Sonntag, 23. September 2007

The Good German


Quelle: film-zeit.de
Der spätere Samstag Abend gestern schien mal wieder etwas langweilig zu werden, so dass ich den gewohnten Gang in die Videothek antrat. Ich hatte schon eine dieser skandinavischen Kommödie in der Hand als sich plötzlich "The Good German" in meinen Blick schob, welcher zudem auch noch nicht ausgeliehen war. Tja, kurzer Hand orientierte ich mich um: Von der schwarzhumorigen Kommödie zum Schwarz-Weiß-Film. Wieder zu Hause, kamen leichte Zweifel an meiner Entscheidung auf, weil ich mich ja ursprünglich mit etwas Kurzweiligem ablenken wollte. Und so ging ich mit einem leicht negativen Gefühl an diesen Film heran.

Die ersten Minuten, wie Herr Clooney da aus dem Flugzeug steigt, Tobey Maguire und Cate Blanchett ihre ersten Auftritte haben, waren dann auch nicht wirklich spektakulär. Irgendwie musste ich dann an SIN CITY denken und versuchte bei "The Good German" die entsprechende Sterilität in den Bildern zu entdecken. Und genau das fand ich so nicht. Klar, "nachgemachte" Schwarz-Weiß-Szenen der Jetztzeit sehen i.d.R. "sauberer" aus und davon kann sich "The Good German" auch nicht gänzlich frei sprechen. Aber trotzdem empfand ich es sehr angenehm, wie reelle Szenen dieser unmittelbaren Nachkriegszeit in den Film überflossen, ohne, dass es wirklich einen Bruch gab. Auch schien mir versucht worden zu sein, dieses "alte Flair" nachzuempfinden, wenn z.B. Jake (Clooney) in der Bar sitzt und dort das Licht förmlich gleißend das Bild dominiert.

Inhaltlich geht es um einen gewissen Emil Brandt, von dem seine Frau Lena (Cate Blanchett) behauptet, er wäre tot, hinter dem aber sämtliche Alliierten her sind. Just diese Lena hatte damals eine Affaire mit Jake, der nun wieder nach Deutschland kommt, um sie wiederzusehen. Dabei verstrickt er sich mehr und mehr in das Politikspiel der Alliierten, bei dem die Entnazifizierung dann ruhig hinter dem aufkommenden Kalten Krieg zurückstehen darf. Wird auf der politischen Ebene deutlich gezeigt, dass jeder eine dreckige Weste besitzt, so spiegelt sich genau dieser Umstand auch auf der persönlichen Charakterebene wieder. Kein Charakter ist wirklich korrekt oder "heldenhaft". Weder Tully (Tobey Maguire), ein Schieber und praktisch auch ein Zuhälter, noch Lena, die sich nach und nach als verbitterte und gebrochene Frau entpuppt. Jake scheint mir dabei noch am "ehrlichsten", aber in gewisser Weise auch eine besonders tragische Figur zu sein: Angetrieben durch seine Liebe zu Lena, schlägt ihm immer wieder die kalte und eigentlich deutlich abweisende Art dieser Frau entgegen, was ihm eigentlich alle Illussionen nehmen sollte. Er aber macht trotzdem weiter und hilft ihr. Ein wirkliches Happy End ist daher nicht zu erwarten. Und das kennt der Film auch nicht, was meiner Meinung nach gut ist, denn so folgt er dem schwarzen und fiesen Unterton, welchen er die gesamte Zeit über pflegte. Trotzdem befällt einen am Schluss ein wenig Erleichterung, auch oder gerade weil Jake eine ganz bestimmte ungeschönte Wahrheit ins Gesicht gedrückt wird.

Fazit
Der Film ist vielleicht nicht das allergrößte Meisterwerk. Aber wie er mit dem Schwarz-Weiß spielt und damit seine kontinuierlichen ernsten und deprimierenden Untertöne unterstreicht, empfand ich sehr interessant. Zudem verleiht diese schwarze Atmosphäre der Szenerie des chaotischen Nachkriegsberlin, in dem der Film spielt, eine besondere Glaubwürdigkeit. Glaubwürdig ist der Film in dem, wie er die indurstrielle Menschenvernichtung der Nazis zwar angspricht, diese aber in den militärpolitischen Kontext der Siegermächte stellt. Geschickt verwebt er damit die gegensätzlichen Pole von Aufarbeitung (der Naziverbrechen) und machtpolitischen (Nachkriegs-) Interessen. Provokant, wie er auf der Charakterebene aus Opfern Täter macht und dies wiederum in diesen größeren politischen Kontext bringt. Wie gesagt: Großartig ist der Film vielleicht nicht und mit seinen "Enthüllungen" vor dem Zuschauer ist er sehr gemächlich, doch der Stoff ist interessant (von ihm lebt der Film) und der Film ist konsequent.

Links
The Good German (Wikipedia)
The Good German (Internet Movie Database)


Keine Kommentare: