Montag, 17. August 2015

FF: Genexus

Ein Blick zurück in die 1990er Jahre: Die Wende in der DDR hatte sich gerade im Konsum aufgelöst, ich hatte mir den Weg ans Gymnasium freigekämpft und entdeckte die Musik härterer Gangart gerade für mich. Ob Pantera, Crowbar, Paradise Lost oder Sepultura, sie alle veröffentlichten in dieser Zeit Meilensteine. Und dazu gehört auch "Demanufacture" von Fear Factory. Kaum eine Metal-Indie-Disko in der MB ohne Replica. Was Fear Factory ausmachte? Diese Mischung aus fetter Staccato-Gitarre, die sich mit Groove abwechselte, der abgehackte und mechanischem Beat und natülich Burton C. Bells Wechsel zwischen wütenden Shoutings und klaren, eingängigen Refrains. Ja, das war irgendwie Industrial, aber eben härter und brachial, keine Weinerlichkeit - etwas, das mit Energie nach vorn ging.

Gekauft hatte ich mir "Demanufacture" damals nicht, ich bekam die Songs ja ohnehin ständig zu hören und auf Konzerten konnte ich mir Fear Factory auch anschauen. Wesentlich später - 2009 - habe ich mir dann "Archetype" zugelegt, bin damit aber nicht so richtig war geworden - vielleicht lag's daran, dass Dino nicht die 7 Saiten zupfte. Wer weiß.

Jedenfalls hatte ich letzte Woche mitbekommen, dass Fear Factory ihr neues Album "Genexus" rausgebracht haben. Interssant, dass neben Dino Cazares auch Tony Campos (ehemals StaticX) mit dabei ist. Die ersten Songs klangen OK und ich dachte, geb' ich dem Album mal eine Chance.


Quelle: Wikipedia


Der erste Eindruck war, naja, schwierig zu beschreiben. Das Intro bei "Autonomous Combat System" klang erstmal total cool und hat mich angefixt, aber das Gebolze danach hat mich erstmal wieder den enttäuscht den Kopf schütteln lassen. Fand ich irgendwie einfallslos. Ich habe aber dennoch das gesamte Album angehört, es nebenher laufen lassen und muss sagen, dass es mich dann auf einmal richtig gepackt hat. Und das liegt vor allem wieder an den Refrains von Burton C. Bell. Das Wechseln zwischen wütenden Attacken und Refrains mag als berechenbar kritisiert werden, aber irgendwie passt's und es macht verdammt viel Spaß.

Dann gibt es auch solche Kracher wie "Soul Hacker" - der fett ist, deutlich - SEHR deutlich - tiefer gestimmt wurde und der mich irgendwie ein wenig an StaticX erinnert. "Church of Execution" kommt irgendwie mit so einem cool arrangierten Groove daher, der einen nicht still stehen lässt.

Meine Favoriten: "Regenerate", "Battle of Utopia" und "Expiration Date". Letzteres ist sehr langsam, geradezu Pop. Dino nimmt sich sehr zurück, fast nur Burton und Synthie, aber trotzdem extrem schön. Ja, das ist auch mein derzeitiger Lieblingssong von der CD, obwohl überhaupt nicht hart. (Das wird in Sachen Pop und NoMetal nur noch von "Enhanced Reality" getoppt, der meines Wissens nach nur als Bonustrack im DigiPack erhältlich ist - mir aber auch sehr gut gefällt.)

Alles in allem ein Album, dass - zumindest bei mir - Raum zum entwickeln brauchte, sich dann aber zu einem sehr schönes Erlebnis gemausert hat. Es ist irgendwie verdammt eingäng, hat Groove und Härte, aber auch schöne Passagen. Und ja, es erinnert mich irgendwie an "Demanufacture".

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