Dienstag, 20. November 2007

Um in der Bürokratie zu überleben, musst Du selbst zur Bürokratie werden.

Heute hatte ein „kleiner“ Schrecken sein Ende, welcher letzte Woche seinen Lauf genommen hatte. Da kam ich gerade von meiner Widerspruchsstelle wieder, schon lag da etwas „Feines“ im Briefkasten – natürlich: Vom Amt (d.h. von DEM Amt).

Der sinngemäße Inhalt: Die Aufhebung meines Leistungsbescheides mit dem Hinweis, dass ich für den laufenden Monat unrechtmäßig Beträge bezogen hätte, die ich eventuell zurückzahlen müsste. Begründung: Herr Moosberg ist Student und hat „dem Grunde nach“ ein Anrecht auf BAFÖG.

Um ganz ehrlich zu sein, dachte ich mir schon, dass es da ein Problem geben könnte: Ich meine, ich habe andauernd Probleme; sollte mal wirklich was klappen, muss ich skeptisch sein. Die letzten Tage liefen einfach viel zu gut für meine Verhältnisse.

Aber nein, ernsthaft: Ein ungutes Gefühl hatte ich schon, als ich meine Änderungsmitteilung abgab und dazu gehörte halt meine Immatrikulation. Zwar steht dort drauf „Student“, aber da ist unter dem angestrebten Abschluss auch „Promotion“ vermerkt. Nun erklär mal einer den Leuten vom Amt, dass ein Graduierten- oder Promotionsstudent – kurz: ein Doktorand – kein „normaler“ Student ist, der sich nämlich in der (akademischen) Erstausbildung befände und damit einen Anspruch auf BAFÖG besäße. Mein Sachbearbeiter gab dann heute auch unumwunden zu, er sei kein Fachmann zum Bundesausbildungsförderungsgesetz.

Wie auch immer: Letzte Woche ließ ich mir einen Termin bei meinem Sachbearbeiter geben. Gleichzeitig spitzte ich das BAFÖG-Amt an. Die wiederum waren sauer bzw. standen die dem Ganzen etwas verständislos gegenüber. Nicht, dass sie meine prekäre Situation nicht verstanden. Was ihnen unbegreiflich schien, war die Aktion seitens des Amtes. Es wäre ja klar, dass ich als Doktorand kein BAFÖG bekomme. Nun hatte ich also auch dort einen Termin ausgemacht, um einen Antrag zu stellen, dem mir natürlich das BAFÖG-Amt nicht statt gibt – denn ich bin ja Doktorand und habe keinen Anspruch auf diese Förderung. Somit hätte ich dann etwas Handfestes zum Vorlegen beim Amt (ARGE).

Gestern nun war ich auf dem BAFÖG-Amt und durfte feststellen, dass meine Sachbearbeiterin krank war. Nun ja, ihre Kollegin im Nebenzimmer war darüber informiert, nahm meine Unterlagen an und äußerte die ein oder anderen Worte. Im Laufe der Woche soll ich nun einen Ablehnungsbescheid vom BAFÖG-Amt erhalten.

Das nützte mir heute nun leider wenig, aber ich konnte um so deutlicher und sicher vertreten, dass ich KEIN BAFÖG beziehe und keins beziehen werde. Also bin ich dann am Nachmittag zum vereinbarten Termin mit meinen Sachbearbeiter gegangen. Der wiederum wies mich darauf hin, dass die (SachbearbeiterInnen) – mehr oder weniger – gesagt bekommen haben, dass Studenten „dem Grunde nach“ einen Anspruch auf BAFÖG besitzen. Konkret vermute ich, dass eine Richtlinie dazu auffordert; wahrscheinlich, weil StudentInnen und Studenten unter ganz bestimmten Voraussetzungen neuerdings auch ALG 2 beantragen können. Nichtsdestotrotz wusste der Sachbearbeiter aber, dass ich kein „normaler“ Student bin. Für ihn zählte aber nur das Wörtchen „Student“ auf meiner Immatrikulation. Ärgerlich ist das vor allem deshalb, weil ich mit ihm schon einmal darüber sprach und er meinte, dass dies alles klar wäre (d.h. „das Amt“ wisse, dass Doktoranden keine „normalen“ Studenten sind). Naja, ich habe ihn dann nochmals nachdrücklich darauf hingewiesen, dass ich kein BAFÖG bekomme und das BAFÖG-Amt auch ziemlich sauer reagierte. Letztlich lief es darauf hinaus, dass er sich erstmal mit einem anderen Sachbearbeiter kurzschließen wollte.

Nach wenigen Minuten holte er mich dann noch einmal in sein Zimmer und erklärte, er werde die Aufhebungsbescheide aufheben: Verständlicherweise war ich damit ziemlich erleichtert.

Allerdings frage ich mich jetzt, ob dieser ganze Heckmeck wirklich notwendig war. Letztlich hat sich mein Sachbearbeiter nur bei einem anderen Sachbearbeiter erkundigt; dass – im Vorfeld – hätte vor allem viel Zeit erspart. Was mir die Sache auch noch zeigt: Dieses „kleine Versehen“ hätte für mich erhebliche Konsequenzen gehabt und hat mich Zeit und Nerven gekostet. Nicht, dass ich den Sachbearbeitern eine reinwürgen möchte. Ich kann mir speziell beim „Amt“ vorstellen, dass da viel zu tun ist und naturgemäß auch Fehler passieren. Aber die Konsequenz, mit der mich ein Irrtum getroffen hätte, ist in den Auswirkungen auf die SachbearbeiterInnen selbst nicht wirklich erkennbar. Ich glaube nicht, dass dies irgendwelche Konsequenzen auf sie hätte. Ich meine, es sind doch letztlich „nur“ ein paar Worte auf Papier, die hier über ein Schicksal – in diesem Fall: über MEIN Schicksal – entscheiden. Tritt ein Fehler auf, sind es auch „nur“ die Worte, die korrigiert werden. Aber die Angst, die Wut, das Gefühl der Niedergeschlagenheit, die Demütigung und Ohnmacht ... all das, was ein Betroffener fühlt und erfährt, all das lässt sich nicht so einfach korrigieren. Irgendwie scheint das Feingefühl dafür auch nicht vorhanden zu sein. Es herrscht dadurch eine Einseitigkeit vor, die ich irgendwie ungerecht empfinde.

Nun will ich froh sein, dass sich das alles so verhältnismäßig unkompliziert geklärt hat. Der Schock sitzt noch tief. Aber ich bin auch erleichtert. Als kleine „Belohnung“ für den Schock, habe ich mir heute noch etwas „Kleines“ geleistet. Am Wochenende geht es dann wahrscheinlich nach Frankfurt / Main, einen guten Bekannten besuchen. Ich denke, da finde ich auch noch etwas Zerstreuung. Auf jeden Fall mache ich drei Kreuze, wenn ich – graduierter Einzelkämpfer – mich heute ins Bett fallen lasse.

(Hinweis: Die Bilder sind wie immer mit SP-Studio entworfen.)

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hi Arbo,

hab den Blog sehr genossen. Es gibt schon gewisse Sachen an D die ich nicht vermisse. Meine Erfahrungen mit den Aemtern gehoeren dazu. Wir sollten mal wieder telefonieren.

Kavalor