Sonntag, 11. Juli 2010

Motorpsychoperle

Ach mensch, Zufälle gibt's. Wie ich kürzlich auf der Suche nach interessanter Musik war, huschte mir eine wahre Perle über den Bildschirm: Motorpsycho mit "Feel" bei einer VIVA-Performance! Ich wusste gar nicht, dass die überhaupt mal bei VIVA waren.



Gut, ganz fröhlich ist der Song nicht gerade. Trotzdem gehört er mit zu meinen Lieblingssongs. Ach was, das ganze Album "Timothy's Monster" ist eines meiner Lieblingsalben.

Nur durch Zufall bin ich damals an "Timothy's Monster" (1994) geraten. Eigentlich geradezu komisch, da ich zu der Zeit noch schwer durch Metal und Hardcore geschädigt war (Iron Maiden, Metallica, Paradise Lost, Type O Negative, Integrity, Sepultura usw.).



Quelle: LyricsWikia


"Timothy's Monster" (1994) schien gegenüber diesen Sachen auf dem ersten Ohr richtig süßlich. Sicher, die Musik ist irgendwie auch etwas "schwer". Mir hat aber besonders gefallen, wie diese Musik auf der anderen Seite auch eine unbeschreibliche Leichtigkeit - oder besser: Erleichterung - verschafft. Es ist wirklich schwer zu beschreiben, diese Mischung, die einen in schwere Gewässer hinab gleiten lässt, um einen später wieder eine Prise frischer Luft atmen zu lassen. Immer wieder wird der Hörer mit geballter Energie konfrontiert, die sich in einem süßen Windhauch auflöst. Erstklassig, wie es Motorpsycho verstanden, Spannung aufzubauen, sie auf einem bombastischen Niveau förmlich der Zeit zu entkleiden und dann wieder in einen erleichterten Seufzer zu entlassen.

Gut, die Texte sind schwermütig und scheinen sich zum Teil ziemlich stark am Thema "Liebe" abzuarbeiten (z.B. "Feel", "Kill some Day"). Was allerdings nichts negatives über die Qualität dieser Texte besagt. Meines Erachtens fügen diese sich durchaus in das Gesamtbild ein (ja, die Musik der Platte ist schon irgendwie organisch bzw. "holistisch").

Auf der anderen Seite versteht es die Platte dennoch, diesem dunklen Thema einen schönen, energischen und positiven Kontrastpunkt entgegen zu setzen. Jedenfalls empfinde ich das so. "Timothy's Monster" ist psychodelisch, meisterhaft verwoben mit elektronischen Elementen, aber es ist stellenweise auch einfach nur FETT und bombastisch. Und genau das fasziniert mich heute wie damals!

Dessen ungeachtet ist "Timothy's Monster" aber auch deshalb der Hammer, weil sich diese Norweger offenbar keinen Deut um die Länge ihrer Songs scherten. Das Album besteht aus zwei CDs, wovon die vier Songs auf der zweiten CD ca. 42 Minuten umfassen: Den Rekord hält dort "The Wheel" mit knapp 17 Minuten, dicht gefolgt von "The Golden Core" mit knapp 13 Minuten.

Nun ja, wie sich die ein oder anderen vielleicht denken werden, ist das Album für mich mit unheimlich vielen Erinnerungen verbunden. Damals, im "Eiskeller", bei Apfelwein (weil der am Günstigsten war) ... das war ein Konzert ... das mich bis heute fasziniert. Tja und ehrlich gesagt, lief "Timothy's Monster" damals wirklich unablässig hoch und runter - über Monate. Auf der andere Seite setzt das Album irgendwie auch Maßstäbe. Und ... es macht unheimlich viel Spaß!

Nein, zum kurzen "Reinhören" ist das nichts. Mensch muss sich regelrecht fallen lassen, in "Thimothy's Monster" eintauchen. Wer sich aber darauf einlässt, wird mit einem musikalischen Erlebnis belohnt, das so schnell kein anderes Album bewerkstelligen wird.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

wahre Worte!