Sonntag, 14. August 2011

Presseschau: London

Zu den Ereignissen in London wurde in den letzten Tagen und Wochen viel geschrieben. Aus dieser Flut stechen in meinen Augen ein paar Beiträge besonders heraus.

Dazu gehört u.a. Heribert Prantls Kommentar in der Süddeutschen. Dort wies er auf die Lust am Schauder hin, die hierzulande eine Art "Katastrophen-Vampirismus" enftacht, die wiederum mit einem blinden "Sofortismus" vermeintliche Lösungen präsentiert.

Die taz vom 09.08.2011 berichtete, dass Mark Duggan, der von der Polizei in London Tottenham erschossen wurde, entgegen der ursprünglichen Behauptungen der Polizeit nicht geschossen hätte. Dieser Fall war der Funke, der die Londoner "Krawalle" ins Rollen brachten (siehe auch Telepolis). Zumindest darf es als positiv gewertet werden, dass die britische Polizeiaufsichtsbehörde diese Darstellung so schnell und offenbar selbstkritisch aufklärte.

Eine Einordnung der Ausschreitungen als Reaktion auf die britische "Sozialpolitik" seit Thatcher gibt es im Fleurseur auf die Doppelmoral aufmerksam, die hinter der Kritik an den "RandaliererInnen" steckt:

"Wenn Cameron behauptet, der 'Mob' bestünde nur aus selbstbezogenen Kriminellen, die sich in asozialer Manier am Privateigentum anderer vergriffen, dann steckt ein Fünkchen Wahrheit in dem, was er sagt. Nur wer hat denn die Menschen gelehrt und lehrt sie noch immer, dass Gemeinsinn ein Relikt der Vergangenheit sei, eine Fehlentwicklung, die es zu beheben gelte, wer hat eine Jahrzehntelang fortgeführte, verfehlte Sozialpolitk initiiert, ja wer gibt sie denn vor, diese asoziale Leitkultur, die im grenzenlosen Egoismus, der Gier, die Triebfeder jeden menschlichen Handelns erkannt zu haben meint und auch, dass es daran weder etwas auszusetzen noch zu verändern gilt? Schon Thatcher sagte, es gebe keine Gesellschaft, nur Individuen. Und jetzt wundert sich dieser Menschenschlag, dass die Massen solchen Worten eine Bedeutung beimessen und ihnen Taten folgen lassen, dass sie umsetzen, was man ihnen seit den Achtzigerjahren mit Vehemenz gepredigt hat? Die Selbstbedienungskultur hat nicht der Mob erfunden!".

Einer der wohl besten Kommentare, die ich bisher zu diesem Thema gelesen habe, stammt mal wieder - wie soll es anders sein - von Mely Kiyak: "Liebe Unfreiheit!". Der wohl klügste Satz in der Debatte stammt von ihr und lautet:

"Wir sollten aufhören, die einen mit Begriffen wie Plünderer und Randalierer zu entpolitisieren, während die anderen einer Demokratiebewegung zugeordnet werden, wo vielleicht sozioökonomische Aspekte im Vordergrund stehen".

Keine Kommentare: