Donnerstag, 27. September 2007

Faschos in da House: "Hau doch ab Du Kaffa!"

oder "Was manche denken mögen, sich aber nicht so zu sagen trauen."

"Bombenbauer in Nachbars Garage - wie gefährlich sind die Glaubenskrieger?" hieß es gestern bei "Hart aber fair" (WDR). Der Titel war wohl provozierend gemeint, wirklich provozierend waren aber zumindest zwei seiner Gäste.

Ein Gast: Diese weißharige Grantbüchse A. Baring, die mit ihren gedanklichen Brandsätzen eh schon seit geraumer Zeit diverse Talkshows heimsucht. Im Vita (WDR) steht zu diesem Historiker: "Der Islam will uns Christen zurückdrängen". Schön, dass er mich gleich mit in sein "uns" einschließt. Wahrscheinlich aber nur, weil ich mich ja seinem Leitkulturanspruch unterzuordnen habe. Natürlich war die christliche Leitkultur gemeint. Und die funktioniert wie folgt: Gibt es eine Minderheit, die nicht christlich ist, dann hat die sich der Mehrheit unterzuordnen; und wenn z.B. ich als "Ungläubiger" darauf poche, ungläubig zu bleiben, muss ich mich trotzdem dieser Leitkultur unterordnen, weil "die ist ja Geschichte". Bosbach, der glatte Rethorikaal von der CDU, trötete ins gleiche Horn.

Wenn nun z.B. dem Lafontaine von der LINKEn Linkspopulismus vorgeworfen wird, müsste diesen beiden "Brüdern" Rechtspopulismus vorgeworfen werden. Um das zu umgehen, distanziert sich Baring deutlich von der Nazi-Zeit, mit markigen Sprüchen über dies "Idioten". Komisch, dass dies eher einen "Zweck-Mittel"-Eindruck erweckt: Um fremdenfeindliche Äußerungen von sich zu geben, ist es sicher ganz opportun (vorteilhaft), sich von rechten "Größen" wie der NPD und auch von den Nazis zu distanzieren. Dazu natürlich noch ein Bekenntnis zum Judentum, um jeglichen faschistischen Geruch von sich zu weisen. [*] Faktisch ändert dies aber nichts an den Inhalten der Parolen, die – wenn auch "diplomatischer verpackt" – ähnlich sind. Obwohl: Es ist zu beobachten, dass diese Parolen auch von etablierten Parteien zunehmend gröber und ungenierter in die Kameras skandiert werden.

So ist für Baring z.B. das Kopftuch (der Frau) eine politische Aussage, ein Zeichen der Unterdrückung, des muslimischen Weltherrschaftsanspruchs und somit innerhalb der christlichen Leitkultur nicht akzeptabel. So, wie er gegen die Muslime wettert und sein christliches Heilsreich Deutschland in Gefahr sieht, müsste der aber praktisch sogar das Kopftuch für den Mann fordern: Das würde ihm später sicherlich die Einführung eines anderen Stigmas ersparen, mit dem sich diese un-leitkulturellen Leute selektieren lassen. Tja, im Alter soll ja manchmal die geistige Schärfe etwas nachlassen.

Und so kommt gleich noch ein tolles Argument gegen Muslime zum Tragen: Die sollen doch in Deutschland froh sein, dass sie hier die Religionsfreiheit (aus-) nutzen dürfen – Christen in muslimischen Ländern hätten nicht solche Freiheiten. Zwischen den Zeilen heißt das: "Wenn es euch hier nicht passt, verschwindet einfach!" Mit dieser "Sippenhaft" versucht das rechtspopulistische Geschmeiß dann zu rechtfertigen, was im Grunde auf eine Diskriminierung andersgläubiger Menschen hinausläuft. Was also dahinter steckt, ist nichts weiter als das, was auch jeder Dorf-Fascho am Stammtisch gröhlen würde: Nur halt "netter" verpackt. Prima, Herr Baring! Super Herr Bosbach! So kapiert's auch der "Intellektuelle", der sich beruhigt eines Gedankengutes angenähert wissen darf, was nach außen hin natürlich nichts mehr mit "Rechts" zu tun hat. Oder etwa doch? Stellen "wir" uns mal den folgenden Aussagen:
  • 'Muslimen sollte die Zuwanderung nach Deutschland untersagt werden.'

  • 'Durch die vielen Muslime hier fühle ich mich manchmal wie ein Fremder im eigenen Land.'

  • 'Es sollte besser gar keine Muslime in Deutschland geben.'

  • 'Muslimen sollte jede Form der Religionsausübung in Deutschland untersagt werden.'

  • 'Für mich sind die verschiedenen islamischen Glaubensrichtungen kaum zu unterscheiden.'

  • 'Die Mehrheit der Muslime hält große Distanz zur restlichen Bevölkerung.'

  • 'Viele Muslime in Deutschland wollen lieber unter sich bleiben.'

  • 'Die islamistischen Terroristen finden starken Rückhalt bei den Muslimen.'

  • 'Ich hätte Probleme in eine Gegend zu ziehen, in der viele Moslems leben.'

  • 'Ich werde nur solche Parteien wählen, die gegen den weiteren Zuzug von Moslems sind.'
Quelle: Fragekatalog nach Heitmeyer, Wikipedia (2007).
Wer hier zum Teil zustimmend nickt, ist natürlich kein Rechtsextremer. Er ist nur islamophobisch veranlagt. Islamophobie heißt "Islamangst". Naja, im Kontext würde das eher mit Islamfeindlichkeit gleichgesetzt. Aber als "feindlich" oder "ängstlich" würden sich wohl weder der Baring, noch der Bosbach einordnen. Tatsache ist aber, dass sie Islamophobie anheizen, was es im Grunde auch nicht viel besser macht!

Wehret den Anfängen, mag mensch sich da denken. Vermutlich ist es dafür aber schon längst zu spät. Jedenfalls sind wir heute so weit, dass rechte Populisten ungeniert ihre geistigen Ausdünstungen im öffentlich rechtlichen Fernsehen entsorgen können. Das ist in einer Demokratie auch nicht verwerflich, denn jedeR soll denken und sagen, was er/sie will. Dass ihnen dabei aber nicht in gebotener Weise und vor allem couragiert etwas entgegengesetzt wird, das ist ein Armutszeugnis!

Anmerkungen
[*] Dass es bei Barings Lobpreisung des Judentums auch wieder um "Unterordnung" ging, sei hier nur am Rande erwähnt. Als Jude wäre ich mir jedenfalls ziemlich veralbert vorgekommen, auf diesen "Unterordnungs"- bzw. Anpassungsaspekt reduziert zu werden! Der "instrumentelle" Charakter dieses Arguments von Baring kommt aber auch hier deutlich zum Ausdruck.

Links
"Bombenbauer in Nachbars Garage -
wie gefährlich sind die Glaubenskrieger?", Seite zur Themensendung "Hart aber fair" (WDR).

Wikipedia (2007), Islamophobie, Stand: 27.09.2007.


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