Mittwoch, 3. Juni 2009

Arabic Metal?

Aus diversen Gründen fällt mir das Einschlafen heute leider schwer ... also will ich dann doch noch für einen "kleinen" Beitrag sorgen. Und zwar gab es in Leipzig kürzlich die arabischen Filmwochen, die vo Eurient (Verein für transmediteranen Kulturdialog) ausgerichtet wurden.

Jedenfalls war ich dann in "Satanic Angels", der von Pierre Hecker eingeleitet wurde. Inhaltlich ging es um eine marrokanische Metalheadz, insbesondere um die einer Band, welche ob ihrer Musik ins Gefängnis kamen und denen ein regelrechter Schauprozess gemacht werden sollte. Allerdings formierte sich um dieses Ereignis ein regelrechte Bürgerbewegung, die um die Freiheit der inhaftierten Metalheadz stritt. Anzuführen ist, dass das alles auf wahren Begebenheiten beruhte. Zum Film selbst lässt sich sagen, dass mensch es ihm anmerkt, nicht in erster Linie für das Europäische Publikum bestimmt gewesen zu sein. Die Musik selbst war auch ziemlich ... naja ... suboptimal. Aber gut, es war wenigstens Gitarrenmusik. Das Thema an sich war aber dennoch interessant. Im Gedächtnis geblieben ist mir eine Szenen, in der es um staatliche Repressalien gegen Journalisten ging und einer dieser Journalisten dann (sinngemäß) meinte: Freie Presse ist doch nichts, was es nur in der westlichen Welt gibt!

Wer sich also dafür interessiert, wird sicher einen interessanten Film erleben.

Tja ... und heute, ebenfalls von Eurient veranstaltet, "Heavy Metal in Baghdad", ebenfalls wieder mit einem Geleitwort von Pierre Hecker. Mensch merkt: Heavy Metal hat mal wieder mächtig Hochkonjunktur bei mir. Tja, dieses Mal ging es um die "einzige Heavy-Metal-Band" des Iraks, welche bei ihren Konzerten in Baghdad und während ihres Flüchtlingsauftenthaltes in Syrien begleitet wurde. Zugegebenermaßen hatte ich hier vor längerer Zeit bereits darüber berichtet. Und wenn ich ehrlich bin, wirkte diese Dokumentation auf mich leider trotzdem gestellt. Keine Ahnung, woran das lag. Auf jeden Fall hatte sie etwas Künstliches an sich. Mir selbst schlug dann leider noch die "Kameraführung" etwas auf den Magen: Das ständige Herumwackeln ging mir wirklich auf die Nerven. Insgesamt möchte ich mit einer Weiterempfehlung daher etwas zurückhaltend sein. Für Interessierte sicher sehenswert. Die Musik ist auch besser als bei "Satanic Angels". Aber aus meiner Sicht kein Muss.

Zum Schluss noch ein paar Gedanken zu den Einführungen von Pierre Hecker. Die fand ich nun wiederum wirklich gut, hätte mir dazu aber gerne mehr gewünscht. Laut Hecker gäbe es fast überall im Nahen Osten Metalbands, aber hauptsächlich nur im Falle der Türkei, Israels und des Libanons ließe sich von einer "echten" Szene sprechen. Heavy Metal ist im Nahen Osten also erst noch am Entstehen. Allerdings sind die Metalheadz überall mit den gleichen Problemen konfrontiert, mit denen bereits ihre Musikgenoss|inn|en hier im "westlichen Europa" sich auseinandersetzen mussten. Konkret handelt es sich natürlich um die bekannten sozialen Werturteile hinsichtlich des äußeren Stils und der Symbolik. Verschärfend treten hier die kulturellen Besonderheiten hinzu: Lange Haare gelten weiblich und Ähnliches gilt auch für Ohrringe.

In gewisser Weise kann ich das aus eigener Erfahrung bestätigen, jedenfalls was Ohringe betrifft. Das kann in Syrien schon mal für "Verwirrung" sorgen, um es mal vorsichtig auszudrücken. Mit meinen langen Haaren hatte ich dagegen überhaupt keine Probleme. Es kann aber auch sein, dass mir das nicht so auffiel. Interessant fand ich den Hinweis mit den sozialen Werturteilen aber auch noch aus einem anderen Grund. Denn in gewisser Weise darf die Skepsis gegenüber der Metalbands schon deshalb nicht ganz verwundern, weil einige Bands meiner Erfahrung nach doch ziemlich starken Tobak auffahren. In Sachen Diabolismus gibt es einige Sachen, die deutlich am schwedischen Black- und Deathmetal angelehnt sind. Jedenfalls war ich ziemlich verwundert, als ich vor längerer Zeit einmal nach Metalbands aus dem arabischen Raum suchte und dabei eine Menge solcher schwedischen Ableger fand. Möglicherweise mag der Zuspruch für diese Spielart einem Drang nach Protest entspringen - offenbar mit Erfolg. Naja, leider verlor Pierre Hecker darüber kein Wort. "Leider" deshalb, weil ich es schon etwas seltsam fand, dass sich stilistisch die eben benannte Tendenz abzeichnet. Wie ich einst an anderer Stelle schrieb: Eine arabische Soulfly-Truppe oder Slipknot sind mir bisher nicht über den Weg gelaufen. Leider auch keine HC-Bands. Dabei sind Bands wie Slipknot und Sepultura dort offenbar keine Unbekannten - in "Heavy Metaln in Baghdad" wurden T-Shirts von diesen Bands getragen.

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