Über „Aufgelesen-und-kommentiert“
bin ich gerade wieder auf eine Aussage von Frau W. gestoßen (via internetz-zeitung.eu).
Eigentlich steht dort nichts Neues. Aber weil kurz nach der Bundestagswahl 2017
verschiedentlich die Auseinandersetzungen zwischen Riexinger/Kipping und
Wagenknecht/Bartsch Thema waren und genau dabei auch das Thema ‚Asyl‘ wieder im
Raum stand, will ich mir dann doch noch einmal ein paar Einlassungen erlauben.
Donnerstag, 26. Oktober 2017
Samstag, 30. September 2017
Kleine Presseschau [30.09.2017]: Osten, Sachsen & ‚links?‘
Da angesichts der Ergebnisse der
Bundestagswahl viel über das Wahlverhalten im Osten spekuliert wird, möchte ich
dann doch mal noch auf ein paar Artikel verweisen, die mir in dem Zusammenhang
über den Weg gelaufen sind.
- Stefan Locke: „Vom Ende der Sprachlosigkeit“ (FAZplus, 05.08.2017)
- Fritz Habekuß: „Land ohne Lächeln“ (ZEIT, 21.09.2017) im Print, digital leider hinter der paywall
- Till Eckert & Frauke Vogel: „Wenn das halbe Dorf AfD wählt“ (ZEIT/ze.tt, 27.03.2017)
Daniela Dahn über Flüchtlinge & kapitalistische Fluchtursachen
Nach der Bundestagswahl gäbe
es viel zu diskutieren, insbesondere mit Blick auf die AfD. Offen gestanden ist
mir das aber fast schon zu viel, weil ich dann mit dem Wischmopp zwischen berechtigen
Argumenten und wohlfeil gepflegten Stereotypen über ‚Ossis‘ aufräumen müsste.
Das ist mir im Moment etwas viel. Vielleicht kommt später noch etwas.
Was ich jedenfalls nicht
vorenthalten möchte, ist ein Interview von KFM mit Daniela Dahn (Youtube).
Es
gibt zwei Dinge, die ich hier richtig super finde. Einmal, dass sie zwar nicht
immer ganz fest im Stoff zu stecken scheint, aber ganz klar die ökonomischen
System-Zusammenhänge kennt, benennt und daraus entsprechende Verantwortung
unsererseits gegenüber den Flüchtenden, die nach Europa kommen, ableitet.
Zweitens ist es eine Wonne, wie sie KFM dezidiert immer mal wieder widerspricht
und zwar in Punkten, in denen KFM die Rechtsblinke-Parolen von Lafo & Frau
W. auftischt. Stellt auch mal Rückfragen, um zu präzisieren. Daniela Dahn stammt aus
der DDR, war dort in der Opposition, im „Demokratischen
Aufbruch“ aktiv und Mitherausgeberin des Freitags. Ich bin noch nicht ganz durch,
aber alles in allem lohnenswert, dort einmal hineinzuhören.
Mittwoch, 23. August 2017
Presseschau (23.08.2017): Gefährder, Rechte, Wirtschaftswissenschaften und mehr
Die Zeit titelte gestern „Abschiebung
islamistischer Gefährder rechtmäßig“. Um was ging’s? Zwei Personen (27 und
21 Jahre), die in Deutschland geboren wurden und aufwuchsen, aber keinen
deutschen Pass (keine deutsche Staatsangehörigkeit?) besaßen, wurden als ‚islamistische
Gefährder‘ eingestuft und sollen in – Achtung: Zynismus pur – die ‚Heimatländer‘
abgeschoben werden. Dagegen wurde geklagt, das Bundesverwaltungsgericht hat das
abgelehnt. Die Personen müssen bzw. dürfen abgeschoben werden.
Donnerstag, 10. August 2017
Uns geht's prima...
Unter dem Titel "Gerechtigkeit - Alles eine Frage der Wahrnehmung" hat das Institut der deutschen Wirtschaft (Köln) die Ergebnisse einer Umfrage veröffentlicht, die es zusammen mit Allbus durchführte. Verkauft wird einem die Studie als repräsentative Studie: 3.490 Personen wurden befragt. Es ist natürlich klar, wohin der Hase läuft: Deutschland wird gerechter empfunden, immer mehr Bürger (sic!) sind mit ihrem Lebensstandard zufrieden usw.
Spontan musste ich dann an einen Song der Ärzte denken.
Spontan musste ich dann an einen Song der Ärzte denken.
Sonntag, 6. August 2017
Aufarbeitung der Nachwendezeit?
In der FAZ ist gerade ein sehr interessanter Beitrag zur Nachwendezeit publiziert worden: "Vom Ende der Sprachlosigkeit". Ich will dazu nicht übermäßig viel schreiben, weil der Text insgesamt doch recht lesenswert ist - insbesondere für jene, die nicht im Osten groß geworden sind.
Dienstag, 1. August 2017
Populismus für Anfänger
Walter Ötsch und Nina Horaczek haben ein Buch verfasst unter dem Titel "Populismus für Anfänger". Wer Walter Ötsch nicht kennt: Er hatte ein viel beachtetes Buch über die demagogischen Strategien des FPÖ-Manns Jörg Haider geschrieben (Haider light). Nun also ein Buch, das sich generell den demagogischen Strömungen unserer Zeit widmet. Das Buch selbst habe ich noch nicht gelesen. Aber auf Telepolis gibt es ein langes Interview mit Ötsch, das einen Einblick gewährt darüber, um was es in dem Buch geht. Und ich kann das Interview nur wärmstens empfehlen: Demagogen: "Alle sprechen vom 'Volk', das von 'der Elite' unterdrückt wird" (Telepolis, vom 01.08.2017|Druckversion).
Sonntag, 16. Juli 2017
G20 oder 1910 reloaded
Angesichts zunehmender Vorwürfe gegenüber dem Verhalten insb. der Polizei beim G20-Gipfel-Treffen in Hamburg gab Bürgermeister Olaf Scholz von der SPD bekanntlich zu Protokoll:
"Polizeigewalt hat es nicht gegeben, das ist eine Denunziation, die ich entschieden zurückweise." (NDR vom 14.07.2017, 18:01 Uhr)Wie dreist diese Behauptung ist und welches Geistes Kind damit zum Ausdruck kommt, davon kann sich jeder und jede auf folgender Seite überzeugen: https://g20-doku.org/ .
Dazu passend ein Bild von Thomas Theodor Heine (1867-1948), das den Titel der Satire-Zeitschrift Simplicissimus vom 28.03.1910 (Jg. 14, Nr. 52) zierte: Durchs dunkelste Deutschland, Nach der Demonstration
Freitag, 14. Juli 2017
Linksdiffamierung
Bereits im Vorfeld und dann
auch am Ende des G20-Treffens war seitens Medien und Politik eine Haltung zu
erleben, die in der Tendenz den G20-Protesten gegenüber negativ eingestellt war.
Was nun seit dem Ende des G20-Treffens in dieser Woche geschah, diese Hetze
gegen „Links“ und diese vehemente Leugnung und Verklärung von missbräuchlicher
Staatsgewalt, das hätte ich in diesem Ausmaß nicht erwartet.
Sonntag, 9. Juli 2017
Wort zum Sonntag: G20 als Symbolereignis für die Unmöglichkeit von Opposition?
Das G20-Treffen in Hamburg erregte bereits vor Beginn die
medialen Gemüter und jetzt, wo dieses Treffen stattfindet, jagt eine Absurdität
die nächste. Ich will hier aber mal mit dem „Vorfeld“ anfangen, weil das
ziemlich gut zeigt, was hier mal wieder schief läuft.
Freitag, 30. Juni 2017
Ehefüralle als Nebenschauplatz & konservatives Symbol
Ich hatte kürzlich
angedeutet, dass ich die „Ehe für Alle“ als eine Art Test-Thema für eine
bevorstehende Jamaika-Koalition hielt. Da habe ich mich aber gehörig getäuscht.
Offen gestanden hatte ich nicht damit gerechnet, dass das auf einmal alles so
schnell geht und wir heute, am Freitag, die „Ehe für Alle“ bekommen. Wer sich
für die namentliche Abstimmung interessiert, findet im Handelsblatt
eine ausführliche Darstellung (unten im Artikel gibt’s eine Liste mit den
Abgeordneten und ihrer Abstimmung, nicht enthalten sind „nicht abgegebene
Stimmen“).
Montag, 26. Juni 2017
Abgesang auf die alte Tante & weitere verschwendete Jahre
Am Sonntag war Parteitag der vermeintlich „sozialen“
Demokraten Deutschlands, von manchen auch liebevoll „Verräterpartei“ genannt.
Warum sich der Einstieg hier in einer für meine Verhältnisse so radikalen
Sprache übt, das lässt sich an zwei Bildern symbolisch illustrieren.
Samstag, 3. Juni 2017
Abschiebungen
Diese Woche war auch ‚Abschiebung‘ ein Thema. Das lag
daran, dass gleich zwei Mal Menschen aus Schulklassen herausgegriffen und
abgeschoben wurden. Ein Fall stammt aus Duisburg, wo eine 14jährige, die in
Deutschland geboren wurde, nach Nepal abgeschoben wurde (Vice,
02.06.2017). Beim zweiten Fall handelt es sich um einen Afghanen, der aus
einer Nürnberger Berufsschule herausgegriffen wurde und abgeschoben werden
sollte. Das fanden die Schülerinnen und Schüler gar nicht so super, haben
zivilen Ungehorsam/Widerstand geleistet und die Fahrzeuge blockiert. In kurzer
Zeit sollen sich 200 bis 300 Menschen dem Protest angeschlossen haben. Die
Situation eskalierte, die Polizei beklagt Verletzte auf ihren Seiten, die
Videos zeigen auch verletzte DemonstrantInnen. Auf Vice/de
gibt es eine gute Übersicht zu den Medienbeiträgen über diesen Fall.
Pilotprojekte für Langzeitarbeitslose
Zunächst erst einmal etwas Sozialpolitik aus Österreich.
Im März 2017 wurde vom Sozialministerium
die Aktion 20.000 plus vorgestellt, mit der Langzeitarbeitslose in Arbeit
gebracht werden sollen. Und das liest sich so:
„Für Ältere ist es besonders schwer, einen Arbeitsplatz zu finden, obwohl es viele Bereiche gibt, in denen zusätzliche Arbeitsplätze benötigt werden. Die Bundesregierung hat daher im neuen Arbeitsprogramm die Aktion 20.000 beschlossen, um für über 50-jährige langzeitarbeitslose Menschen 20.000 Arbeitsplätze pro Jahr in Gemeinden, über gemeinnützige Trägervereine und Soziale Unternehmen zu schaffen bzw. zu fördern. […]
Bestehende Arbeitsplätze werden durch die Aktion 20.000 nicht ersetzt. Es werden ausschließlich Beschäftigungsverhältnisse geschaffen, die ohne Beihilfengewährung nicht realisierbar wären. Alle Arbeitsplätze werden nach den jeweils aktuell gültigen kollektivvertraglichen Regeln bezahlt und werden auch vom Arbeitszeitausmaß die materielle Existenzsicherung gewährleisten.
Eine wesentliche Zielsetzung der Aktion 20.000 ist darüber hinaus auch, dass es sich bei den dadurch geschaffenen Beschäftigungsverhältnissen um sinnstiftende und nützliche Arbeitsbereiche handelt. Nur so kann die für die angestrebten Integrationswirkungen wichtige Motivation der betroffenen Personen und der gewünschte wirtschaftliche und gesellschaftliche Mehrwert des Programms erreicht werden.“ (Bundesministerium für Arbeit, Soziales, und Konsumentenschutz, 27.03.2017; Hervorhebungen von mir)
Offenbar geht’s hier um so etwas wie einen ‚zweiten
Arbeitsmarkt‘, wobei dort auch ‚Soziale
Unternehmen‘ mitspielen.
Sonntag, 21. Mai 2017
A Place Where There's No More Pain
Life of Agony (LOA) haben gerade ihr neues Album 'A Place Where There's No More Pain' rausgehauen. Viele Kritiken stehen den Album recht positiv gegenüber (z.B. auf Stormbringer.at, metal.de, classicrock.net und Metal-Hammer). Die negative Kritik wie auf laut.de kann ich offen gestanden so überhaupt nicht teilen. Bei mir läuft's gerade rauf und runter.
Ja, Life of Agony gehören für mich zu der Sorte an Bands, die Dich begleiten, auch ein gewisses Stück 'identitätsstiftend' waren, das aber eher aus der zweiten Reihe heraus. 'River runs red' war jedenfalls das Album von LOA, das mich geprägt hat. Und das lag nicht nur am Groove, sondern auch an der ungwöhnlichen Stimme von Keith Caputo und der nicht zu verleugnenden Hardcore-Nähe.
Nun gebe ich offen zu, dass mir Caputos Singerei manchmal zu ningelig war. Insofern war LOA auch etwas stimmungsabhängig, d.h. ich konnt's nicht immer hören und manchmal ging's mir auch auf den Sack. Aber irgendwie haben es die fetten Gitarren, der Groove und die Harmonie in der Disharmonie immer wieder geschafft, mein Interesse zu wecken, bei LOA zu verweilen und ihnen begeistert zuzuhören. LOA waren live in meinen Augen immer etwas dünn, aber von der Scheibe her haben sie mir durchaus Spaß gemacht.
Das neue Album bietet, nun ja, nicht übermäßig viel Neues. Mensch könnte hier den Vorwurf machen, dass die einen oder anderen Riffs das 0815-Repertoire aus NuMetal, alten LOA usw. sind. So erinnerte mich der Opener 'Meet My Maker' vom Riff her doch stark an Skindred - und bei denen klingt das viel energischer und aggressiver. Aber trotzdem schaffen es LOA das Ganze am Rollen zu halten und dem einen typischen LOA-Stempel aufzudrücken. Keine Frage, das hört sich deutlich nach LOA an. Tja und so geht's dann weiter. Es gibt Riffs, die einem bekannt vorkommen, aber zeitgemäß abgemischt sind. Dazu dann Caputos markanten Gesang und eingängige Refrains.
Und genau das ist es, was nach wie vor ziemlich gut funktioniert: Fette Gitarren, eingängige Riffs, Groove und die vereinzelt in der Disharmonie versteckten Harmonien. Die Stimme von Mina Caputo empfinde ich besser als früher. Irgendwie erkennbar Keith, aber ich habe das Gefühl, dass sie nun markanter und präziser klingt. Bisweilen erinnert die Stimme auch ein wenig an Linkin Park oder Fred Durst. Aber insgesamt ist die Stimme erstaunlicherweise näher an Keith als mensch das zunächst denken mag. Alle die, die befürchteten, dass Caputos Stimme nicht mehr das Markenzeichen von LOA sein werde, werden eines besseren belehrt. Caputos Stimme bleibt nach wie vor erkennbar und markant.
Das alles mag sich nun erstmal nur nach Durchschnitt anhören. Gut, wer ein zweites 'River runs red' erwartet hat, ist selbst schuld. Aber irgendwie macht mir das Album gerade recht viel Spaß. Es ist auf jeden Fall kein Ausfall. Wenn ich mir so jüngere Alben von anderen Bands damals Revue passieren lasse - ich sage nur Deftones oder Soulfly -, dann muss ich sagen, dass LOA viel richtig gemacht haben. 'A Place Where There's No More Pain' bietet
eine gute Mischung aus Grunge und Crossover sowie erkennbarem LOA-Sound.
Es ist fett und eingängig, lässt einen aber auch bei weiteren
Durchgängen noch etwas entdecken. Neben dem Titelsong 'A Place Where
There's No More Pain' würde ich 'Bag of Bones' zum Anspielen empfehlen.
Dass mensch hier an Type-O denken darf, wird wohl nicht ganz zufällig
sein. ;-) Ich empfehle auf jeden Fall, sich die Scheibe anzuhören. Nach Möglichkeit mehrmals.
Donnerstag, 18. Mai 2017
Mittwoch, 17. Mai 2017
Studium - Zukunft auf Pump?
Auf ARTE war eine interessante Doku mit dem Titel "Studium - Zukunft auf Pump?" zu sehen. Dummerweise ist sie heute unter dem entsprechenden Link nicht mehr abrufbar. Es bleibt zu hoffen, dass das nur ein technischer Fehler ist und die Doku später wieder via Mediathek angeschaut werden kann.
Die Doku ist durchweg wirtschaftskritisch und zeigt, wie Bildung und insbesondere die Hochschulbildung ökonomisiert wird. Zu Wort kommen Verantwortliche und Studierende - Letzteres aus den USA, Schweden und England.
Für mich das Interessanteste war eine Passage aus England, wo es darum ging, dass viele Studierende einen Studienkredit abschließen, insgesamt aber damit zu rechnen ist, dass 30-40 Prozent dieser Kredite gar nicht bezahlt werden können. In dieser Passage zeigt, dass die dort mit diesen Studienkrediten Handel treiben. Die offenen Forderungen werden also gehandelt, weitergegeben. Wer hier nicht spontan an die Banken- und Finanzkrise von 2007/2008 denkt, hat eine ganze Menge verschlafen. Denn das ist im Grunde das gleiche Prinzip. Es werden Finanzblasen aufgebaut und damit jongliert. Dass dies im Hochschulsektor geschieht, mit Leuten, die mit dem Versprechen 'Bildung = besseres Leben' gelockt werden, ist schon ziemlich übel. Noch übler wird es, wenn das ganze Bildungsbohei berücksichtigt wird, das ja dieses Klime begünstigt. Irgendwie hat das auch Ähnlichkeit mit der Privatisierung der Rente bei uns: Erst die gesetzliche Rente demontieren, dann den Leuten die Notwendigkeit einer Privatvorsorge erklären und sie damit ins Haifischbecken werfen, wo sie sich staatliche gefördert ein paar Kröten vom Munde absparen, um dann am Ende doch nur über den Tisch gezogen zu werden (u.a. weil sie nie so alt werden, wie es vertraglich nötig wäre).
Kurz: Eine interessante Doku - und wenn sie wieder via Mediathek abrufbar ist, einfach anschauen.
Montag, 15. Mai 2017
Aus aktuellem Anlass: Musik...
Sonntag, 16. April 2017
Profits of Doom
Am 14.4. gab's auf loudwire ein Feature zu Peter Steele (geb. Peter Ratajczyk), dem Frontmann und Bassisten von Type-O-Negative, der vor über sieben Jahren - just am 14.04.2010 - starb. Für mich war er einer der ganz Großen. Sein Ende bedeutete auch das Ende von Type-O-Negative, die für mich eine Ausnahmeerscheinung im Musik-Geschäft darstellten. Wer hier ein 'leider' vermisst, muss sich darauf hinweisen lassen, dann Type-O zwar nicht allein auf Petes Mist gewachsen waren, aber ohne Pete wäre das nicht mehr Type-O gewesen.
Die Entscheidung, es damit sein zu lassen spricht für die Kompromisslosigkeit, durch die sich Type-Os Musik auszeichnete: Lange Intros, manchmal stark ins Noise gehende Zwischensequenzen; auch konnten Songs nach Minuten einfach in eine völlig andere Richtung schwenken, um dann am Ende nochmal auf den Anfang zurückzukommen usw. Ebenso haben sie das Kunstück vollbracht, quasi im Vorbeigehen verschiedene Genres zusammenzufügen. Viele mögen heute in Type-O eine Gotic-Metal-Band sehen, wer aber genau hinhört, wird feststellen, dass Pete & Co. nie ihre Wurzeln zum Hardcore und Punk verloren hatten. Vom Sound her habe ich sie auch mächtig fett in Erinnerung. Da konnte schon eine ganze Wand auf einen zurollen.
In diesem Sinne: Hört einfach mal wieder eines der Alben oder schaut mal auf Youtube nach einem der großartigen Konzerte.
Montag, 10. April 2017
Medienschau: Lüders, Bubak und Ethnopluralismus
Am Sonntag war es mal wieder soweit: Anne Will (Youtube)
hatte zum Thema Syrien geladen. Ich war leider so doof, mir das anzuschauen. Der
Grund, warum ich das angeschaut habe, war Michael Lüders, den ich als Nahost-Experten
ziemlich schätze (siehe Videos unten).
Sonntag, 19. März 2017
Kleine Presseschau: SciFi-Blick in die Zukunft und Gauck
Im Freitag findet sich ein Beitrag von Bernd Kramer "Kaputter Fahrstuhl", den ich doch recht lesenswert finde. Kramer 'spinnt' mal ein paar Jahre in die Zukunft und fragt, wie dort 'rückblickend' auf den Sozialstaat geschaut wird. Dabei geht er auch auf verschiedene Lebenssituationen ein - Erben und 'Normalarbeitsverhältnisse'. Ein lesens- und nachdenkenswerter Beitrag.
Ich bin dann ferner noch über einen Beitrag von Jana Hensel in der ZEIT gestolpert: "Joachim Gauck: Der Herzens-Westdeutsche". Das ist ein Beitrag, der sich sichtbar darum bemüht, einen kritischen Ton anzuschlagen, durchaus auch als "kritisch gemeint" durchgehen kann, aber in der Substanz handzahm bleibt. Stattdessen am Ende ein Satz, der die Maske fallen:
"Joachim Gauck hat dem Amt in einer schwierigen Zeit Würde zurückgegeben."
Ich weiß nicht, was die Autorin geraucht oder sonstwie konsumiert hat, aber es muss verdamt gutes Zeug gewesen sein. Denn anders als Halluzination kann ich mir nicht erklären, wo die Autorin sehen will, dass Gauck dem Amt "Würde" zurückgegeben hätte. Gut, vielleicht mag mensch nach Wulff der Meinung gewesen sein, dass es nicht noch schlimmer kommen kann. Aber nur, weil Gauck sich offenbar kein Mauschel-Skandal leistete, ist dem Amt "Würde" zurückgegeben? Wie sieht's denn aus damit als "unser" Militärpfarrer von der "glücksüchtigen Gesellschaft" sprach?
Nein, mein Präsident war Gauck nicht. Er hat auch nicht den Assoziationen entsprochen, die mit einem Pfarrer aus dem Osten verbunden und damit Grund für seine "Wahl" als Präsident gewesen sein mögen. Dort, wo Wulff wenigstens noch einen sehr seltenen präsidialen Lichtblick hatte und mit der Bekundung, der Islam gehöre zu Deutschland, alles von konservativ bis weit nach rechts in helle Aufregung versetzte, da glänzte Gauck mit Anbiederung und einer kaum verholenen Verachtung für all jene, die nichts mit seiner neoliberalen Freiheitsideologie anfangen konnten. Gauck verkörpert das, was den Apparatschiks, Ja-Sager, Abnicker und Mitläufer der DDR zu Recht als widerlicher Charakterzug attestiert wird: williges und systemkonformes Denken. Gauck ist kein kritischer Denker, kein kritischer Kopf wie Schorlemmer, sondern einer, der heute einfach nur auf der "richtigen Seite" stand und alle jene, die nicht dort stehen, mit Verachtung strafte. Ein Präsident aller Deutschen war Gauck nie, wollte er auch nie sein. Er war Präsident der mehr als besser betuchten Menschen, der "Eliten", der Kriegswilligen, der neoliberalen Geldsäcke und der russophoben Menschenfeinde.
Was ich in dem Zusammenhang deshalb am Ende der Präsidentschaft Gauck zur Lektüre empfehle, das ist ein Interview mit Hans-Jochen Tschiche vom Anfang seiner Präsidentschaft, geführt von der oben genannten Autorin: "Der Anti-Gauck" (Freitag 2012)
[Update 19.03.2017, 17.04 Uhr, einige Ergänzungen und Umformulierungen in den letzten beiden Absätzen.]
[Update 19.03.2017, 17.04 Uhr, einige Ergänzungen und Umformulierungen in den letzten beiden Absätzen.]
Dienstag, 14. März 2017
Zur Erinnerung: Thesen gegen die Ausplünderung der Gesellschaft
Ich bin eben wieder über einen Text
gestolpert, der es in eine große Zeitung - die SZ - geschafft hatte: Ingo Schulze schrieb 2012 in der SZ den Beitrag "Thesen gegen die Ausplünderung der Gesellschaft: Kapitalismus braucht keine Demokratie".
Drüben, auf der Narrenschiffbrücke,
fragte mich Charlie kürzlich, wie ich als jemand mit ostdeutschem
Migrationshintergrund die Situation in Ostdeutschland einschätze.
Vielleicht kommt da in der nächsten Zeit noch einmal etwas von mir. Aber
bis dahin empfehle ich den obigen Text, weil er m.E. auch deutlich aus
einer ostdeutschen Systemumbruchs-Erfahrung schöpft. Ingo Schulze
ist Jahrgang 1962 und aus Dresden. Und ich würde sagen, dass er einer
der wenigen Intellektuellen in Deutschland ist, die den Nagel auf den Kopf treffen. Zum
Beispiel, wenn er schrieb:
"Von einem Angriff auf die Demokratie zu sprechen, ist euphemistisch. Eine Situation, in der es der Minderheit einer Minderheit gestattet wird, es also legal ist, das Gemeinwohl der eigenen Bereicherung wegen schwer zu schädigen, ist postdemokratisch."
"Die Sprache der Politiker, die uns vertreten sollten, ist gar nicht mehr in der Lage, die Wirklichkeit zu erfassen (Ähnliches habe ich bereits in der DDR erlebt). Es ist eine Sprache der Selbstgewissheit, die sich an keinem Gegenüber mehr überprüft und relativiert."
"Die einfachen Fragen: 'Wem nutzt das?', 'Wer verdient daran?' sind unfein geworden. Sitzen wir nicht alle im selben Boot? Haben wir nicht alle dieselben Interessen? Wer daran zweifelt, ist ein Klassenkämpfer."
Aber Vorsicht: Wer bedenkt, dass nun über fünf Jahre vergangen sind, kann leicht frustriert den Kopf auf die Tischplatte hämmern lassen. So viel hat sich nämlich seit diesem Text nicht geändert. Insofern ist der Text hochaktuell. Und es steht zu vermuten, dass es schlicht ein "Unfall" war, der diesen Text in die SZ gelangen ließ.
Samstag, 11. März 2017
GoT Covers
'Game of Thrones' dürfte mittlerweile auch einem breiteren Publikum bekannt sein. So war z. B. in der ZEIT kurz nach der Ausstrahlung der jeweiligen Folgen bereits ein kleines Review zu finden, das einem dann recht öffentlichkeitswirksam auf der Webseite angeboten wurde. Und die Frage, was denn nun mit Jon Snow sei, die wurde ebenfalls breitenwirksam diskutiert. Ich selbst finde ja die Serie - trotz Brutalität - auch ziemlich interessant. Aber ich gebe zu, dass sie vielleicht nicht jedermenschs Geschmack treffen mag.
Was ich aber völlig unabhängig davon, wie die Serie an sich bewertet werden mag, ebenfalls sehr bemerkenswert finde, das ist Folgendes: Offenbar begeistert die Serie auch so viele MusikerInnen, dass die Titelmelodie in verschiedenen Kontexten gecovert wird. Und ganz ehrlich, die Titelmelodie ist schon irgendwie ein Ohrwum. Um so erfrischender, was da so manche daraus machen. Mensch glaubt gar nicht, was die instrumentelle Zusammenstellung, der Genre-Kontext, die Situation an sich usw. alles ausmachen können. Nachfolgend einmal eine kleine Auswahl (die beliebig ausgedehnt werden könnte).
Freitag, 10. März 2017
No Lives Matter
Bodycount (laut.de) waren und sind schon etwas Einmaliges in der Metalszene. So provokativ wie 'Cop Killer',
so eingängig bleibt 'Body Count in the house'. Nunja, auf jeden Fall
haben Body Count ihr neues Album 'Bloodlust' in der Mache, das wohl Ende
März kommen und bereits mit einer Auskopplung 'No Lives Matter'
beworben wird.
Das klingt schon einmal fett und wütend, garniert mit genretypischen Grooves und Riffs. Für meine Ohren kling's also durchaus nach Bodycount. Ich bin gespannt.
Zensur oder: Eigentor...
Kürzlich wurde der Dokumentarfilm „Zensur“ von
Markus Fiedler veröffentlicht, den auch die NachDenkSeiten (NDS, 09.03.2017)
ihren Leserinnen und Lesern „ans Herz legen“. Worum geht’s bei dieser
Dokumentation?
„Zensur“ ist praktisch die Fortsetzung von
Fiedlers „Die dunkle Seite der Wikipedia“. Am Beispiel von Daniele Ganser, aber
auch Ken Jebsen wird thematisiert, wie die entsprechenden Einträge zu diesen
Personen auf Wikipedia „zensiert“ werden. Dabei sollen laut Dokumentation
verschiedene Netzwerke ihre Hände im Spiel haben: Genannt werden u. a. die
Ruhrbarone, Psiram, GWUP und der Humanistische Pressdienst, die alle irgendwie
in Verbindung stehen. Darüber hinaus werden antideutsche Ideologie sowie verschiedenes
Personal der Amadeo-Antonio-Stiftung diskutiert.
Nun kann mensch zu Ganser, Jebsen oder auch zu
den NDS stehen wie mensch will. Im Grunde ist es für mich auch völlig
unerheblich, um wen es sich dabei tatsächlich handelt. Denn es bleibt eine zu
kritisierende Sauerei, wenn – wie in der Dokumentation behauptet – die Einträge
bei Wikipedia entsprechend ideologisch zensiert, frisiert oder bewusst mit
falschen oder halbgaren Sachverhalten gespeist werden. Das, so die
Dokumentation, bezieht sich nicht nur auf Personen, sondern auch auf
Themengebiete (z. B. Nato). Ich finde es grundsätzlich auch informativ,
wenn Netzwerke erkennbar gemacht werden, die inhaltlich einen Einfluss auf
Medien haben und die sich zum Teil rege gegenseitig zitieren. Und offen
gestanden halte ich die Skeptiker-Bewegung, die im deutschsprachigen Bereich
u. a. durch Psiram und GWUP vertreten werden, für zum Teil recht
dogmatische Ideologen, wo Wissenschaft nur das Ersatzlabel „Glaube“ ist. Das
einmal zu benennen, das finde ich so schlecht nicht.
Soweit, so gut und so berechtigt das ursprüngliche
Anliegen der Dokumentation (soweit ich das in meiner wohlmeinenden, vielleicht
naiven Art unterstelle). Nicht so gut – bis grauenhaft – sind die Machart –
also der Stil und die Ästhetik – sowie verschiedene inhaltliche Punkte der
Dokumentation.
Dienstag, 7. März 2017
Was dürfen Satire und Kunst?
Ich hatte Anfang Februar 2017
über eine Quasselbuden-Show
geschrieben, in der es um die Frage nach dem Respekt vor der Polizei ging. Dort
war ein ehemaliger Polizist zugegen, der u. a. die Respektlosigkeit
gegenüber der Polizei mit dem Verweis darauf beklagte, dass das Bundesverfassungsgericht
die ACAB-Losung (all cops are bastards) faktisch erlaubte. (Konkreter: Dem
Verbot der ACAB-Losung – als Aufnäher usw. – wurden rechtlich hohe Hürden
auferlegt.)
Nun bin ich zufällig über ein
anderes Urteil des Bundesverfassungsgerichts gestoßen, das einen ähnlichen
Sachverhalt aufgreift, aber in der Sache nochmal eine breitere Bedeutung hat:
Damit meine ich das Urteil vom 03.11.2000im Zusammenhang mit dem Abspielen des Slime-Songs „Deutschland muss sterben,damit wir leben können“.
Sonntag, 5. März 2017
Musik: Follow the leader
Aus gegebenem Anlass, zum Ausklang der Woche und Beginn der neuen Wochen noch ein Musiktipp aus meinen Jugendtagen - zu einer Band, die hier auch schon mal Thema war.
In gewisser Weise würde für mich auf Yuppicide der Spruch von der ehrlichen, rohen Musik, durch die sich Punk, Rock usw. auszeichnen, noch am ehesten zutreffen. Und das, obwohl die Bühnenshow natürlich auch Show ist. Aber irgendwie schaffen es die Jungs schon seit Anbeginn, das nicht ins Divenhafte (wie bei Queen) oder ins Alberne (wie bei Slipknot, Kiss usw.) driften zu lassen. Vielleicht ist das Geheimis dabei, dass dieses Show-Element (Bemalung, Kostüm usw.) nicht so sehr im Vordergrund steht.
Im Übrigen halte ich Yuppicide auch für eine der wenigen Bands, die in gewisser Weise zeitlos und in Würde altern. Das mag im ersten Moment wie ein Widerspruch wirken, aber vergleicht das mal einer mit anderen Bands - hier wirkt nicht's aufgesetzt, nicht deplatziert und so. Das ist einfach wohltuend, mit Yuppicide eine Band zu haben, die einen die Jahre über begleitet und einem nicht zu sehr peinlich ist und wird. ;-)
Yuppicide (Wikipedia) zählen zwar zum typischen Hardcore(punk)-Urgestein, sind auch klar als Hardcore-Punk erkennbar, haben in meinen Augen aber trotzdem auch immer unheimlich abwechslungsreiche Songs geschrieben, in denen Ska und anderes zum Vorschein kam. Natürlich stramm sozialkritisch und kapitalismuskritisch (Follow the Leader, Yellow Journalism, Fist full of Credit Cards usw.). Und mit Jesse „KFW“ Jones ist auch ein ziemlich beeindruckender Frontman am Start. Wikipedia meint zwar, dass Yuppicide 1999 aufgelöst worden seien. Tatsache ist, dass Yuppicide heute wieder auf Tour sind und es auch neue Videos und Musik (Bandcamp) gibt (für März ist das neue Album angekündigt).
In gewisser Weise würde für mich auf Yuppicide der Spruch von der ehrlichen, rohen Musik, durch die sich Punk, Rock usw. auszeichnen, noch am ehesten zutreffen. Und das, obwohl die Bühnenshow natürlich auch Show ist. Aber irgendwie schaffen es die Jungs schon seit Anbeginn, das nicht ins Divenhafte (wie bei Queen) oder ins Alberne (wie bei Slipknot, Kiss usw.) driften zu lassen. Vielleicht ist das Geheimis dabei, dass dieses Show-Element (Bemalung, Kostüm usw.) nicht so sehr im Vordergrund steht.
Im Übrigen halte ich Yuppicide auch für eine der wenigen Bands, die in gewisser Weise zeitlos und in Würde altern. Das mag im ersten Moment wie ein Widerspruch wirken, aber vergleicht das mal einer mit anderen Bands - hier wirkt nicht's aufgesetzt, nicht deplatziert und so. Das ist einfach wohltuend, mit Yuppicide eine Band zu haben, die einen die Jahre über begleitet und einem nicht zu sehr peinlich ist und wird. ;-)
Wie auch immer: Insgesamt sind Yuppicide natürlich eine Frage des Geschmacks. Ich finde
Yuppicide aber nach wie vor sympathisch - musikalisch wie auch von der
Einstellung. Die Songs wirken auf mich frisch und machen mir zum großen Teil auch noch
Spaß. Und überhaupt glaube ich, dass Yuppicide mit ihren Songs gut in die Zeit passen. Also, wer sich dafür erwärmen kann, sollte dort mal reinhören (z.B. auf Bandcamp).
Follow the leader: Esos und VT im „kritischen“ Reigen
NSU, NSA, Snowden, Ramstein und Drohnen sowie die
Armutsberichte der Bundesregierung sind nur einige wenige Beispiele, die genügend
Stoff liefern, um ‚offiziellen‘ Darstellungen von Regierungen grundsätzlich und
mit gutem Grund skeptisch gegenüber zu treten. Daraus speist sich letztlich die
Notwendigkeit und Bedeutung von kritischen und alternativen Medien und
Medienformaten wie u. a. Makronom, Wirtschaft und Gesellschaft oder Tilo Jung. Zu diesem Kreis zählen
für viele auch die Nachdenkseiten(NDS).
Sonntag, 26. Februar 2017
Mal wieder: Vegetarismus
Kürzlich bin ich „drüben“ auf Charlies Narrenschiffbrücke
in einer Diskussion wieder einmal auf das Thema Vegetarismus gestoßen. Sinngemäß
ging es dort um Vorbehalte gegen sich vegetarisch ernährende Menschen; und dass
diese Vorbehalte auch gerne mit weiteren negativen Assoziationen verbunden
werden (wie z. B. „Gutmensch“). Die weiteren Details können an dieser
Stelle vernachlässigt werden. Ich brech‘ das an dieser Stelle einfach mal
darauf herunter, dass Menschen, die sich vegetarisch ernähren, diskriminiert werden.
Nun mang mensch einwenden, dass sich in den letzten Jahren viel getan habe. Das
ist richtig. Und sicher lässt sich auch von einem vegetarischen Lifestyle und
diesbezüglich von einer industriell-marktwirtschaftlichen Lifestyle-Industrie
sprechen. Das muss auch nicht jedem Menschen schmecken, der sich vegetarisch
ernähren will. Aber positiv ist es schon, dass Vegetarismus heute breiter
akzeptiert ist als das zu meiner Jugendzeit der Fall war. Trotzdem der
Vegetarismus nun also im „Mainstream“ angekommen scheint, gibt es dennoch immer
noch diskriminierendes Verhalten. Ich habe das persönlich eben erst wieder
erlebt, weshalb ich mir dann doch mal erlauben will, die Diskussion auf der
Narrenschiffbrücke zum Anlass zu nehmen, ein paar Zeilen darüber zu schreiben.
Samstag, 25. Februar 2017
Kognitive Dissonanzen im Hochschulsystem
Es gibt so Dinge, da weiß ich nicht mehr, was ich sagen
soll. Dazu gehört z.B. der ministeriale Umgang mit dem neuen Bundesbericht zur Situation
des wissenschaftlichen Nachwuchses (BBSdwN 2017, PDF). Bildungsministerin
Wanka von der „christlich demokratischen“ Union lässt ihr Ministerium
verkünden: „Wissenschaftliche Karrieren werden immer attraktiver“. Das
wird mit scharfem Verstand aus dem Umstand geschlossen, dass der
wissenschaftliche Nachwuchs seit 2000 zugenommen hat:
„Waren im Jahr 2000 noch rund 82.400 Nachwuchswissenschaftler hauptberuflich als wissenschaftliches und künstlerisches Personal an Hochschulen beschäftigt, lag die Zahl im Jahr 2014 bei fast 145.000 – ein Plus von 76 Prozent.“ (BMBF 2017)
Klingt gut, hat aber das Zeug zum Prädikat „Fake News“.
Denn genau das Gegenteil ist der Fall (ausführlich dazu Leander F. Badura, Freitag 2017).
Samstag, 18. Februar 2017
Erzähl mir von „Tyranny“
Rufen wir uns einmal die einleitenden Szenen von „Conan –der Barbar“ in Erinnerung, in der der junge Conan den Tod seiner Eltern erleben
muss und versklavt wird. Wenn wir uns jetzt vorstellen, dass wir auf der
„anderen“ Seite – auf der Seite der „Riders of Doom“ – stehen, befinden wir uns quasi im
Szenario von „Tyranny“ (Gamestar;
Wikipedia|englisch)
– einem Computer-Rollenspiel von Obsidian, das an trisometrische
„old-school“-Zeiten mit teils rundenbasiertem Kampf erinnert.
Die Trump-Wochen
Eigentlich hatte ich
bereits ein paar wesentliche Gedanken zum Thema „Trump“ bzw. zum medialen
Umgang mit ihm geschrieben. Die Debatte ist dadurch gekennzeichnet, dass Trump zwar
viele gute Gründe an die Hand gibt, um sich über ihn aufzuregen, gleichzeitig
aber hier in einer Weise über ihn berichtet wird, die wir eher gegenüber Alexis
Tsipras und Yanis Varoufakis kennen und die mittlerweile auch an den Umgang mit
Putin, Assad und Saddam Hussain herankommt.
Mittwoch, 8. Februar 2017
Police Beat 2
Kürzlich hatte ich über Maischbergers Sendung „Polizisten – Prügelknabender Nation?“ geschrieben. Thomas Fischer, der dort auch eingeladen war, hat in seiner recht ausladenden Art und Weise in der ZEIT einen Kommentar verfasst.
Interessant einerseits sicher für die, die mal wieder etwas zum Thema "Hassmails" lesen wollen. Interessant andererseits auch, weil mir etwas entfallen war, was durchaus einen Skandal bedeutet und was Fischer - zu Recht - aufgreift: Unverholen wurde einem Mitglied der Diskussion Gewalt angedroht. Nun will ich einräumen, dass sich die Redaktion oder auch Maischberger dessen nicht sofort bewusst gewesen sein müssen. Das spricht nicht viel für die Qualitäten des Formats und der Moderation, aber gut, in der Diskussion ging es hoch her. Fischer hebt aber berechtigterweise hervor, dass selbst im Nachgang keine Reaktion der ARD, der Redaktion der produzierenden Firma usw. kein Wort darüber verloren wurde.
An der Sendung selbst und den handwerklichen Fähigkeiten der Redaktion und Moderation lässt er übrigens auch kein gutes Haar. Insofern auch vor dem Hintergrund recht lesenswert: Fischer im Recht / Polizei II: Wir Prügelknaben (ZEIT Online).
Wehret den Trump-Verstehern?
Donald Trump ist der neue Präsident der USA. Das wiederum
gab und gibt ständig Stoff zur Diskussion. Nun ist es wahrlich nicht so, dass
Trump farblos im Weißen Haus sitzt und es eigentlich nichts über ihn zu
berichten gäbe. Ganz das Gegenteil ist der Fall. Doch behagt mir die Debatte,
wie sie derzeit geführt wird, ganz und gar nicht. Denn diese Diskussion ist durch eine auffällige Einseitigkeit charakterisiert, sie neigt zu Verkürzungen, weist
blinde Flecken auf und tendiert ebenfalls in das „Freund-Feind-Schema“, das
gerne der Trump-Argumentation unterstellt wird. (Wobei anzumerken ist, dass für
mich dabei immer dieses „Wer nicht für uns ist, ist gegen uns“ mitschwingt und
diese Parole eigentlich durch George W. Bush mediale Berühmtheit erlangte.)
Jedenfalls bin kürzlich über den Artikel von Stefan
Niggemeier „‚Bildervergleichs-Fake‘:
Postfaktisch sind immer die anderen“ gestolpert, den ich gerne zum Anlass
nehmen möchte, mich diesen Themas einmal anzunehmen. Wie der Titel bereits
vermuten lässt, geht es in Niggemeiers Beitrag um die Bilder zur Amtseinführung
des neuen Prätendenten der USA. Bekanntlich wurden diese Bilder mit denen zur
Amtseinführung von Obama verglichen, wobei sich zeigte, dass
dort mehr Menschen zugegen waren als bei Trump. Daraus hatte sich dann die
Debatte um „alternative facts“ entwickelt: Die Bilder, die von Trumps
Amtseinführung gezeigt wurden, wären - dieser Trump-Argumentation folgend - solche „alternative facts“ und quasi Propaganda gegen Trump.
Freitag, 3. Februar 2017
Police Beat
Ich habe mal wieder einen Fehler gemacht und mir so eine
Quasselrunde angeschaut. Dieses Mal Maischberger zu „Polizisten – Prügelknaben
der Nation?“. Die Frage war natürlich rhetorisch, denn von der Zusammenstellung
der „Gäste“ her war eigentlich eher ein „Ja“ mit entsprechend inhaltlicher
Stoßrichtung zu erwarten: Kein Respekt vor der Polizei *mimimi*, früher hätte
es das nicht gegeben *mimimi* usw. usf.
Der eigentlich „Clou“ war, Richter Thomas Fischer
einzuladen und ihn dann auch noch neben Rainer Wendt zu platzieren: Wer Rainer
Wendt von der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) nicht kennt, sollte mal die
Kolumne von Fischer in der ZEIT lesen, in der Fischer im Grunde alles Nötige zu
Wendt und seinem Buch „Deutschland in Gefahr“ geschrieben hat (Rainer
Wendt: Polizist am Abgrund). Wer erwartete, dass sich Fischer und Wendt an
die Gurgel gehen – was wohl in der Dramaturgie der Sendung beabsichtigt war –,
musste sich allerdings enttäuschen lassen.
Gleichwohl durfte sich das Publikum jenseits rechter
Ideologien reiflich die Haare raufen. Da sollte z.B. die Meinung bekräftigt
werden, Videoüberwachung würde die Hemmschwelle von Straftaten senken und ein
Gefühl der Sicherheit steigern. Dabei ist mittlerweile bekannt, dass die
Videoüberwachung die Straftaten nicht unbedingt senkt und sich die
Aufklärungsquote auch in Grenzen hält (z.B. ZEIT
und Deutschlandfunk).
Toll auch dieser junge Ex-Polizist, der das Lied vom mangelnden Respekt
anstimmte. Da heulte er dann über das ACAB-Urteil des Bundesverfassungsgerichts rum. Tja, wo das Argument schwächelt, wird dann eher nach der staatlich
verordneten Autorität gerufen. Basta. Gleichzeitig war's auch ein beredtes Zeugnis, wie ernst unsere Freiheitsrechte - in dem ACAB-Fall das Recht auf freie Meinungsäußerung - genommen werden. Und solche Leute sollen uns und unsere Verfassung schützen. Gute Nacht!!!
Und damit bin ich bei einem leidigen Thema, das
hinsichtlich „Respekt vor der Polizei“ doch eine sehr wichtige Rolle spielt,
aber nicht wirklich angesprochen wurde. Es ist ja nicht so, dass dort
alles zum Besten bestellt ist. Erinnert sei an das Thema „Gewalt und Polizei“ (Correctiv)
und „Racial Profiling“ (Correctiv).
Beängstigend sind auch die Zustände in Sachsen: Diese reichen von der rechtswidrigen
massenhaften Handyüberwachung (Telepolis,
Netzpolitik.org)
bis zur Nähe zwischen Polizei und rechten Gedankenträgerinnen und
Gedankenträgern, wo es auch von Geheimnisverrat die Rede ist (Welt)
– aktuell z. B. bezogen auf die Gruppe Freital (ZEIT).
Wer nun aber denkt, dass es nur in Sachsen Ärger gibt, der oder die liegt falsch: In Franken
wird auch wegen Geheimnisverrats - diesmal an „Reichsbürger“ - ermittelt (ZEIT);
in Sachsen-Anhalts gibt's Korruptionsverdacht (MZ)
und in Brandenburg gab’s zwei Suspendierungen aufgrund der Nähe zum rechten
Umfeld (MAZ-Online).
Gerade wer – wie ich – aus Sachsen kommt und angesichts der NSU-Geschichten
(mensch denke u.a. an den tollen Begriff „Dönermorde“), darf zu Recht den
Eindruck haben, dass es das eine oder andere Problem mit dem „rechten“ Auge
gibt und dies leider nicht nur Einzelfälle betrifft. Dummerweise will das aber
niemand wirklich hören und somit untersuchen (ZEIT).
Die deutsche Geschichte sollte
eigentlich sensibel genug dafür sein lassen, dass es strukturelle Probleme hinsichtlich Autorität, Gewalt usw. in der Polizei geben kann. Auch international lassen sich
viele Beispiele finden, die Gründe an die Hand geben, darüber nachzudenken (Polizei und Rassismus in den USA, historisch
der Stonewall-Aufstand und
der G8-Gipfel
in Genua).
Also alles in Ordnung? Beileibe nicht. Ganz und gar nicht. Aber davon war keine Rede. In keinster Weise. Noch nicht mal der Anflug eines Gedankens darüber, dass der Titel "Prügelknaben der Nation" vielleicht auch ganz anders verstanden werden kann (als es von der Redaktion der Sendung intendiert war).
Aus dem Grunde ein entsprechend rotzig, wütender Protest-Song
für die Endlosschlaufe zum Rumhotten als Song des Tages: „Police Beat“, ursprünglich von SS Decontrol, in der
Version von den Mighty Mighty
Bosstones.
Police pick me out of the crowd, cause I dress
different, act real loud.
Police, Police
There's no questions asked,
They just wanna kick my ass.
Police beat me,
Police kick me,
Police chase me,
Police mace me,
Police cuff me,
Police rough me
Just to show how tough they be
Police Police Police brutality, why won't they just let me be?
Police Police.
Police, Police
There's no questions asked,
They just wanna kick my ass.
Police beat me,
Police kick me,
Police chase me,
Police mace me,
Police cuff me,
Police rough me
Just to show how tough they be
Police Police Police brutality, why won't they just let me be?
Police Police.
(Update, 4.3.2017, 14.23 Uhr - inhaltliche Korrektur: der Korruptionsverdacht bezog sich natürlich nicht auf Sachsen, sondern Sachsen-Anhalt; sowie stilistische Änderungen.)
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