Mittwoch, 1. Juli 2009

PR auf Phoenix?

Auf Phoenix war wieder die montägliche Talk-Sendung "Unter den Linen" zu sehen, in der Gustav Horn vom Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Boeckler-Stiftung auf einen gewissen Herrn Thomas Selter, einem Familienunternehmer, zum Thema "Wirtschaftswunder reloaded - Die Familienunternehmen" (29.06.2009) traf. Es ging - natürlich - wieder um die Krise. Inhaltlich möchte ich deshalb nicht so stark darauf eingehen, da sich jedeR das Video selbst ansehen kann und zum Thema im Grunde auch schon viel gesagt worden ist.

Was mir trotzdem eine Erwähnung wert ist, ist dieser Herr Selter. Der wird seit einiger Zeit öfters in den öffentlichen Bedürfnisanstalten (OT: Schramm!) rumgereicht und saß dort als "Familienunternehmer" und als Vorstandsmitglied Verband "Die Familienunternehmer / ASU". Diese Info lässt sich auch aus seinem Profil bei einem bekannten "social network" entnehmen. Nun war ich aber mal so frei und habe konkret nach dem Verband gesucht und wurde auch fündig. Einerseits lässt sich der Verband direkt im Internet auffinden, andererseits existiert bereits eine WIKIPEDIA-Seite über ihn. Wer nun direkt auf der Verbandsseite nach den Repräsentant|inn|en schaut, wird den Herrn Selter jedoch weder im Bundesvorstand, noch im Bundespräsidium vorfinden.

Nun gut, ich will dem Herrn daraus keinen Strick drehen. Wer weiß, ggf. ist er ja ein "einfaches" Mitglied in dem Verband (andererseits: dann würde davon sicher nichts in seinem "social-network"-Profil stehen). Als Zuschauer von Phoenix empfinde ich es jedenfalls als ziemlich in die Irre führend, wenn in der Textvorstellung von einem Vorstandsmitglied die Rede ist, das vom Verband selbst nicht aufgeführt wird. Ich selbst hätte ehrlich gesagt gar kein Problem, wenn Phoenix einen einfachen Familienunternehmer eingeladen hätte: Das wäre ja durchaus mal sympathisch gewesen. Aber mit solchen Titeln, wie sie in der Vorstellung seitens Phoenix aufgeführt sind, wird eine bestimmte Legitimität vorgetäuscht, die offenbar gar nicht vorhanden ist. Als Phoenix-Zuschauer frage ich mich, was das Problem gewesen wäre, einfach mal mit ein paar Klicks und Telefonaten die wahre Funktion des Herrn Selter zu recherchieren.

Was nun allerdings hinzu kommt ist eine Art Missgeschickt, das mensch mir jetzt vielleicht als Kleinkarriertheit verwerfen könnte, das meiner Meinung nach aber trotzdem einen ziemlich bitteren Nachgeschmack hinterlässt: Damit meine ich das Thema der Sendung! Dieses lautete "Wirtschaftswunder reloaded - Die Familienunternehmen". Der Verband, von dem ich oben schrieb, heißt: "Die Familienunternehmer – ASU".

Wenn mensch jetzt noch bedenkt, dass dieser Verband mit seinem Namen Aufhänger des Gespräches war, scheint der Auftritt eine astreine PR-Aktion gewesen zu sein. Und das, im öffentlich rechtlichen Fernsehen - das empfinde ich zumindest für bedenklich. Nicht, dass solche Lobbygruppen nicht auch auftreten sollen. Verbieten will ich da nichts. Ich kann mich nur des Eindrucks nicht erwehren, dass dort unterschwellige Botschaften gesendet werden. Und zwar nicht über irgend einen zotigen Privatsender, sondern über einen öffentlich rechtlichen Sender, der eigentlich für seriöse Berichterstattung stehen will. Und das stinkt mir!


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