Montag, 7. Dezember 2009

Shiqadi Live Videos ...

Shiqadi traten ja kürzlich (15. Oktober 2009) im Villa-Keller auf. Und davon gibt's nun ein paar Videos!














Viel Spaß damit!!!

Donnerstag, 3. Dezember 2009

Linke Trainingslager ...

Am 02.12.2009 wurde in dem Artikel "Nahkampf und linke Agitation im Zeltlager" (ZEIT) über Trainingslager von "linken Extremisten" aus Hessen berichtet.

"In einem Wald- und Wiesengelände im Vogelsbergkreis, nahe der Kleinstadt Homberg (Ohm), versammelten sich vom 19. bis zum 23. August etwa 100 hessische Autonome – ein Viertel der gewaltbereiten Linksextremisten in Hessen. Harter Kern waren Frankfurter Autonome.

[...]

Mit Tonfas und anderen Schlagstöcken wurde Nahkampf geübt. Die Autonomen wandten Angriffs- und Verteidigungstechniken an, gegen die Judo nahezu kindlich wirkt."




Wenig später heißt es:

"Experten befürchten nun, dass hessische Autonome noch härter zulangen, gegen Rechtsextremisten und die Polizei. Und dass Neonazis ihrerseits brutaler auf Linke einschlagen".



Natürlich ist die Sorge über linke Gewalt berechtigt. Kürzlich wurde in der taz diskutiert, ob die Polizei besser geschützt werden müsse. Als Pro-Argument kam zur Geltung, dass Polizeikräfte zunehmen zu "Freiwild" verkommen würden. Dies ist durchaus zur Kenntnis zu nehmen.

Auf der anderen Seite muss beachtet werden, dass Polizeikräfte selbst auch nicht immer verfassungskonform reagieren. Das zeigt die kürzliche Entscheidung des Bundesverfassungsgericht ganz deutlich: Darin ging es um zwei Beobachter einer Demonstration, die rechtswidrig und viel zu lange inhaftiert wurden; ihnen wurde deshalb ein Anspruch auf Schmerzensgeld zugestanden (Quelle: "Schmerzensgeld für illegale Haft", taz).

Außerdem erweckt der obige Artikel der ZEIT den Eindruck, dass die Gewalt maßgeblich von "den Linken" ausgeht: "Die Linken" verprügeln "Rechte", die daraufhin dann mit noch mehr Gewalt reagieren. Dem Vorwurf, solch einen platten Eindruck erwecken zu wollen, versucht sich der ZEIT-Artikel dadurch zu entziehen, dass sogleich ein Nazi-Überfall auf ein linkes Zeltlager erwähnt wurde, bei dem ein Opfer sogar lebensgefährliche Verletzungen davon trug. Dumm nur, dass dann die Vokabel "Zeltlager" verwendet wird, die im Kontext des Artikels einen echt eigenartigen Eindruck erweckt. Aber sei es drum. Wer die sächsischen Verhältnisse kennt, speziell den Überfall auf ein Fußballturnier des Roten Sterns, den wird es nicht gerade wundern, wenn "die linke Seite" nicht mehr gewillt ist, einfach nur die Wange hinzuhalten. Das rechtfertigt keineswegs eine organisierte Gewalt, mit der u.a. auch "die Rechten" aufwarten. Aber es ist m.E. eine Illusion und bisweilen geradezu unverschämt, zu glauben, dass die permanente rechte Gewalt ohne Reaktionen bleibt.

Das gilt insbesondere, weil gerade der ZEIT-Artikel durchaus auch diffamierende Töne anschlägt. Wenn es über das beschriebene "Extremisten-Camp" u.a. heißt:
"Neben Schlafzelten war eine Art Zirkuszelt aufgebaut. Hier stand Agitation auf dem Programm. Die Linken debattierten über Antinationalismus, Antiglobalisierung, Antisexismus und Antirepression, außerdem wurden hessische 'Nazi-Strukturen' seziert. Zwischen Kampftraining und Agitprop gab es veganes Essen aus der 'Volxküche'".



Sämtliche "linken" Themen, aber auch gesellschaftskritische Probleme sowie alternative Lebensweisen werden dort geradezu ins Lächerliche gezogen. Vor allem "Volksküchen" sind doch keine "linken" Erfindungen, sondern sie stehen für gesellschaftliche Solidarität. Die Tafeln oder Suppenküchen funktionieren schließlich ähnlich. Aber gut, der Autor (Frank Jansen) hat sich womöglich bereits so weit vom Solidaritätsgedanken entfremdet, dass er dieses Prinzip in den sogenannten "Volxküchen" gar nicht erkennen konnte. Statt dessen gilt es ihm als stereotypes Merkmal eines suspekten "Linksseins". Und muss - nach ihm - wohl "kritisiert" werden.

Was m.E. wirklich hinter dieser Angst vor "linker Gewalt" steckt, klingt ebenfalls im Artikel an: Beim Klimagipfel in Kopenhagen werden "linke Ausschreitungen" erwartet. Der Autor ist sich dann nicht zu schade, dass dann gleich mit dem G-8-Gipfel in Heiligendamm zu vermengen. Dort wären schließlich auch Frankfurter Autonome zu Gange gewesen. Dass dort aber auch von Staatsseite verfassungsmäßig, zumindest bedenkliche Handlungen begangen wurden, davon ist nichts zu lesen. Extremismus gibt es halt nicht nur auf einer Seite. Und genau das ist das Problem an dem Text: Er bauscht das Thema "linke Gewalt" in einer unangemessenen Weise auf, ohne zu fragen, woher diese Gewalt kommt und ob die "Mehrheitsgesellschaft" dafür Verantwortung trägt (z.B. durch das Ignorieren und Verharmlosen rechter Gewalt).