Donnerstag, 19. Juni 2008

Über Meinungsterroristen, Terror-Dämmerung und Armut

Heute mal wieder etwas Politisches: In der taz gibt es einen lesenswerten Artikel zum Thema Islamophobie im Internet. Dort werden einige Seiten und BetreiberInnen/AutorInnen benannt, die sich die Kritik am Islam auf die Fahne schreiben, sich damit wohl aber in ziemliche Graubereiche begeben.

"Seit dem 11. September 2001 ist der Islam ein verlässlich aufregendes Thema, und unter dem Deckmantel der kritischen Aufklärung werden rassistische Debatten losgetreten. Auf einschlägigen Homepages erfahren wir täglich von der angeblichen schleichenden Islamisierung Europas und der bevorstehenden Machtübernahme durch Muslime."


In der ZEIT berichtet Josef Joffe „vom Niedergang der Gotteskrieger“, indem er eine eine kanadische Studie (Simon-Fraser-Studie als PDF)vorstellt, nach der der Terror seit London 2005 nicht weiter gewachsen wäre.
“Ja, aber der islamistische Terror wächst doch, oder? Im Westen schon mal nicht, nicht seit der monströsen Attacke in London 2005; diesen Punkt können die Staatsschützer für sich verbuchen und dabei auf ihre weltweit vernetzte Polizei- und Geheimdienstarbeit verweisen, die so manchen Anschlag vereitelt hat. Und anderswo? Der schärfste Anstieg wurde in Mittelost, und zwar seit der Invasion des Iraks, gemessen. [...]

Unsere Staatsschützer sollten die Simon-Fraser-Studie lesen, weil sie zu weniger Angst und mehr Zuversicht rät. Und zwischen den Zeilen zu weniger Schaffenslust beim Austüfteln immer neuer Sicherheitsgesetze und Überwachungsapparate.“




Ebenfalls in der ZEIT befindet sich ein Interview mit Christoph Butterwege, der über Armut und speziell Kinderarmut spricht.

“ZEIT online: Herr Butterwegge, nach Zahlen der Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendhilfe leben in Deutschland 2,4 Millionen Menschen zwischen 16 und 24 Jahren in Armut. Welche Armut ist gemeint?

Christoph Butterwegge: In aller Regel ist damit relative Armut gemeint. Anders als absolute Armut entspricht diese nicht dem, was wir uns im Allgemeinen unter Armut vorstellen, nämlich Verelendung und Hunger, was in der Dritten Welt dominiert. Das mag viele beruhigen. Dabei vergessen sie jedoch, dass sich ein Jugendlicher in einer Hochhaussiedlung in Deutschland nicht unbedingt in einer besseren Situation befindet als ein Jugendlicher in der Dritten Welt, der in einer Hütte aufwächst. Denn relative Armut bei uns wirkt in aller Regel ausgrenzend.

[...]

ZEIT online: Auch von Jugendlichen wird eine immer größere Mobilität gefordert. Mit 266 Euro Lohn kann aber nur von zu Hause ausziehen und eine Ausbildung in einer anderen Stadt beginnen, wer von den Eltern finanziell unterstützt wird.
Butterwegge: Wir leben in einer Gesellschaft, die sich unter dem Stichwort "Individualisierung" immer stärker dahin entwickelt, dass Jugendliche früh von zu Hause ausziehen. Die ökonomische Abhängigkeit zwingt sie aber in ihre Herkunftsfamilie zurück. In Zeiten von Globalisierung, geografischer Mobilität und beruflicher Flexibilität können Jugendliche so nicht erfüllen, was von ihnen gefordert wird.“


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