auch nichts anderes zu erwarten: Sowohl die Hartz-IV-Gesetze als auch die Neuregelungen zur Leiharbeit/Zeitarbeit sollen ja einerseits „von unten“ Druck auf die Normalbeschäftigten ausüben. Andererseits wird mit Hartz-IV das Menschenbild des arbeitsunwilligen und faulen Menschen kultiviert, welchem nur durch Druck und Zwang beizukommen ist. Entsprechend sorgen die politischen Rahmenregelungen also dafür, dass sich die von den ForscherInnen gekürten Stressfaktoren regelrecht festsetzen können. Volkswirtschaftlich ist das natürlich ziemlich bedenklich, denn da mögen langfristig durchaus noch Gesundheitskosten auf uns zukommen. Menschlich ist diese Tendenz ohnehin fragwürdig. Eine der Forscherinnen spricht deshalb ganz klar von sozialer Gewalt. Geradezu skandalös, wie autistisch sich die Politik gegenüber diesem Problem gibt; eine Lösung scheint nämlich nicht in Sicht. Vielleicht fehlt aber nur noch der richtige Leidensdruck? Fragt sich nur, wie der sich artikulieren soll, ohne den autistischen PolitikakteurInnen als Einzefall die Regel zu bestätigen.

“Die Zukunft sieht Dejours düster. Weder Firmen noch Staaten wollten in den Prozess eingreifen, 'der politische Wille fehlt'. Die Marburger Forscherin Renate Rau ist ebenfalls pessimistisch: 'Wir sitzen gerade wie ein Kaninchen vor der Schlange. Wenn sich nichts ändert, dann knallt's.' [...] 'Wir sind dabei, unsere Gesellschaft zu zerstören', sagt Pezé. 'Wir werden noch Sabotage erleben und Morde an Managern.' Einen gab es bereits, bei einer Tochterfirma des Schweizer Industriekonzerns OC Oerlikon nahe Neu Delhi in Indien. In einem heftigen Streit um Entlassungen prügelten 150 indische Arbeiter den Manager Lalit Kishore Chaudhary zu Tode.“

Insgesamt also ein lesenswerter Artikel!


Zielen üben!

Gerade im Netz gefunden: Toiletten in Istanbul:
Das stinkt zum Himmel
.

"Dass türkische Toiletten vielfach verschmutzt sind, liegt allerdings auch an den Touristen: 'Sie wissen nicht, wie man eine Hocktoilette benutzt', sagt Habip. [...]

Wie ein Hockklo benutzt wird, sagt der Name. Die Stellung kann indes ermüdend sein. Sie erfordert überdies einige Übung: Beim Herunterlassen der Hose können leicht Gegenstände aus den Taschen (und ins Klo) fallen. Nicht selten kommt es vor, dass Ungeübte das Gleichgewicht verlieren und hinfallen. Und selbst wer sich auf den Beinen halten kann, muss das richtige Zielen erst lernen."


Smilie by GreenSmilies.com

Donnerstag, 9. Oktober 2008

„Burn after Reading“ und andere Dinge

Tja, was war sonst bisher in dieser Woche los? Nun, ich fange mal mit etwas Erfreulichem an: Mein Rechner ist wieder da! Und die Server bei meinem „Verein“ laufen wieder. Letzteres bedeutet, dass ich endlich (!) ein paar Arbeiten abschließen kann. Und ersteres, dass ich endlich wieder komfortabel im Netz rumschwirren darf.

Irgendwie schon frustrierend, dass es knapp drei Wochen dauert, ein einfaches DVD-Laufwerk auszuwechseln. Hätte das nicht vor Ort gemacht werden können? Das System wurde übrigens nicht aufgespielt – es war fast alles so, wie es von mir hinterlassen wurde. Aus Sicherheitsgründen bedeutete dies das Löschen diverser Email-Konten usw. Das darf also wieder neu eingerichtet werden ... irgendwann. Die Hauptsache ist aber, jetzt endlich wieder den Rechner zum Arbeiten zu haben. Smilie by GreenSmilies.com

Am Dienstag war übrigens wieder Kinotag: „Burn after Reading“ gab's. Ein wirklich genialer Film. Inhalt: Ein ehemaliger CIA-Beamter wird erpresst; allerdings wissen die ErpresserInnen nicht, dass die Erpresser-Infos im Grunde wertlos sind. In der Summe gibt das eine Reihe von „kleinen“ Problemchen und Missverständnissen, ziemlich viel Sarkasmus und amüsante Dialoge. Wirklich raffiniert, dass die beiden „Beamten“, die dort eine tragende Rolle spielen, praktisch gespiegelt werden: Beide sind irgendwie „süchtig“, der eine nach Frauen, der andere nach Alkohol; beide versuchen sich an einem heimlichen Hobby, der eine am Schreiben, der andere am Bau eines Sexautomaten; und letztlich sind beide irgendwie mit einer „ähnlichen“ Frau konfrontiert.

Mein Fazit: Dem Film fehlt zwar etwas, die Charaktere könnten noch abgedrehter sein; aber es ist trotzdem ein genialer Film.

Seltsamer Gedenktag

Heute ist der 9. November, jener Tag, dem maßgeblich das Ende der DDR und der Fall der Mauer zugeschrieben wird. Zu Recht darf dieses Tages in Leipzig gedacht werden. Auch ein Herr Steinmeier (SPD) dachte sich das wohl und hat dann an historischem Ort in L.E. eine Rede gehalten. Jedenfalls berichtet das die LVZ.

Als mündiger Bürger darf ich mir aber von dem, was Steinmeier so erzählte, allerdings reichlich veralbert vorkommen.

“In Teilen der Wirtschaft habe sich zuletzt ein falsches Verständnis von Freiheit durchgesetzt, 'in dem der 'homo oeconomicus' zum alleinigen Maßstab des Handels wurde, Gier über ökonomische Vernunft siegte' [...]
'Mit einem Bild vom Menschen als einem Individuum, dass sich alles schafft und alles schaffen darf, ohne auf die moralischen Grenzen und gesellschaftlichen Ressourcen seines Tuns zu achten, drohen wir insgesamt Schiffbruch zu erleiden', betonte Steinmeier in seiner 'Rede zur Demokratie' in der Nikolaikirche anlässlich des 19. Jahrestages der friedlichen Revolution in der DDR. [...] Der demokratische Staat sei Garant der Freiheit - gerade indem er Rahmenbedingungen bestimmt.“


DAS sagt also Herr Steinmeier. Jener, der symbolisch die „Agenda 2010“, steht. Jener Steinmeier, der sich vor dem Untersuchungsausschuss zur Sache Kurnaz und Guantanamo ziemlich bedeckt gibt (siehe hier). Jener Herr Steinmeier, der als Kanzleramtschef und Beauftragter für den Nachrichtendienst natürlich auch keine Ahnung davon hatte, was die BND-Aktivitäten kurz vor dem Irak-Krieg betrifft (hier und hier).

Hallo? Welcher Volldepp hat den eigentlich zu dieser „Festagsrede“ geladen?

Samstag, 4. Oktober 2008

Über "Deutschlands dümmste Bank"

Ich war wieder auf meinem kleinen Presserundgang, klickte auf die Süddeutsche und finde einen Artikel zur Bankenkrise, konkret: Zur KfW – der Kreditanstalt für Wiederaufbau. Titel: „Peinliche Details zur KfW-Panne“. Dort wird berichtet, dass die Wirtschaftsprüfergesellschaft Pricewaterhouse Coopers wohl recht genau „notiert“ hat, welche Mängel und Versäumnisse dazu führten, etwa 319 Millionen Euro an eine kurz vor der Pleite stehende Investment-Bank (Lehman Brothers) zu überweisen. Unter dem Strich handelt es sich insbesondere um eine schlechte Organisation, die letztlich offenbar vor allem darin zum Ausdruck kommt, bestimmte Geschäfte am Wochenende nicht zu kontrollieren.

Bemerkenswert finde ich, dass dem Verwaltungsrat, welcher eine Kontrollfunktion ausübt, verschiedene Minister der Länder und vor allem Bundeswirtschaftsminister Klos (CSU) sowie Bundesfinanzminister Steinbrück (SPD) angehören. Seltsam, dass die bisher, nach meinem Dafürhalten, mit ziemlich samtweichen Handschuhen angefasst wurden.

Wie auch immer: Über die Titulierung „Deutschlands dümmste Bank“ musste ich etwas schmunzeln. Hatte ich mich doch Ende des vorletzten Jahres dort beworben. Ein Glück, dass sich das anders entwickelt hat. Die „dümmste Bank Deutschlands“ im Lebenslauf stehen zu haben, macht sich bestimmt nicht gut. Smilie by GreenSmilies.com

Freitag, 3. Oktober 2008

Arbo und Einheit

Irgendwie ist das schon komisch: Seit Tagen enden meine Telefongespräche und Emails damit, ein paar schöne Feiertage zu wünschen. Irgendwie sonderlich routiniert, fast schon zu „normal“, der Jahreszeit entsprechend mit einem Geschmack von grauer Tristesse. Seltsam mechanisch. Ohne irgend einen Charakter von Feierlichkeit. Aber anders als z.B. der Buß- und Bettag oder Pfingsten sollte mich etwas mit der Deutschen Einheit verbinden, schließlich habe ich die ja erlebt! Ein eigenartiger Tag!

Erinnerung daran, wie es damals war, am 03. Oktober, habe ich nicht. Statt dessen stehe ich eher unter dem Eindruck der Wendezeit: Ein Abenteuer, wahnsinnig aufregend, zwanglos und doch irgendwie seltsam. Geprägt war diese vor allem durch Schulausfälle: Vielleicht erinnert sich noch jemand daran, dass in der DDR am Samstag bis Mittag unterrichtet wurde. In jener Zeit fanden die ersten „Flohmärkte“ am alten Zentralstadion in L.E. statt. Wurde anfangs noch jeglicher Krempel verscherbelt, mauserte sich das später zu einem Gemisch aus Schwarz-, Second-Hand- und Wochenmarkt. Klar, es tauchten auch solche abskuren Händler auf, die SA-Klamotten im Angebot hatten. Nicht vergessen werde ich diesbezüglich, wie meine Mutter oder Großmutter angewidert meinte: „Nee, da sind ja Faschos auf dem Markt. Braunhemden! Sowas, pfui!!!“.

Trotz dem, war es eine aufregende Zeit. Ein unheimlich geniales Flair!

Mit der Einheit war es damit aber irgendwie vorbei. Danach war alles anders. Kaum wirklich in Worte zu fassen. Aber wer es erlebt hat, wird wissen, was ich meine.

Und heute? Geschrieben wird dieser Tage wieder viel. Viel Halbwahres! Viel Halbfalsches! Viele Klischees! Gibt es „noch“ Unterschiede?

Ich könnte dazu ebenfalls viel schreiben, will es aber bei einer kurzen Abhandlung belassen. Ich denke, dass es sicherlich Unterschiede gibt und dass es sie aufgrund der unterschiedlichen Geschichte auch immer geben wird. Auf der anderen Seite gibt es auch immer wieder Studien und eine zweifelhafte mediale Ausbeutung dieses Themas.


Interessant ist auch der Ost-West-Vergleich. So zeigt sich, dass der Anteil derjenigen, die Demokratie entweder grundsätzlich oder zumindest das konkrete politische System kritisieren, im Osten deutlich höher ist als im Westen (Westen: 3 bzw. rund 16 Prozent, Osten: 6 bzw. 25 Prozent). Rechtsextreme Einstellungen sind im Osten mit 11 Prozent zudem etwas verbreiteter als im Westen (9 Prozent).

Quelle: “Politische Einstellungen: Fast alles nur Demokraten“, vom 25.09.2008
ZEIT.



Genau das lenkt meiner Meinung nach aber davon ab, dass die Grenze nicht vorwiegend geographisch, sondern durch die sozialen Situationen gezogen wird. Stichwort: Generation Praktikum, Prekariat und Unterschicht. Hier herrschen Probleme vor, die sich geographisch gesehen vielleicht dort mehr, dort weniger stark konzentrieren, die jedoch die Personen der entsprechenden Gruppen alle gemeinsam betreffen. Ich denke, dass sollte mensch im Auge behalten, wenn gerade in den letzten und nächsten Tagen wieder die Klischees aufgewärmt werden.


Musiktipp für heute: Bohren und the Club of Gore
(die spielen übrigens am 24.10.2008 im UT Connewitz!).

Sonntag, 28. September 2008

Heut' ist mal wieder Sonntag ...

... ja, schon wieder eine Woche rum ... und mein „Hauptrechner“ habe ich immer noch nicht zurück. Dabei war ich anfans noch ganz angetan von meiner alten Möhre. Das legte sich aber ganz schnell, nachdem ich das zweite Mal an meinem „Thunderbird“ rumdoktoren durfte: Jetzt sind erstmal alle Mails „weg“ bzw. bin ich derzeit nicht wirklich dazu aufgelegt, noch einmal die Backups auf meinen alten Rechner zu spielen und entsprechende Einstellungen vorzunehmen. Da ist halt warten angesagt. Smilie by GreenSmilies.com

Was ist diese Woche sonst noch passiert? Naja, Paul Newman ist gestorben. Mit „Der Clou“ wird er mir immer in Erinnerung bleiben. Klasse Film!

Klasse war übrigens auch „Iron Man“, den ich mir nun endlich angeschaut habe. Wenn mensch von der platten Afghanistan-Story absieht (die aber an sich eine zeitgemäße Adaption darstellt), war er mit das Beste, was ich bisher an Superheldenfilmen gesehen habe. Hat wirklich extrem viel Spaß gemacht. Gutes Popcorn-Kino!

Wirklich erfrischend ist übrigens auch ein Interview mit – mensch höre und staune – Bette Midler in der Süddeutschen ("Ich bin schon als Hot Dog aufgetreten"). Meine Güte, ich wusste gar nicht, dass es die „noch“ gibt.

Für Erfrischung einer ganz anderen Art sorgten heute die Bayern: Die CSU verliert die absolute Mehrheit und landet – laut letzten Ergebnissen – bei 44%. Siehe dazu u.a.

Es verspricht also, ein interessantes Wahljahr 2009 zu werden. Smilie by GreenSmilies.com

Und zum Schluss noch etwas „Musikalisches“: Ich werde mir in nächster Zeit das G7.1ut von Zoom in Augenschein nehmen dürfen. Jedenfalls hat mir der Verkäufer im Geschäft das Ding gleich mal zum kostenlosen Antesten bestellt. Und wenn es hält, was es verspricht, dann geht’s praktisch „back to the roots“. Denn das Zoom 505 war das erste Effektgerät (besser Zerrgerät) , welches ich damals in die Hände bekam. Smilie by GreenSmilies.com

Dienstag, 23. September 2008

Über unterschwellige Ausländerfeindlichkeit

Anlässlich der Ereignisse um den Kölner Moscheebau und der Anti-Islamkonferenz* hat HILAL SEZGIN einen interessanten Beitrag für die Frankfurter Rundschau verfasst: Beruf „Islamkritiker“.

“Jeder zweite in Deutschland offenbarte auf entsprechende Befragung hin islamfeindliche Einstellungen, gab letzte Woche das Pew Research Center in Washington bekannt. Zu ähnlichen Ergebnissen kamen in den vergangenen Jahren auch schon so unterschiedliche Forschungseinrichtungen wie die Gruppe um Wilhelm Heitmeyer und das Allensbacher Institut. Kaum ein Deutscher, der beim Stichwort 'Islam' nicht sofort an Intoleranz und unterdrückte Frauen denkt - ganz egal, wie viel ihm Toleranz und Feminismus ansonsten bedeuten.“

In intellektuellen Kreisen hat sich diese Form von Ausländerfeindlichkeit im „Beruf“ des „Islamkritikers“ salonfähig gemacht. Nicht ganz unschuldig daran sind vor allem „die Medien“: Im Kreuzfeuer der Kritik befindet sich dabei nicht nur die verantwortungslose Titelwahl mancher Ausgaben des Spiegels, sondern auch die Titelwahl mancher Talksendung im öffentlich Rechtlichen, die sich durch Suggestivfragen wie „Wieviel Islam verträgt Europa?“ auszeichneten.

Soweit zum Inhalt des Artikels. Ich persönlich möchte noch hinzufügen, dass es meines Erachtens irgendwie sogar „chic“ geworden zu sein scheint, „islamkritisch“ zu sein. Als „schlimm“ braucht das ja nicht empfunden zu werden, es geht ja schließlich nur um „Kritik“. Allerdings scheint der Unterschied zur Hetze manchmal doch recht fließend zu sein. Offenbar sind solche menschenfeindlichen Tendenzen also in Kreisen etabliert, von denen das normalerweise nicht erwartet worden wäre. Mehr noch: Die, die uns z.B. im Fernsehen repräsentiert werden, gehören sicherlich nicht zur „Unterschicht“ unserer Gesellschaft und zählen sich bisweilen sogar zur „Elite“. Besonders ist hier nicht nur, dass die hier gemeinte Fremdenfeindlichkeit in jenen Kreisen tatsächlich existiert; besonders ist, dass diese im „Gewand der Kritik“ ganz ungeniert zelebriert und verbreitet wird. Gerade die oben angesprochenen Talkshows spielen dabei eine unrühmliche Rolle.

Allerdings: So, wie ungeniert der „Islam“ eine „Kritik“ erfährt, so ungeniert wird momentan auch gegen vermeintlich „links“ stehende Gruppierungen / Ideen usw. zu Felde gezogen. „Kommunist“, „Sozialist“ sind heute wieder als Schimpfwörter fest im öffentlichen Medienbild verankert. Völlig ungeachtet dessen, ob das sachlich überhaupt zutrifft! Und ebenso völlig ungeachtet dessen, dass „Kommunisten“ und andere Andersdenkende mal in Lager gesteckt wurden.

Ähnlich sieht es mit dem vermittelten Bild von „Arbeitslosen“ aus. Da gibt es offenbar auch nur zwei Schablonen: Die strebsame Person, die trotz ALG 2 und unter aller Entbehrung einen Aufstieg versucht; und auf der anderen Seite die „faulen“ Arbeitslosen, die „Schmarotzer“, die sich in dieser Situation eingerichtet haben. Diesem Menschenbild folgt letztlich auch die sogenannte Hart-iV-Gesetzgebung, indem sie davon ausgeht, dass der „arbeitslose“ Mensch gefordert werden muss. Neuerdings wird auch viel vom „aktivierenden Sozialstaat“ gesprochen, dem praktisch auch wieder dieses Menschenbild zu Grunde liegt.

Voll gepackt mit weiteren Klischees ist es also auch diesbezüglich ganz „chic“, solche Gruppen zu „kritisieren“, ganz gleich, ob das „kritisierte“ Bild wirklich der Realität entspricht. Dabei wird auch dem ganz öffentlich im TV gefrönt und zwar wieder von Personen, denen mensch nicht gerade Bildungsarmut oder eine schlechte Einkommenssituation vorwerfen kann.

Worauf ich mit diesen Ausführungen hinaus möchte, ist, dass es offenbar nicht nur eine „islam-kritische“ Tendenz gibt, sondern diese nur einen Teilaspekt einer viel breiteren und vermutlich tiefer verankerten Fremdenfeindlichkeit darstellt. Bei Heitmeyer ist dies m.E. als „Menschenfeindlichkeit“ bezeichnet worden. So „weichgespült“ das zunächst auch klingen mag, so bewirkt dies trotzdem Diskriminierung und Ausgrenzen. Insofern ist der Artikel von HILAL SEZGIN ein notwendiger Hinweis, der zielgerichtet den Finger auf die Wunde legt.


* Siehe u.a. taz, Wallraf im Interview mit der taz, Süddeutsche Zeitung und Die Zeit.

Sonntag, 21. September 2008

Zur Erinnerung: Der Reichtagsbrand 1933

Aus gegebenem Anlass sei heute – 75 Jahre danach – an den Prozessbeginn zum Reichstagsbrand vor dem ehemaligen Reichsgericht Leipzig erinnert. Damals wurden dem Niederländer Marinus van der Luppe, dem damaligen KPD-Abgeordneten Ernst Torgler sowie den bulgarischen Kommunisten Georgi Dimitrow, Blagoi Popow und Wassil Tanew zur Last gelegt, für den Reichstagsbrand vom 28.02.1933 verantwortlich zu sein.

Insgesamt dauerte der "Prozess" vom 21.09.1933 bis zum 23.12.1933. Während Dimitrow, Popow, Tenew und Torgler freigesprochen wurden, verurteilte das Leipziger Reichsgericht Marinus van der Luppe zum Tode. Gegen dieses Urteil konnte keine Berufung eingelegt werden. Am 10.01.1934 wurde van der Luppe in Leipzig durch das Fallbeil hingerichtet. (Anmerkung: In Leipzig wurden noch zwischen 1960 bis ca. 1981 Todesurteile vollstreckt; bis 1967 mit dem Fallbeil. Siehe dazu hier, hier und hier.).

Juristisch "aufgehoben" wurde das Todesurteil gegen van der Luppe erst in diesem Jahr, nämlich am 11.01.2008 (einen Tag (!) nach dem 74. Todestag van der Luppes).

Für Leipzig also ein dunkles Kapitel, wurde hier nicht nur ein zweifelhaftes Todesurteil ausgesprochen, sondern auch vollstreckt. Ansonsten scheint es mir auch aus aktuellem Anlass nötig, daran zu erinnern. Schließlich gab der Reichtagsbrand einen Vorwand ab, um gegen unliebsame Kommunisten und andere Andersdenkende vorzugehen. Wenn Kommunist oder Kommunismus heute wieder zum Schimpfwort forciert werden und z.B. Redakteure wie Helmut Markwort in der Öffentlichkeit ganz schamlos behaupten, allergisch auf "Kommunismus" und "Kommunisten" zu reagieren, ist es an der Zeit, just auf dieses dunkle gesamtdeutsche Kapitel hinzuweisen: Sozialisten, Kommunisten andere Andersdenkende wurden in Deutschland schon einmal verfolgt - und zwar auch aus ideologischen/politischen Gründen!

Mit "Reichstagsbrand 1933 Am Anfang war das Feuer" liefert die Frankfurter Rundschau einen interessanten Artikel dazu. Eine alternative Zusammenfassung findet sich bei Wikipedia.

Mittwoch, 17. September 2008

Arbo aus dem „Notquartier“

So, also ganz offiziell: Seit Montag bin ich wieder hier in L.E.! Aber irgendwie komisch, ich scheine mich hier regelrecht wieder eingewöhnen zumüssen. Insbesondere an das Klima. Ich meine, am Samstag hatte ich mir noch einen kleinen, leichten Sonnenbrand geholt ... und hier: Grau in Grau.

Da schien noch die Sonne.


Wie auch immer, kaum bin ich wieder da, könnte ich hier auch gleich wieder in den Tisch beißen: Meine Krankenkasse muckt wieder rum; dann erfahre ich von dem rechtslastigen Zirkus der letzten Wochen hier im Viertel; und zu guter Letzt gibt mir am Montag mein CD/DVD-Laufwerk den Geist auf.

Entsprechend musste ich meinen alten Rechner wieder flott machen. Seltsam, aber es ist – unerwartetermaßen – irgendwie doch ein geiles Gefühl, mit dieser alten Kiste rumzuwuseln. Für die Bibliothek wird dagegen die nächsten drei Wochen oldschool-mäßig Papier und Stift angesagt sein. Wird bestimmt lustig. Smilie by GreenSmilies.com

So, zum Schluss noch ein kleiner musikalischer Tipp: Another Day von DAGOBA. Leider hatte ich es letzte Woche nicht geschafft, die Franzosen live zu sehen. Naja, auf jeden Fall eine exzellente Band. Also: Reinhören!!!

Dienstag, 9. September 2008

Nachtrag: Einschätzung O. Scholz und SPD

Der Herr Scholz mit seinen Forderungen nach Verschärfung der Kontrolle von Arbeitslosen passt auch ganz gut ins politische Geschehen der letzten Tage.

Zunächst: Traurig genug, dass die öffentlichen Medien einen SPDler - namentlich: Kurt Beck - als eine Art "letztes linkes Aufgebot" durchs Dorf treiben, der selbst schon mal den Chor menschenfeindlicher Verächtlichmacher anstimmte, als er einen Arbeitslosen medienwirksam mit "Wenn Sie sich waschen und rasieren, finden Sie auch einen Job." vorführte (siehe auch hier).

Nun ist ja der Herr Beck sprichwörtlich aus dem Amt gemobbt worden. Zumindest ist dies der überwiegende O-Ton seitens Wolfgang Lieb und Albrecht Müllers auf den NachDenkSeiten. So sehr ich aus den eben genannten Gründen die dort offenkundige Sympathie für Kurt Beck nicht teile, so gut ist dort dokumentiert, dass es sich in den letzten Wochen und Monaten um eine Kampagne gegen Kurt Beck handelte. Deren Ziel, so schlussfolgere ich jetzt einmal kühn, den Agenda-Kurs zu sichern. Mit Müntefering und Steinmeier scheint dies jedenfalls umgesetzt.

Die Äußerungen von Olaf Scholz passen daher ganz gut ins Bild und in die Zeit, weil sie symbolisieren, dass am Agenda-Kurs weiter festgehalten werden soll. Schließlich galt Arbeitslosigkeit dort z.T. durch Arbeitsunwilligkeit - selbst - verschuldet. Aus Sicht der Betroffenen sicher auch eine Art "Drohung", denn dies steht nicht nur für eine Absage an die Erwartung einer Änderung z.B. nicht wirklich funktionierender Maßnahmen, sondern - viel mehr - für eine Verschärfung. Für alle anderen, die vermutlich bisher vom Agenda-Kurs profitierten, scheint dies ein positives Signal zu sein. Denn so sehr "nach unten" verschärft wird, so sehr sollen ja bekanntlich die Leistungsträger "entlastet" werden. Das jedenfalls waren ja einige der bekannten Phrasen, mit denen für den Kurs geworben wurde.


In der Einschätzung dieses Bildes kann ich mir nur Hartumut Finkeldays Blog anschließen.

"Es gibt wohl keine Möglichkeit mehr, sich (für die nächsten Wahlen!) glaubwürdig von der Agenda 2010 zu verabschieden. Die SPD wird - verdientermaßen - die Zeche für ihr Fehlverhalten zahlen müsen."

Und wieder Menschenfeindlichkeiten ...

Echt, langsam platzt mir die Hutschnur. Reicht es nicht, dass so ein paar Nebelleuchten geistes- und sozialwissenschaftlichen Denkertums (und hier) Öl ins Feuer menschenfeindlicher Tendenzen gegenüber Erwerbslosen träufeln. Nein, jetzt ist es ein sozialdemokratischer Hansel - unser "Arbeitsminister" Olaf Scholz -, der weiter munter auf eigentlich sein Klientel los drischt. Siehe dazu den Kommentar von Ulrike Herrmann in der taz.

Jetzt will der Olaf nämlich den Zoll besser ausstatten, damit der gegen die böse, böse Schwarzarbeit vorgehen kann. Viele Arbeitslose, für seinen Geschmack wohl zu viele, arbeiten nämlich nebenher schwarz und zocken so den Sozialstaat ab. Zudem muss auch der Krankenstand besser überprüft werden, denn viele geben da wohl nur vor, krank zu sein.

Tja, dumm nur, dass der Zoll - besser: die Finanzkontrolle Schwarzarbeit - dem Bundesfinanzministerium untersteht. Selbst wenn sich Scholz auf die gemeinsame Ermittlungsgruppe Arbeit bezieht, so ist dafür das Bundesministerium der Finanzen und das des Inneren zuständig. Er selbst mag das ja gerne seinen Kollegen Schäuble und Steinbrück vorschlagen - im übrigen ganz wohlfeil, weil es ja seinen Etat nicht berührt -, aber verantwortlich ist er dafür nicht. Er kann also gar nicht die Zollstärke erhöhen! Was für eine Nulpe!!!

Der oben verlinkte Artikel weist übrigens darauf hin, dass bei der Verfolgung hinterzogener Steuern sicherlich mehr zu holen wäre als bei den Nachforschungen bzgl. der Arbeitslosen. In ökonomischer Sprech: Die Ausbeute - d.h. Euro pro Arbeitskraft (Finanzkontrolle) - ist beim Verfolgen von Steuerflüchtigen sicher höher.

Aber wie es so schön im Kommentar heißt: Arbeitslose u.ä. haben keine Lobby. Also immer schön drauf rumhacken. Es wird sich schon niemand beschweren. Hier in Deutschland haben wir ja - zum Glück - kein Waffenrecht. Und die Großen (Beträge) einfach laufen lassen. Das mit der Überprüfung der Krankmeldungen zementiert dann das Bild vom faulen Arbeitslosen. Obwohl es richtiger wäre, von "Bedürftigen" zu schreiben. Aber das gibt sich zu stark der Assoziation mit "Mitleid" und "Fürsorge" preis und erinnert somit wohl stärker an das, was ein Sozialstaat ausmachen sollte. Ein Sozialdemokrakt der neuen Prägung muss das natürlich zu verhindern wissen.

Übrigens sollen es gerade mal 3% sein (siehe hier), die den Sozialstaat missbrauchen.

Da haben wir einen Arbeitsminister, der die, für die er zuständig ist, diskriminiert und weiter schikanieren will. Eine Type, die entweder bar jedem Verständnis für die Organisation der BRD die Etats anderer Ministerien in Anspruch nimmt; oder - was die Sache nicht besser macht - dies im Glauben tut, der Rest seines Klientels würde das nicht wissen. Und der unterschlägt, dass es nur ein Bruchteil von Bedürftigen gibt, die den Sozialstaat (vermutlich!) missbrauchen.

Solch ein Auswurf politischer Dreistigkeit lässt mir das Frühstück gleich mehrfach wieder hochkommen. Da frage ich mich, was hier eigentlich falsch läuft, wenn so eine Person auch noch auf so einen Posten gehoben wird. Meine Fresse, eigentlich wäre das ein Grund, dieses Ekelpaket aus dem Amt zu jagen!!!

Dienstag, 2. September 2008

Kurze Urlaubsimpressionen: Slowenien und Vegetarismus.

Hallöchen! Nach Wochen Internetabstinenz darf ich jetzt wieder. Denn seit Sonntag verweile ich – wenn schon nicht zu Hause, dann doch immerhin – wieder im zentralen „Alt“-Europa. So, aber genug der Vorrede, wie ist also Slowenien?

Ohne jetzt einen vollständigen Reisebericht abazuliefern (der folgt ggf. später), so möchte ich dennoch ein paar kleine Impressionen los werden. Zunächst einmal fällt auf, wie „deutsch“ doch dieses Land ist. Wer es nicht glaubt, braucht nur einmal in einen ansässigen Müller, Hofer, Lidl oder Spar zu gehen. Selbst im landestypischen Merkator, der vom kleinen Dorfkonsum bis zum Supermarkt über das ganze Land verteilt ist, sind typisch deutsche Produkte mit deutscher Beschriftung zu haben.

Mensch beachte dieses M!


Und damit zum nächsten Punkt, der ins Auge sticht: Vegetarismus. In dem mitgeführten Reiseführer wurden VegetarierInnen schon vorgewarnt, dass sie in Slowenien ein wirklich hartes Leben erwarte. Interessant daher, dass größere einheimische Supermärkte vegetarische bzw. streng vegetarische (= „vegane“) Lebensmittel führen: Angefangen vom normalen Tofu, über Räuchertofu bis zu Tofuwürstchen und sogar Seitan. Natürlich nicht in jedem Ort: Ins Auge stach mir die Auswahl vor allem in Novo Mesto (TUS) aber auch, wenn mich nicht alles täuscht, im Merkator zu Cerknica. Ich finde das irgendwie schon bemerkenswert, da ich mich momentan wieder in einer großen europäischen Hauptstadt befinde und nach entwaigen Produkten in einem Supermarkt sprichwörtlich suchen müsste.

Allerdings müssen VegetarierInnen nicht nur auf den Besuch etwaiger Supermärkte beschränkt bleiben. Fast überall werden fleischlose Gerichte angeboten. In Piran z.B. „Vegi-Pizza“, neben ebenfalls fleischlosen Pizzen mit Mozarella und Tomate. In Ptuj und in der Logarska Dolina (Logar Tal) sind mir dann sogenannte „Veggi-Teller“ angeboten worden: Das waren – je nachdem – Kartoffelkroketten, Gemüsefrikadellen, frittierter Käse und u.a. Topfstrudel. Diesen gab es auch in zwei Versionen, u.a. mit einer Sojafrikadelle. Beides für unter 7 Euro. Positiv überrascht war ich auch von unserer Unterkunft in Cerknica, auf dem Hexenberg: Dom na Slivnici („Hexenhaus“). Für 10 Euro gab es ein Menü, das einen fast platzen ließ. Und auf Anfrage wurde dann speziell für mich auch etwas vegetarisches gezaubert: Palatschinken mit Käse. Insofern würde ich empfehlen, einfach mal nachzufragen.

Aussicht "Dom na Slivnici".


Ansonsten sind einige der landestypischen Burek für VegetarierInnen geeignet, ein Blätterteiggebäck mit Quark bzw. Frischkäse und, je nach Wunsch, auch mit Spinat. Aber Achtung: Den in meinen Augen annehmbarsten Burek habe ich nur in Piran gegessen (das gilt übrigens auch für die „Kremschnitten“!).

Für sich streng vegetarisch ernährende Reisende sieht es meiner Meinung nach etwas dünn aus. Allerdings gibt es in den größeren Städten große Märkte, auf denen Obst und Gemüse feilgeboten wird. Wer also Gefallen an Paprika, Melonen (ein MUSS!!!) und dergleichen findet, kann sich dort auf jeden Fall eindecken.

Tja und nun zum Schluss noch ein paar bildliche Impressionen.

Sonnenuntergang Piran


Lichtspiel Logarska Dolina.


Logarska Dolina mit "dampfenden" Schuhen.

Freitag, 8. August 2008

Nachtrag: Fressen, Ficken, Fernsehen?

Angestachelt durch den Artikel "Fressen, Ficken, Fernsehen?" von Franziska Schwarzmann habe ich mir dann doch mal die Mühe gemacht, die im Artikel erwähnten Seiten aufzusuchen. Unter anderem bin ich darüber dann auf den Blog der Jugendmedientage gestoßen: Mit einem Statement zu einer Anne-Will-Sendung.

Kurz zur Einordnung: Anne Will hatte dort einstmals so einen VWL-Studenten vom Ring christlich-demokratischer Studenten (RCDS) eingeladen, der u.a. vorschlug, Arbeitslosen weniger Stimmrechte in den Wahlen einzuräumen. Völlig zu Recht hatte damals Heiner Geißler Kritik angemeldet!

Gerade ein VWLer sollte sich ja etwas mit Gesellschaft auseinandersetzen und wenn in der letzten Zeit vor allem auch das Problem der Durchlässigkeit des Bildungssystems als ein gesellschaftliches Problem erkannt wurde, kann ja solch ein Vorschlag nicht wirklich ernst gemeint sein: Er würde die sozialen Verhältnisse weiter zementieren. Aber aus einer gut bürgerlichen und gesicherten Existenz heraus lassen sich solche Schoten gerne gegen Leute richten, mit denen mensch ja für gewöhnlich nichts zu tun hat.

Selbst wenn jemand ernsthaft diese menschenfeindliche Idee verfolgen würde, müsste er spätestens vor dem Fakt der Aufstocker kapitulieren. Was solche „Intellektuellen“ bisher noch nicht geschnall haben, ist nämlich, dass es für den Bezug von Sozialleistungen faktisch keine Rolle mehr spielt, ob jemand arbeitslos ist oder nicht: Den Ausschlag gibt die sogenannte Bedürftigkeit. So sieht das Ganze dann etwas „andes“ aus und führt zur Frage, ob denn allen Bedürftigen die Wahlrechte aberkannt werden sollen.

Aber ich möchte nun nicht weiter auf konkret diese Nebelleuchte eingehen. Es ging ja um den Jugendmedientageblog und seinem Artikel zur Anne-Will-Sendung. An dessen Ende fand sich folgende Passage.

Schade, dass die Sorgen und Vorschläge unserer intellektuellen Jugend - der Zukunft unseres Landes - als lächerlich abgestempelt werden. Denn sie arbeiten darauf hin, dass sie irgendwann nicht diesem Staat zur Last fallen und sich mit diesem Schicksal der Bundesrepublik auf einer Couch präsentieren.


Ähm, ja ... erstens sehe ich (Achtung: Wortspiel!) ziemlich schwarz für eine Zukunft mit solchen Nebelkerzen. Abgestempelt hat sich diese Lachfigur selbst. Und zwar nicht nur medial, sondern auch als angehender VWLer.

Zweitens hatte der Schreiber / die Schreiberin kurz vor dieser Passage moniert, dass der eingeladenen Hartz-IV-Empfängerin auf der Couch von A. Will keine kritischen Fragen gestellt wurden. Ganz im Gegensatz zur obigen schwarzen Knallerbse. Was für „kritische“ Fragen sie da genau meint, ließ die Schreiberin offen. Sie hatte doch wohl nicht vor, genau das Klischee vom faulen ALG2-Bezieher zu bedienen? Offfenbar doch, wenn sie in fast schon verächtlich machender Weise unterstellt, dass „wir“ es uns alle auf der Couch bequem machen wollen.

Nur mal so zur Info: Der Stereotyp vom arbeitsunwilligen Müßiggänger ist sehr, sehr alt und hat u.a. in Deutschland dazu geführt, solche Personen in „Säuberungsaktionen“ von der Straße zu holen und mit einem schwarzen Winkel versehen ziemlich endgültig zur lebenslangen Arbeit zu erziehen.

Ich persönlich weiß nicht, ob der Artikel auch aus der Feder dieser 22 Jahre alten Politikwissenschaftsstudentin F. Schwarzmann stammt. Der OT des Artikels – insbesondere der letzte Teil – legt das aber nahe.

Die Grundkritik an den Medien mag ja durchaus berechtigt sein. Allerdings in einer ganz anderen Richtung. So wird auf den Nachdenkseiten schon seit langem die einseitige Berichtserstattung und auch der Kampagnencharakter offentlich rechtlicher Medien z.B. in Sachen Rente kritisiert. Zugespitzt formuliert: Obige Autorin ist Ergebnis dessen, was sie selbst kritisiert, nämlich der medialen „Verdummung“. Die Nachdenkseiten würden sicher von gezielter Verdummung oder von Lügen sprechen.

Unlängst gab es übrigens auch einen Artikel in der Zeit, der klar stellte, dass die seltsamen Nachmittagsformate gezielt zur „Berieselung“ genutzt werden. Die KonsumentInnen wissen also offenbar, wie sie das zu bewerten haben. Wirklich gefährlich scheinen eher jene im Gleichschritt marschierenden Medienberichte, die u.a. im Fall Clements von den Nachdenkseiten zu Recht kritisiert wurden. Kurioserweise sind es dabei nicht die Ungebildeten, Dummen und Faulen aus der Unterschicht, die diesen Blödsinn mitmachen, sondern z.T. gebildete Leute, die sich gerne auch als „Elite“ darstellen. Zu just jener Riege gehören offenbar auch die oben beschriebene Nebelleuchte und die hier gemeinte Autorin.

In Schulsprech bleibt mir also nur zu sagen: Gut gemeint, Wille erkannt, aber inhaltlich 6.

Arbo kommentiert: Fressen, Ficken, Fernsehen?

In der Süddeutschen fand sich neulich ein Beitrag, der sich als "medienkritisch" verstand: "Fressen, Ficken, Fernsehen?" von Franziska Schwarzmann.

Da ich keine Lust hatte, mich bei der Süddeutschen zu registrieren, möchte ich dieses "Glanzstück" medienkritischer Schreibei auf diesem Wege kommentieren.

"Vor allem die sozial benachteiligten Menschen, die das Fernsehen nutzen, erhalten durch Seifenopern, Talkshows & Co ein völlig verzerrtes Bild der Realität. Ihr Verständnis vom Leben, von Eigenverantwortung und Engagement wird durch die oben genannten Beispiele mit Sicherheit nachhaltig geprägt".

Klar, "sozial benachteiligt" bedeutet ja auch, dass mensch einfach zu doof ist. Arm = dumm. Solche Leute müssen natürlich "erzogen" werden. Allein sind die doch nicht in der Lage dazu, oder? "Bildungsfernsehen" für die Unterschicht, oder?

Sehr glaubwürdig wirkt es zudem, ein Internetmedium zu nutzen (sowohl für "Aktionen" und Projekte, als auch für Artikel), und dann solche Aussagen zu treffen wie: "Genauso wie wir in Frage stellen, ob sich das Internet noch durch mehr profilieren kann als durch Pornografie?".

Was mich dann bei aller sozialdarwinistischen Eigenverantwortung, welche die Autorin predigt, dann doch etwas verwirrt ist: „Aus der medialen Macht resultiert ein Bildungsauftrag, dem sich die Medien nicht entziehen können“. Sollte dort etwa doch ein klein Wunsch nach staatlicher Rahmengesetzgebung versteckt sein?

Ich bin empört!!!

Donnerstag, 7. August 2008

Presseschau: Klamme Gedenkstätten

In letzter Zeit häufen sich Artikel über die Zunahme und Gewalttäigkeit „rechtsextremer“ Übergriffe. So berichtet die Zeit in „Terror am Badesee“ über Gerichtsverhandlungen zu rechtsextremen Übergriffen in Sachsen und stellt gleichzeitig eine informative Artikelsammlung zum Rechtsextremismus zur Verfügung. Der Tagesspiegel berichtet u.a. über ebenfalls über die Gerichtsverhandlungen in Sachsen, während sich die taz darüber schreibt, wie die FDP in MeckPom die NPD zu entzaubern versucht. Seltsam, wie da eine kleine Meldung offenbar untergehen konnte: Die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau benötigt finanzielle Unterstützung, weil ihr sonst der Verfall droht. Berichtet haben davon u.a. N24 ("Auschwitz droht der Verfall") und der Focus ("Museum KZ Auschwitz braucht Millionen für Erhalt").

Ebenfalls nicht untergehen sollte der Artikel in der taz über Frankreichs (mutmaßliche) Verstrickung in den Völkermord von Ruanda: siehe "Frankreichs Schande" von Dominic Johnson mit dem den entsprechenden Kommentar "Ruanda, vergessener Hinterhof" von ihm.

Fotospielerei: Grüne Augen

Ein paar kleine Spielereien, die ich mir mit GIMP und einem sogenannten Glamour-Filter (Glamour 1.1.1) erlaubt habe.

Green Eye 1

Green Eye 2

Sonntag, 27. Juli 2008

Den Anfängen wehren: Arbo über „Drückeberger“

Gerade dah ich auf den Seiten der ARD den Titel der aktuellen Anne-Will-Sendung “Kein Geld für Drückeberger - ist jeder Job besser als keiner?“ und dachte mir, „Du schreibst jetzt vielleicht doch mal einen Kommentar!“. Mein Text ...

Eigentlich tut es Not, über das Thema zu sprechen. Aber leider vermute ich, dass es sich wohl doch nur wieder in die üblichen Phrasen verlaufen wird. Gemeint ist das „übliche“ sortieren nach „nützlichen“ und „unnützen“ - sprich: faulen - Arbeitslosen.

Allerdings handelt es sich längst nicht mehr um DIE Arbeitslosen. Das Arbeitslosengeld II wird unlängst auch als „Aufstockerleistung“ gezahlt. Alle, die nun angesichts ihrer extrem niedrigen Löhne über „die faulen Arbeitslosen“ herziehen wollen, sollten deshalb daran denken, dass auch sie einen Anspruch auf ALG 2 hätten; im entsprechenden Rahmen der Regelungen zum Midi- und Minijobs würden sie über dem liegen, was ein Arbeitsloser bekäme, der nicht arbeitet.

Ferner sei darauf verwiesen, dass es eine äußerst unschöne „Tradition“ gibt, gegen auch soziale Aussenseiter herzuziehen, zu deren zweifelslos geschmacklosen Erfolgen in der Geschichte sicherlich auch die „schwarzern Winkel“ im Dritten Reich zählen. Wenn also wieder typische Klischee-Bilder gezeichnet werden, Begriffe wie „Schmarotzer“ oder „Parasit“ auftauchen, sollten die Allarmglocken schellen. Deratige menschenfeindlichen Tendenzen kann / sollte sich eigentlich kein Staat wie die BRD leisten können.

Denn Fakt ist: Alle sitzen im gleichen Boot. Das Konstrukt „Hartz IV“ ist eine Falle, aus der es schwer ist, wieder richtig auf die Beine zu kommen.

Dazu aber noch ein paar Anmerkungen. Aufgrund meiner Erfahrungen mit ALG 2 hätte ich noch etwas anderes scheiben können. Wenn ich aber sowas wie „Drückeberger“ lese, bekomme ich bisweilen durchaus ein unbestimmtes Wutgefühl in meiner Bauchgegend. Soweit ich mich erinnere, hatte selbst die Bundesagentur für Arbeit einmal ermittelt, dass der Prozentsatz sogenannter „Drückeberger“ in etwa bei 3% (der Bezieher) läge.

Auf der anderen Seite passt das ganz gut ins Bild. Zur Zeit lese ich ein paar Artikel / Bücher zum Thema Armut und kann daher festhalten, dass dieses Bild von „unnützen“ und „nützlichen“ Arbeitslosen keineswegs neu ist. Allerdings war „Arbeitslosigkeit“ immer auch ein „Ordnungsproblem“, sprich: Erwerbslose bedrohen die öffentliche Ordnung. Daher müssten Erziehungsmaßnahmen her. Notfalls muss die Gesellschaft vor diesen Leuten geschützt werden. Überspitzt gesagt gipfelte das dann in jenes, was die Nazis im Wahn ihrer „Volkshygiene“ zahlreichen „unnützen Arbeitslosen“ haben „angedeihen“ lassen.

Um Menschenwürde ging es dabei nicht. Und wenn wir heute wieder solche Klischees kultivieren, die das Herabwürdigen von bestimmten (sozialen) Schichten beflügeln, zeugt das von einer äußerst fragwürdigen Tendenz. Wehret den Anfängen!, möchte ich da sagen.

Mittwoch, 23. Juli 2008

Presseschau: Menschenfeindlichkeit(en) und Medien am Gängelband

„An einem Tag am Strand“ (taz)

“Am Strand in der Nähe von Neapel liegen zwei junge Mädchen unter sengender Sonne. Sie liegen nicht auf ihren Handtüchern, sondern die Handtücher auf ihnen, denn: Sie sind tot. Ein kleines Stück davon entfernt sieht man ein Paar beim Sonnenbaden, die Blicke ganz ungeniert in die Kamera eines Fotografen gerichtet, der dieses Szenario ablichtete. Das so entstandene Foto geht gegenwärtig nicht nur durch die italienischen Medien. Dabei steht vordergründig die pietätlose Ignoranz der Badegäste am Pranger, aber eigentlich dreht sich alles um die ethnische Zugehörigkeit der Opfer, die das Bild verschweigt: Die Mädchen waren Roma.

[...]

In der italienischen Bevölkerung wächst seit Jahren der Groll gegen die Roma. Kürzlich ergab eine Studie einer italienischen Zeitung, dass zwei Drittel für eine Ausweisung der Roma sind, unabhängig davon, ob sie einen italienischen Pass haben oder nicht. Roma werden für Diebstähle verantwortlich gemacht, ihre Siedlungen in der Peripherie sind vielen ein Dorn im Auge. Das Unglück der beiden ertrunkenen Roma-Mädchen selbst ist vor diesem Hintergrund eigentlich Nebensache. Die Gleichgültigkeit der Badegäste ist zwar schauderhaft, aber deshalb von Interesse, weil sie symptomatisch für ein weiterhin nach rechts rückendes, rassistisches Italien steht. “


Zum gleichen Thema: „Sonnenbad neben Leichen“ (Süddeutsche).



„Minister Schäuble schiebt Iraker ab“ (taz)

"Für meinen Mandanten kommt die Abschiebung nach Griechenland einer Abschiebung in den Irak gleich", sagt Anwalt Peter Koszian. Deshalb hat er im März den Petitionsausschuss des Bundestages eingeschaltet. Seine Bitte: Matta-Houssinis Asylantrag möge in Deutschland durchgeführt werden. Der Ausschuss sprach sich vor der Sommerpause fraktionsübergreifend dafür aus, aus Zeitgründen aber wurde noch kein formaler Beschluss gefasst. "Deshalb haben wir das Bundesinnenministerium gebeten, die Abschiebung zunächst nicht vorzunehmen", sagt Carsten Müller, der für die CDU im Petitionsausschuss sitzt. Doch der Bundesinnenminister wies dieses Begehren in einem Brief zurück. Matt-Hannoussi wurde abgeschoben.“



„Die renitenten Rezensenten“ (Süddeutsche)

"Man stelle sich vor, der Journalist einer seriösen Zeitung versucht, das neue Album "Knowle West Boy" des ehemaligen Massive Attack-Helden Tricky zu besprechen - und erhält auf seine Anfrage an die Plattenfirma Domino Records sinngemäß folgende Antwort:

Leider habe es in letzter Zeit zu viele negative Plattenkritiken von ihm zu lesen gegeben. Deshalb könne man ihm kein Rezensionsexemplar schicken. [...]

Man stelle sich weiter vor, diese Geschichte sei wahr - müsste sie nicht sowohl die Musikvertriebe als auch den freien Musikjournalismus nachdenklich stimmen?Wer übt hier Druck auf wen aus?

Sie müsste, und sie tut es auch, denn sie ist tatsächlich so passiert, vor zwei Wochen.“


Samstag, 19. Juli 2008

Along cames the Spider

Bei meiner täglichen Presseschau stieß ich in der Online-Ausgabe der Süddeutschen auf ein Interview mit Vincent Damon Furnier aka Alice Cooper „Ohne Musik wären wir nur ein Kasperltheater“. Gut, die Hinweise auf seinen Glauben mögen einem auf den Wecker gehen. Aber bisweilen liest sich das Interview ganz erfrischend. Zum Beispiel, wenn er auf die (Standard-) Frage antwortet, ob Musik nicht auch Anleitung zu Mord u.ä. Sachen geben könnte.

“Ich sage Ihnen was: Ich kenne keinen Rockstar, der intelligent genug wäre, in seinen Texten unterschwellige Botschaften zu verstecken!“


Davon angestachelt habe ich mal gegoogelt und bin letztlich auf der MySpace-Seite von Alice Cooper gelandet. Laut den dortigen Angaben erscheint am 29.07.2008 - laut Amazon.de bereits am 25.07.2008 - sein neues Album „Along cames the Spider“. Und just dort - auf seiner MySpace-Seite - lassen sich alle Songs schon einmal in voller Länge anhören, was ein wirklich prima Zug ist. Und wie sind die Songs? Tja, also nach heutigen Maßstäben einen Kick zu langsam und die Gitarre könnte zum Teil auch fetter sein. Bands wie Gluecifer oder The Hives versprühen in der Hinsicht mehr Energie, wirken einfach spritziger. Aber gut, Alice ist nun auch schon in die Jahre gekommen – dem entsprechen die Songs also irgendwie und daher passt das schon.

Wer nun aber meint, „Along came the Spider“ wäre eine angestaubte Rockkamelle, würde jedoch sicher falsch liegen. Klar, das Album hat seine Schwächen. Aber ich will mal was Positives schreiben. Mit „Vengeance Is Mine“ walzt sich nämlich eine fette Gitarre in bester „Feed My Frankenstein“-Manier vorwärts, dass es einfach nur Spaß macht. Schön auch „Wake the Dead“, das durch ein peppiges Schlagzeug und seinen dezent eingesetzten kleinen Elektrobässen mit einem recht modernen Popanstrich daher kommt. Überhaupt sind diese Elektroeinlagen überall auf dem Album verteilt und dezent eingesetzt - was für mich besonders positiv heraussticht. Davon abgesehen dürfen Balladen (-artige Songs) natürlich auch nicht fehlen: u.a. „Killed By Love“ (na gut, der Name ist halt Programm Smilie by GreenSmilies.com ).

Fazit: Der Eindruck kann täuschen, aber ich habe das Gefühl, dass „Along Came the Spider“ etwas düsterer ist. Es ist sicher nicht der Oberkracher, aber meiner Meinung nach trotzdem ein zeitgemäßes Album. Zumindest mir machen die Songs Spaß. Und so schlecht ich auf Reunionen und alternde Rockstars mit dem widerspenstigen „Ich-nerve-spätere-Generationen“-Gen zu sprechen bin, muss ich über Alice Cooper doch sagen: Schön, dass es ihn noch gibt. Smilie by GreenSmilies.com

Links

„Ohne Musik wären wir nur ein Kasperltheater“ (Süddeutsche)
MySpace-Seite von Alice Cooper
Offizielle Seite von Alice Cooper