
Reinschauen und ROCKEN!!!
"Gute Arbeitsbedingungen bedeuteten, dass die Menschen Arbeitswege selbst bestimmen könnten, sie bekämen Rückmeldungen, aus denen sie lernen, und sie würden ihrer Leistung gemäß gefordert. 'Das Gefährliche ist, dass zurzeit die Arbeitsintensität hochgezogen wird', sagt Rau. Daher verlören selbst Menschen, die leitende Funktionen haben und Entscheidungen treffen, ihre Spielräume, weil ihnen die Zeit zum Nachdenken genommen werde.
Die Untergebenen stünden unter demselben Zeitdruck, müssten Fehlentscheidungen ertragen, und erhöhten ihren Stress zum Teil selbst, weil auch sie Karriere machen wollten. Wer dann noch in einem feindlichen Umfeld arbeite, habe keine Chance."
“Die Zukunft sieht Dejours düster. Weder Firmen noch Staaten wollten in den Prozess eingreifen, 'der politische Wille fehlt'. Die Marburger Forscherin Renate Rau ist ebenfalls pessimistisch: 'Wir sitzen gerade wie ein Kaninchen vor der Schlange. Wenn sich nichts ändert, dann knallt's.' [...] 'Wir sind dabei, unsere Gesellschaft zu zerstören', sagt Pezé. 'Wir werden noch Sabotage erleben und Morde an Managern.' Einen gab es bereits, bei einer Tochterfirma des Schweizer Industriekonzerns OC Oerlikon nahe Neu Delhi in Indien. In einem heftigen Streit um Entlassungen prügelten 150 indische Arbeiter den Manager Lalit Kishore Chaudhary zu Tode.“
"Dass türkische Toiletten vielfach verschmutzt sind, liegt allerdings auch an den Touristen: 'Sie wissen nicht, wie man eine Hocktoilette benutzt', sagt Habip. [...]
Wie ein Hockklo benutzt wird, sagt der Name. Die Stellung kann indes ermüdend sein. Sie erfordert überdies einige Übung: Beim Herunterlassen der Hose können leicht Gegenstände aus den Taschen (und ins Klo) fallen. Nicht selten kommt es vor, dass Ungeübte das Gleichgewicht verlieren und hinfallen. Und selbst wer sich auf den Beinen halten kann, muss das richtige Zielen erst lernen."
“In Teilen der Wirtschaft habe sich zuletzt ein falsches Verständnis von Freiheit durchgesetzt, 'in dem der 'homo oeconomicus' zum alleinigen Maßstab des Handels wurde, Gier über ökonomische Vernunft siegte' [...]
'Mit einem Bild vom Menschen als einem Individuum, dass sich alles schafft und alles schaffen darf, ohne auf die moralischen Grenzen und gesellschaftlichen Ressourcen seines Tuns zu achten, drohen wir insgesamt Schiffbruch zu erleiden', betonte Steinmeier in seiner 'Rede zur Demokratie' in der Nikolaikirche anlässlich des 19. Jahrestages der friedlichen Revolution in der DDR. [...] Der demokratische Staat sei Garant der Freiheit - gerade indem er Rahmenbedingungen bestimmt.“
Interessant ist auch der Ost-West-Vergleich. So zeigt sich, dass der Anteil derjenigen, die Demokratie entweder grundsätzlich oder zumindest das konkrete politische System kritisieren, im Osten deutlich höher ist als im Westen (Westen: 3 bzw. rund 16 Prozent, Osten: 6 bzw. 25 Prozent). Rechtsextreme Einstellungen sind im Osten mit 11 Prozent zudem etwas verbreiteter als im Westen (9 Prozent).
“Jeder zweite in Deutschland offenbarte auf entsprechende Befragung hin islamfeindliche Einstellungen, gab letzte Woche das Pew Research Center in Washington bekannt. Zu ähnlichen Ergebnissen kamen in den vergangenen Jahren auch schon so unterschiedliche Forschungseinrichtungen wie die Gruppe um Wilhelm Heitmeyer und das Allensbacher Institut. Kaum ein Deutscher, der beim Stichwort 'Islam' nicht sofort an Intoleranz und unterdrückte Frauen denkt - ganz egal, wie viel ihm Toleranz und Feminismus ansonsten bedeuten.“
Der Herr Scholz mit seinen Forderungen nach Verschärfung der Kontrolle von Arbeitslosen passt auch ganz gut ins politische Geschehen der letzten Tage.
Zunächst: Traurig genug, dass die öffentlichen Medien einen SPDler - namentlich: Kurt Beck - als eine Art "letztes linkes Aufgebot" durchs Dorf treiben, der selbst schon mal den Chor menschenfeindlicher Verächtlichmacher anstimmte, als er einen Arbeitslosen medienwirksam mit "Wenn Sie sich waschen und rasieren, finden Sie auch einen Job." vorführte (siehe auch hier).
Nun ist ja der Herr Beck sprichwörtlich aus dem Amt gemobbt worden. Zumindest ist dies der überwiegende O-Ton seitens Wolfgang Lieb und Albrecht Müllers auf den NachDenkSeiten. So sehr ich aus den eben genannten Gründen die dort offenkundige Sympathie für Kurt Beck nicht teile, so gut ist dort dokumentiert, dass es sich in den letzten Wochen und Monaten um eine Kampagne gegen Kurt Beck handelte. Deren Ziel, so schlussfolgere ich jetzt einmal kühn, den Agenda-Kurs zu sichern. Mit Müntefering und Steinmeier scheint dies jedenfalls umgesetzt.
Die Äußerungen von Olaf Scholz passen daher ganz gut ins Bild und in die Zeit, weil sie symbolisieren, dass am Agenda-Kurs weiter festgehalten werden soll. Schließlich galt Arbeitslosigkeit dort z.T. durch Arbeitsunwilligkeit - selbst - verschuldet. Aus Sicht der Betroffenen sicher auch eine Art "Drohung", denn dies steht nicht nur für eine Absage an die Erwartung einer Änderung z.B. nicht wirklich funktionierender Maßnahmen, sondern - viel mehr - für eine Verschärfung. Für alle anderen, die vermutlich bisher vom Agenda-Kurs profitierten, scheint dies ein positives Signal zu sein. Denn so sehr "nach unten" verschärft wird, so sehr sollen ja bekanntlich die Leistungsträger "entlastet" werden. Das jedenfalls waren ja einige der bekannten Phrasen, mit denen für den Kurs geworben wurde.
"Es gibt wohl keine Möglichkeit mehr, sich (für die nächsten Wahlen!) glaubwürdig von der Agenda 2010 zu verabschieden. Die SPD wird - verdientermaßen - die Zeche für ihr Fehlverhalten zahlen müsen."
Schade, dass die Sorgen und Vorschläge unserer intellektuellen Jugend - der Zukunft unseres Landes - als lächerlich abgestempelt werden. Denn sie arbeiten darauf hin, dass sie irgendwann nicht diesem Staat zur Last fallen und sich mit diesem Schicksal der Bundesrepublik auf einer Couch präsentieren.
"Vor allem die sozial benachteiligten Menschen, die das Fernsehen nutzen, erhalten durch Seifenopern, Talkshows & Co ein völlig verzerrtes Bild der Realität. Ihr Verständnis vom Leben, von Eigenverantwortung und Engagement wird durch die oben genannten Beispiele mit Sicherheit nachhaltig geprägt".
Eigentlich tut es Not, über das Thema zu sprechen. Aber leider vermute ich, dass es sich wohl doch nur wieder in die üblichen Phrasen verlaufen wird. Gemeint ist das „übliche“ sortieren nach „nützlichen“ und „unnützen“ - sprich: faulen - Arbeitslosen.
Allerdings handelt es sich längst nicht mehr um DIE Arbeitslosen. Das Arbeitslosengeld II wird unlängst auch als „Aufstockerleistung“ gezahlt. Alle, die nun angesichts ihrer extrem niedrigen Löhne über „die faulen Arbeitslosen“ herziehen wollen, sollten deshalb daran denken, dass auch sie einen Anspruch auf ALG 2 hätten; im entsprechenden Rahmen der Regelungen zum Midi- und Minijobs würden sie über dem liegen, was ein Arbeitsloser bekäme, der nicht arbeitet.
Ferner sei darauf verwiesen, dass es eine äußerst unschöne „Tradition“ gibt, gegen auch soziale Aussenseiter herzuziehen, zu deren zweifelslos geschmacklosen Erfolgen in der Geschichte sicherlich auch die „schwarzern Winkel“ im Dritten Reich zählen. Wenn also wieder typische Klischee-Bilder gezeichnet werden, Begriffe wie „Schmarotzer“ oder „Parasit“ auftauchen, sollten die Allarmglocken schellen. Deratige menschenfeindlichen Tendenzen kann / sollte sich eigentlich kein Staat wie die BRD leisten können.
Denn Fakt ist: Alle sitzen im gleichen Boot. Das Konstrukt „Hartz IV“ ist eine Falle, aus der es schwer ist, wieder richtig auf die Beine zu kommen.
“Am Strand in der Nähe von Neapel liegen zwei junge Mädchen unter sengender Sonne. Sie liegen nicht auf ihren Handtüchern, sondern die Handtücher auf ihnen, denn: Sie sind tot. Ein kleines Stück davon entfernt sieht man ein Paar beim Sonnenbaden, die Blicke ganz ungeniert in die Kamera eines Fotografen gerichtet, der dieses Szenario ablichtete. Das so entstandene Foto geht gegenwärtig nicht nur durch die italienischen Medien. Dabei steht vordergründig die pietätlose Ignoranz der Badegäste am Pranger, aber eigentlich dreht sich alles um die ethnische Zugehörigkeit der Opfer, die das Bild verschweigt: Die Mädchen waren Roma.
[...]In der italienischen Bevölkerung wächst seit Jahren der Groll gegen die Roma. Kürzlich ergab eine Studie einer italienischen Zeitung, dass zwei Drittel für eine Ausweisung der Roma sind, unabhängig davon, ob sie einen italienischen Pass haben oder nicht. Roma werden für Diebstähle verantwortlich gemacht, ihre Siedlungen in der Peripherie sind vielen ein Dorn im Auge. Das Unglück der beiden ertrunkenen Roma-Mädchen selbst ist vor diesem Hintergrund eigentlich Nebensache. Die Gleichgültigkeit der Badegäste ist zwar schauderhaft, aber deshalb von Interesse, weil sie symptomatisch für ein weiterhin nach rechts rückendes, rassistisches Italien steht. “
"Für meinen Mandanten kommt die Abschiebung nach Griechenland einer Abschiebung in den Irak gleich", sagt Anwalt Peter Koszian. Deshalb hat er im März den Petitionsausschuss des Bundestages eingeschaltet. Seine Bitte: Matta-Houssinis Asylantrag möge in Deutschland durchgeführt werden. Der Ausschuss sprach sich vor der Sommerpause fraktionsübergreifend dafür aus, aus Zeitgründen aber wurde noch kein formaler Beschluss gefasst. "Deshalb haben wir das Bundesinnenministerium gebeten, die Abschiebung zunächst nicht vorzunehmen", sagt Carsten Müller, der für die CDU im Petitionsausschuss sitzt. Doch der Bundesinnenminister wies dieses Begehren in einem Brief zurück. Matt-Hannoussi wurde abgeschoben.“
"Man stelle sich vor, der Journalist einer seriösen Zeitung versucht, das neue Album "Knowle West Boy" des ehemaligen Massive Attack-Helden Tricky zu besprechen - und erhält auf seine Anfrage an die Plattenfirma Domino Records sinngemäß folgende Antwort:Leider habe es in letzter Zeit zu viele negative Plattenkritiken von ihm zu lesen gegeben. Deshalb könne man ihm kein Rezensionsexemplar schicken. [...]Man stelle sich weiter vor, diese Geschichte sei wahr - müsste sie nicht sowohl die Musikvertriebe als auch den freien Musikjournalismus nachdenklich stimmen?Wer übt hier Druck auf wen aus?Sie müsste, und sie tut es auch, denn sie ist tatsächlich so passiert, vor zwei Wochen.“
“Ich sage Ihnen was: Ich kenne keinen Rockstar, der intelligent genug wäre, in seinen Texten unterschwellige Botschaften zu verstecken!“