Mittlerweile sollte mensch die Nachrichten tunlichst vermeiden, sonst hebt sich der
Blutdruck in ungeahnte Höhen.
Ich sage nur „Fachkräftemangel“. Da schreibt die Zeit
„richtig“, dass es trotz vorgeblichen Fachkräftemangels
Arbeitslosigkeit gibt – auch bei Ingenieuren. Aber dann kommt sie
mit einer Erklärung um die Ecke, die einen aber sowas von selten
dämlichen Vergleich enthält:
„»Mismatch« nennen Ökonomen dieses Nichtzusammenpassen von Angebot und Nachfrage. Es ist ein bisschen wie früher im Sportunterricht: Schüler gibt es genug, aber wenn die Fußballmannschaft gewählt wird, bleiben immer welche auf der Bank, die Dicken, die Unsportlichen, die Unbeliebten. Die, die vielleicht vieles sehr gut können, aber eben nicht Fußballspielen.
Es gibt zwei Möglichkeiten, mit dem Mismatch umzugehen: Man kann die Unsportlichen trainieren, so lange, bis sie gute Fußballer sind. Oder man lässt sie sitzen und holt sich gute Spieler aus der Nachbarklasse“ (Quelle: Zeit).
Gut, der Artikel lässt
dann noch kritische Töne anklingen. Aber trotzdem der Vergleich:
Geht‘s noch? Sind jetzt die 20.000 Ingenieure, die laut Zeit in
Deutschland derzeit arbeitslos sind, „dick“ und „unsportlich“?
Das hat schon was vom „Wohlstandsmüll“
eines Herrn Maucher, was völlig zu Recht 1997 zum Unwort des Jahres
gewählt wurde.
Am Ende dann wieder die endlose Geschichte von der niedrigen Arbeitslosenquote unter
Akademikern:
„Dass Ingenieurstudenten wie Dana Sommerfeld nach dem Studium vielleicht vor einem Loch stehen, das sehr viel kleiner ist als in der Zeitung steht. Statt des F-Worts würde dann das A-Wort drohen: die Arbeitslosigkeit. Beiden Wörtern wohnt eine Wucht inne, mit der sich Panik machen lässt. Zu Unrecht, zumindest, was Akademiker betrifft. Deren Arbeitslosenquote liegt konstant bei etwa vier Prozent – seit mehr als 50 Jahren“ (Quelle: Zeit).
Gut, auch in der FAZ
war zu lesen, dass die Arbeitslosenquote bei AkademikerInnen zwischen
zwei und drei Prozent liege. Aber irgendwie deckt sich das nicht mit
meinen Erfahrungen. Einer meiner Bekannten erzählte mir
kürzlich, dass er sich für eine Koordinatoren-Stelle an einer Uni
bewarb. Ich vermute, es war eine dieser Stellen, die im Rahmen des
Qualitätspaktes für Lehre geschaffen werden. Jedenfalls war er
einer von 400 bis 500 BewerberInnen. Wenn die Lage auf dem
Arbeitsmarkt wirklich sooooo rosig ausschaut, frage ich mich, wie es zu solchen
Zahlen kommen kann.
Hinzu tritt, dass wenig
bis gar nicht über die Zustände an den Universitäten berichtet
wird. Mir ist kürzlich ein Beitrag über einen Physiker
und Astronomen über den Weg gelaufen, der zwar etwas älter ist,
aber der aber eine Situation beschreibt, die m. E. heute immer noch
an den Universitäten anzutreffen ist. Und wer Augen hat, zum Lesen,
der oder die wird sich wundern, was zumindest in der Wissenschaft
alles an Stellen angeboten wird: Befristungen, so weit das Auge
reicht. Viel zu häufig auch noch gestückelt, was das Zeug hält:
1/2- oder 3/4-Stellen sind längst keine Seltenheit mehr. Mache das
mal jemand in einer Großstadt wie München, Düsseldorf oder
Hamburg. Viel Spaß! Von dem ganzen anderen Mist, der z. B. an der
Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig
läuft, ganz zu schweigen (siehe student!,
dort vor allem im Kommentarbereich).
Aber gut, ein anderes
Thema, bei dem sich die Faust in der Tasche ballt. Als ob ich es
nicht schon vor Wochen geahnt hätte, jetzt haben die Deppen der SPD
den Steinbrück wirklich zum Kanzlerkandidaten gemacht (siehe
Albrecht
Müller im Freitag).
Liebe SPD, hat Euch jemand die letzten verbliebenen Krümel Hirn durch seine Exkremente substituiert?!
Meine Fresse, wie dämlich muss mensch sein. Die große Koalition ist damit schon beschlossene Sache. Also ab nächstem Jahr weitere vier Jahre Stillstand bzw. eine schädliche Politik für Europa und Deutschland. Kurz: Zögerliche Umsetzung von Richtlinien zur Transparenz, Zögerlichkeit in der Einführung einer Finanztransaktionssteuer und weiterer Finanzmarktregulierungen, eine weitere Einkommensspreizung und Hofierung des Kapitals etc.
Liebe SPD, hat Euch jemand die letzten verbliebenen Krümel Hirn durch seine Exkremente substituiert?!
Meine Fresse, wie dämlich muss mensch sein. Die große Koalition ist damit schon beschlossene Sache. Also ab nächstem Jahr weitere vier Jahre Stillstand bzw. eine schädliche Politik für Europa und Deutschland. Kurz: Zögerliche Umsetzung von Richtlinien zur Transparenz, Zögerlichkeit in der Einführung einer Finanztransaktionssteuer und weiterer Finanzmarktregulierungen, eine weitere Einkommensspreizung und Hofierung des Kapitals etc.
Ist sonst noch etwas
passiert? Ja, der Verein für Socialpolitik hat sich einen
Ethik-Kodex gegeben. Was, der Verein
für Socialpolitik (VfS) ist nicht bekannt? Dann gut, als
Kurzfassung: Das ist DIE Vereinigung im Bereich der deutschen
Volkswirtschaftslehre. Da ist alles drin, was Rang und Namen hat, der
Rürup, Wolfgang Franz usw. Jetzt haben die sich also auf ihrer
Jahrestagung in Göttingen einen Ethik-Kodex gegeben.
Klingt gut, ist es irgendwie auch. Naja, besser als nüscht, wird mensch sagen. Denn erstens kommt der Kodex - gelinde gesagt - reichlich spät – JournalistInnen, SoziologInnen, PolitikwissenschaftlerInnen usw. haben das schon längst und außerdem gibt noch allgemeine Vorschriften zur wissenschaftlichen Arbeit von der DFG.
Zweitens haben die Damen und Herren auch reichlich lange gebraucht: Angeblich soll laut eigenen Angaben schon seit 2010 eine Kommission damit beauftragt gewesen sein. Und drittens ist das Ergebnis für die zwei Jahre Arbeit mehr als nur dürftig: Lauter Selbstverständlichkeiten, dehnbare Begrifflichkeiten, nichts wirklich Konkretes, keine Sanktionen und letztlich geht der Kodex offenbar auch an Kräfteverhältnissen der Hochschulen vorbei (siehe Kritik hier).
Klingt gut, ist es irgendwie auch. Naja, besser als nüscht, wird mensch sagen. Denn erstens kommt der Kodex - gelinde gesagt - reichlich spät – JournalistInnen, SoziologInnen, PolitikwissenschaftlerInnen usw. haben das schon längst und außerdem gibt noch allgemeine Vorschriften zur wissenschaftlichen Arbeit von der DFG.
Zweitens haben die Damen und Herren auch reichlich lange gebraucht: Angeblich soll laut eigenen Angaben schon seit 2010 eine Kommission damit beauftragt gewesen sein. Und drittens ist das Ergebnis für die zwei Jahre Arbeit mehr als nur dürftig: Lauter Selbstverständlichkeiten, dehnbare Begrifflichkeiten, nichts wirklich Konkretes, keine Sanktionen und letztlich geht der Kodex offenbar auch an Kräfteverhältnissen der Hochschulen vorbei (siehe Kritik hier).
Interessanterweise
gab‘s zur gleichen Zeit, in der der VfS seine Jahrestagung abhielt,
eine Ergänzungsveranstaltung, auf der u. a. der Ethik-Kodex des VfS
diskutiert wurde. Die gesamte Tagung wurde dokumentiert und die
entsprechenden Vorträge lassen sich auf den Seiten der Real
World Economics als Video (z. T. auch nur als Audio-Mitschnitt)
abrufen. Ich selbst finde auch nicht an allen Beiträgen Gefallen,
aber eine Reihe interessanter Vorträge sind dort schon vorzufinden,
u. a. der von Michael Kumhof, der beim Internationalen Währungsfond
tätig ist und in letzter Zeit mit der Vollgeldidee
in den Medien war; auch Jens Berger, der Spiegelfechter von den
NachDenkSeiten, ist dort mit einen interessanten Vortrag über Island
zu erleben; tja und Max Otte ist allein schon ob seiner Star
Wars-Anleihen recht lustig anzusehen.
Allerdings genoss diese
Veranstaltung wenig öffentliche Aufmerksamkeit. Es war zwar ein
cleverer Coup, dort Oskar Lafontaine auftreten zu lassen (während
Gerhard Schröder vor dem VfS sprach), doch letztlich blieben die
Medien eher an diesem Polit-Ereignis haften, statt sich mit den
Inhalten der Ergänzungsveranstaltung auseinanderzusetzen. Aber so
ist das immer.
Sonst noch etwas? Wie
wär‘s mit Anne Will: Am 17.10.2012
gab‘s eine Sendung zum Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr. Was mir
zunächst erst einmal negativ auffiel, das war der suggestive
Unterton, der letztlich für eine Verlängerung des
Bundeswehreinsatzes plädierte. Irgendwie schien das auch auf Linie
mit Herrn Thomas de Maizière zu sein, der sehr stark danach klang,
für den Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan etwas mehr Zeit
einzukalkulieren, sprich – die Bundeswehr soll dort länger vor Ort
bleiben, was aber unter einer Reihe von Schönfärbebegriffen
verdeckt wird (so zumindest die Lesart von Florian
Rötzer auf Telepolis). Was hier empört, ist, dass jene, die von
Anfang an gegen den Einsatz war und diesen auch weiterhin nicht
gutheißt, wieder einmal übergangen und in der Sendung als
realitätsferne Fundis dargestellt wurden.
Das zweite, was mich
allerdings noch mehr aufregt, das ist dieser de Maizière: Wie kann
mensch diesen Vollpfosten überhaupt noch als seriösen Talkgast
einladen, nachdem er es nur als „unsensibel“ bezeichnete, den
NSU-Untersuchungsausschuss nicht darüber in Kenntnis gesetzt zu
haben, dass er vom Kontakt des MAD zu einem der NSU-Mitglieder wusste
(SZ,
Tagesspiegel
und ZEIT).
Mit dem verschleppen von Informationen hat Herr de Maizière offenbar
Erfahrung (SZ,
siehe auch Plutokraten).
Also Hallo? Wäre das nicht mal ein Grund für einen Rücktritt oder gar für kritische Fragen? Hallo, investigativer Journalismus, wo bist du? Stattdessen also die nette Wohlfühlecke, mit Plüschfaktor, die aus einem Stachelschwein das nette Meerschweinchen von nebenan werden lässt. Also wenn schon nicht vernebeln, dann wenigstens mit Wattebällchen so zupflastern, dass nichts mehr erkennbar ist.
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