Sonntag, 19. Juni 2011

Spreng hat keine Meinung ...

Michael Spreng war u.a. Bildredakteuer und Politikberater von Jürgen Rüttgers. Jetzt mögen einzelne vielleicht schon die Nase rümpfen. Aber der Mann schreibt bisweilen doch mal ein paar ganz vernünftige Sätze. Insbesondere an den Politikern lässt er kaum ein gutes Haar. Tja und nun das: Spreng hat keine Meinung. Und Vertrauen hat er auch nicht. Jedenfalls bloggte er das auf Sprengsatz.de.

Und um was ging's dabei? Um Griechenland. Spreng findet, dass es zu viele Meinungen, zu viele Pros und Contras gäbe. Entsprechend bekannte er:

Ich habe keine Meinung, weil ich nicht weiß, auf welcher Grundlage ich sie mir bilden, wem und welchen Argumenten ich vertrauen kann. Und ich ärgere mich über mich selbst, weil ich so hilflos bin.



Protestierende Griechen
(Quelle: WDR)

Fast wäre ich geneigt gewesen, seinem Artikel zuzustimmen.

Doch wer ab und an mal außerhalb des Euro-Währungsraumes zu tun hat, wird recht schnell die Vorzüge des Euros zu schätzen wissen und allen Überlegungen an die  Abspaltung Griechenlands und die Wiedereinführung der Drachme eine Absage erteilen. Schließlich fallen außerhalb des EURO-Raumes exorbitant hohe Gebühren für Überweisungen, bürokratischer Extras (Formulare usw.), Zeit sowie Währungsrisiken an.

Ich bitte diesen Kritikpunkt auch nicht auf reine Bequemlichkeit zurückzuführen. Die gemeinsame Währung ist schließlich ein Teil der Freizügigkeit, die wir innerhalb der Europäischen Union genießen, d.h. die Freiheit, den Lebens- und Arbeitsbereich selbst wählen zu können.

Abgesehen davon befinden sich auch Vorschläge in der Diskussion, zu denen mensch durchaus eine Meinung haben kann. Beispiel: Der heutige Presseclub (19.06.2011).

Da saßen wieder mal Journalist(inn)en zusammen, debattierten über die Rettung Griechenlandes und schienen sich tatsächlich darüber einig zu sein, dass sich die Banken freiwillig an den Kosten der Krise beteiligen müssen.

Hallo? Die Banken? Freiwillig? Geht's noch?! Smilie by GreenSmilies.com

Angesichts dessen, dass die Damen und Herren der Banken heute recht unbeeindruckt der Banken- undm Finanzkrise weitermachen, hat es schon eine Schildbürgerqualität, die Banken zur Freiwilligkeit aufzufordern. Wie bescheuert müssen die sein, sowas fordern? Oder: Für wie bescheuert halten die einen?

Was mir ebenso bitter aufstößt, ist dieses Gequatsche von der "geordneten Insolvenz". Da haben ein paar Leute Angst, dass dort "Chaos" ausbricht. Ja bitte, was für ein Chaos denn? Wenn die Griechen selbst das Hefter in die Hand nehmen, klar, dann ist das vielleicht nicht ganz so "kontrollierbar" für die EU. Da wäre dann vor allem für die hier ansässige Wirtschaft blöd. Klar. Aber Chaos?

Und überhaupt: Dieses ganze abstrakte Niveau. Wenn es wirklich um die Griechen ginge, warum begleitet mensch die Griechische Entwicklung nicht einfach mit einer Art Hilfsfond, der Gelder an von Bürgern organisierte Projekte ausschüttet? Direkt an der Basis ansetzen. Bestimmte Dinge dezentralisieren und Nachhaltigkeit fördern, z.B. kommunale Agrarbetriebe.

Und in dem Sinne stimme ich Spreng ausdrücklich nicht zu. Es ist nicht nur der Planlosigkeit und Unsicherheit der politischen Klasse geschuldet, dass wir in der Frage so rumeiern. Das Problem liegt in der mangelnden Originalität und dem geistigen Inzest der politischen Klasse. Aber was ist schon anderes von einer politischen Klasse zu erwarten, die in letzter Zeit vermehrt durch Plagiatierungen von sich Reden machte?

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