Sonntag, 5. Juli 2009

Samaritärer Arbo ...

Vor ein paar Wochen war ich auf dem Weg zur sogenannten Öko-Fete im Clara-Zetkin-Park. Tja und in Höhe des GWZ kam auf einmal ein älterer Herr auf mich zu und meinte: "Hallo, ich hätte da mal eine kleine Frage ...". Wenn jemand schon so kommt, sollte mensch schleunigst die Füße in die Hände nehmen und ... rennen! Naturgemäß geht das dann aber nicht mehr! Also, was war das Anliegen dieses Herren? Im Grunde etwas ganz Banales: Er war von einem Pizza-Service und sein Auto sprang nicht mehr an. Ich sollte ihm also helfen, sein Auto anzuschieben. Wie gut, dass er auch gleich "Verstärkung" mitgebracht hatte: Einen gut gebräunten, etwas grau melierten Mit-30er. Zusammen schoben wir also die kleine Pizzakiste an und der ältere Herr fuhr von dannen. Ich machte mich meinerseits wieder auf den Weg zum Zetkin-Park. Während meines Weges fuhr dann ein schmucker Porsche an mir vorbei: Drin saß ... der Mit-30er.

Wenn ich mir die Szene so nachträglich durch den Kopf gehen lassen, ist das schon ziemlich amüsant. Mensch stelle ich einfach mal vor, wie der stark sächslende Pizza-Bote den parkenden Porsche-Herrn angesprochen haben muss! So in der liebenswert, aufdringlichen Art, wie sie - vom Klischee her - nur den Sächsinnen und Sachsen zu eigen ist. Und nicht nur das: Danach stürmte dieser Pizzabote noch schnurstracks auf mich zu, dem Akademiker aus proletarischem Hause. Kontrastreicher hätte das fast gar nicht mehr ausfallen können. Wer hätte das gedacht: Die Pizza als verbindendes Element, das die gesellschaftlichen Klassen an einem Strang ziehen lässt. Die Soziolog|inn|en dürften sich über diese Erkenntnis freuen. Smilie by GreenSmilies.com

Heute ging es mit den Hilfsgesuchen aber gleich weiter: In der TRAM sprach mich nämlich ein Herr an, der - natürlich - nicht der deutschen Sprache mächtig war. Aber damit nicht genug. Irgendwie kam er mit dem Automaten in der Straßenbahn nicht klar: Er wollte in die Menckestraße, aber konnte das nicht eingeben. Natürlich wieder ein klarer Fall für mich, der sich ebensowenig mit diesen Automaten auskennt! Toll, also habe ich erstmal ein wenig rumgetippt ... ehe ich feststellen durfte, welcher "Menüpunkt" anzutippen ist, um ein normales Ticket zu ordern. Was den ausländischen Gästen verständlicherweise nicht sofort klar sein wird und deshalb für Verwirrung sorgt, ist nämlich der Umstand, dass es nur eine Stadtzone gibt!

Also: Liebe LVB! Wäre es denn möglich, dass Ihr (1) die Displays IN den Straßenbahnen genau so hinbekommt, wie bei Euren supertollen Automaten an den Haltestellen? Und wenn es dann (2) nicht zu viel verlangt ist, dann sorgt verdammt nochmal dafür, dass die Anzeige für die normale Stadtzone im Sichtbereich erscheint und nicht irgendwo oben auf dem Display, wo der Blick sowieso nicht hinwandert, wenn ohnehin eine Reihe wirklich sinnloser "Klick-Eingabe-Options-Felder" die Aufmerksamkeit auf sich lenken! Ach was, gebt diesem doofen Ticket einen verständlichen - nein: VERSTÄNDLICHEN - Namen und nicht ein offenbar nur für Illuminaten bestimmtes "Zone 110"!!! Smilie by GreenSmilies.com

Als Ausländer ist mensch hier wirklich total aufgeschmissen. Soweit ich das mitbekam, muss der gute Herr bereits 5 Minuten an diesem tollen Automaten rumgewuselt haben, bevor er nochmal quer durch die Tram wanderte und schließlich mich ansprach. Aber gut, er geriet ja an den Experten schlechthin ... und hatte dann das Ticket bevor er aussteigen musste.

Und um den Tag mal wieder rund zu machen: Auf dem Heimweg sprach mich in Höhe der Universität eine Familie mit "Ostblockakzent" an, wo denn das alte Rathaus wäre. Die waren natürlich auf dem falschen Weg, nämlich zum neuen Rathaus. Der Weg zum alten Rathaus war natürlich leicht und vor allem eindeutig zu beschreiben. Kein Problem.

Nun passiert mir sowas in letzter Zeit auffallend häufig. Nicht, dass mich das wirklich stört. Ich find's nur etwas eigenartig, dass mir bisweilen so tolle Attribute wie Bombenlescher, Punk, Hippie, Alternativer o.ä. ans Revers geheftet werden, die allesamt nicht unbedingt von großer Vertrauenswürdigkeit und phänomenaler Nettigkeit zeugen, sondern - viel mehr noch - den Geruch des "Asozialen" an sich tragen. Gleichzeitig scheint dann aber dieser asoziale Hippie-Penner vertrauenswürig genug, um Fremden ohne Weiteres sogar ein Hilfsgesuch abzuringen. Ich meine, ich bin ja nicht der Einzige, der auf der Straße unterwegs und ansprechbar ist. Hm ... Smilie by GreenSmilies.com

Aber egal ... Wenn Sie, liebe Leserschaft, demnächst wieder durch Leipzig streifen und ein Problem haben, völlig egal was, dann zögern Sie nicht: Sprechen sie den nächsten Punk, Hippie, Bombenlescher oder was sonst so bei Ihnen unter "Asi" firmiert an! Smilie by GreenSmilies.com

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