Freitag, 11. Mai 2012

Jauch und mehr

Am vergangenen Sonntag beging ich den unglaublichen Fehler, einen Moment lang in Jauchs Sonntagstalk zu schauen, um dann einer noch unglaublicheren Sauerei beizuwohnen.

Eingeladen war Johannes Ponader von der Piratenpartei. Auf die Frage, womit er seinen Lebensunterhalt verdiene, erwähnte dieser er u. a. Sozialleistungen. Als ob niemand wüsste, was das bedeutet, hakte Jauch nach, ob Ponader denn "Hartz IV" meine. Dieser klärte ihn dann darüber auf, dass es eigentlich "Arbeitslosengeld II" heißt.

Spätestens da hätte Jauch eigentlich auf den Trichter kommen müssen, dass "Hartz IV" vielleicht als beleidigend empfunden wird. Nun ja, vielleicht kam Jauch auch auf den Trichter. Anstatt diesem Umstand aber Respekt zu zollen, traktierte er Ponader munter weiter mit der Frage, ob dieser denn "Hartz IV" beziehe. Jauch ging es nicht darum, zu erfahren, wie der Lebensunterhalt von Herrn Ponader aussah, sondern Jauch wollte offenbar, dass Ponader sagte "Ja, ich beziehe Hartz IV".

Das Perfide ist daran nicht nur, dass Jauch Ponader mit "Hartz IV" zu stigmatisieren versuchte, sondern dass er ihm aufzwingen wollte, sich selbst zu stigmatisieren! 

Ein Vorgehen, das mensch eigentlich eher der stereotypen Vorstellung über Verhörmethoden in nicht gerade sehr freiheitlich-freundlichen Staaten zuschreibt.

Roberto J. De Lapuente von ad sinistram hat zu diesem Vorgang einen, wie ich finde, hervorragenden Kommentar verfasst. Bitte lesen!

Was ist abseits dessen bisher geschehen?

Wie ich gerade bei Philip Plickert in den FAZ Blogs lese, haben Wissenschaftler gerade in einer Studie untersucht, wie freimütig Wirtschaftswissenschaftler*Innen mit Schummeleien in ihren Studien umgehen: 1 bis 3,5 der 435 befragten Ökonomen würden plagiatieren, fälschen oder erfinden; verbreiteter sind dagegen "fragwürdige Methoden", d. h.
"voreingenommene Forschung, die nur bestimmte Arbeiten zitiert, eine selektive Auswahl von Daten oder Ergebnissen, die ins Konzept oder in die Weltanschauung passen, oder die berüchtigte Salamitaktik beim Veröffentlichen: Die Ergebnisse der Forschung werden in dünne Scheiben geschnitten, die jeweils gerade noch einen Aufsatz für eine wissenschaftliche Zeitschrift ergeben".
Den 20 bis 60 Prozent, die diese Methoden anwenden, steht gegenüber, dass jeder siebte Wissenschaftler jemanden kennt, der "schummelt": "85 Prozent sagten, die Entdeckungswahrscheinlichkeit sei gering", heißt es im Artikel von Philip Plickert. Erwähnt wird dort auch, dass - wie sollte es anders sein -, nachdem die American Economic Association einen Ethik-Kodes anstieß, die deutschen Volkswirte natürlich nachziehen wollen. Was von diesen Bestrebungen zu halten ist, war bereits im Februar auf der Ökonomenstimme zu lesen.

Zu einem anderen Thema: Bei Telepolis gab's kürzlich ein empfehlenswertes Interview mit Kathrin Hartmann, die das Buch "Wir müssen leider draussen bleiben" geschrieben hat. 

Zum Schluss noch etwas Leichteres für alle Spielefreunde. Ich weiß ja nicht, ob Ihr es schon mitbekommen habt, aber Baldurs Gate wird von Overhaul Games neu aufgelegt. Laut 4Players soll es sogar ein paar "neue Inhalte" geben. Und auf Onlinewelten orakelt es, es wäre langfristig sogar an einen dritten Teil gedacht. Wir dürfen gespannt sein.