Samstag, 25. Oktober 2008

Dunkles UT Connewitz: Tucker und Bohren!

Meiner Meinung nach waren die 15,00 Euro für das Konzert im gestrigen UT-Connewitz etwas teuer, aber unter dem Strich war es das Geld doch wieder wert. Zu sehen gab es zunächst Alexander Tucker. Und das war schon ein wirklich sonderbares Bild: Da sitzt so ein bärtig, langhaariger Typ auf der Bühne, spielt da verträumt mit einer Gitarre herum, scheint das über irgend ein Technik-Dings einzusampeln (aufzunehmen), das wird dann in einer Schleife wiederholt, er legt die Gitarre weg, spielt irgendwo rum, nimmt einen Cello (oder so ähnlich), zieht ein paar Mal mit dem Bogen über die Saiten, dann legt er ihn wieder weg, nimmt seine Gitarre, die aber mit irgend einem fetten Verzerrer jetzt mächtig Druck macht. Ein lethargischer Kobold, der da zugegen ist. Irgendwie eine eigene Welt. Mitsamt seinem Technikram wirkt er wie ein lebender WallE! Eine One-Man-Show der Sonderklasse!!!

Hat wirklich viel Spaß gemacht, ihm da zuzusehen.

Aber nun zur Hauptattraktion: Bohren und der Club of Gore. Tja, zugegebenermaßen: Wer die Songs nicht kennt, wird wohl den Eindruck habe, da spielen die immer nur den einen Song. Ja, es ist fast immer das gleiche Schema. Dunkel, ja. Melancholisch, vielleicht. Aber in seiner Ruhe auch irgendwie von einer Anmut, die dem Lichtspiel nächtlicher Straßen gleicht. Einsam und manchmal bedrohlich legt sich der Bass als Fundament unter die Klavier- und Keyboardklänge. Vereinzelt durchbrochen durch das Saxophon, welches in die Abendämmerung oder manchmal auch in den Morgen führt. Ja, berührend schön!


Bohren und der Club of Gore, 24.10.2008 im UT Connewitz
(c) 2008 KrAutism


Optisch ist das auch auf der Bühne umgesetzt. Die Musiker tragen schwarz und sind nicht zu erkennen. Nur vereinzelte Leuchten, die in verschiednen Farben das Dunkel zerstäuben. Hauptsächlich der Bass taucht immer wieder in den diffusen Lichtschauer: Zu sehen ist meist nur eine Hand, das Schlagbrett, die schnarrende Seite. Sehr selten das Haupt der Spielers – das Gesicht nie.

Dazu passt, wie still das Publikum am Boden sitzt und den Klängen lauscht. Ein eigentlich bizarres Bild. Aber trotzdem stimmig.

Was das Fazit des letzten Abends anbelangt, bin ich etwas gespalten. Ich muss ehrlicherweise sagen, dass ich das Konzert in Ilses Erika vor Jahren etwas besser fand. Das lag wohl daran, wie die Band endte: Nacheinander – langsam – die Spielstätte verlassend. Das war irgendwie Kult. Auf der anderen Seite ist das auch nicht ganz vergleichbar: Ilses Erika ist nen kleiner Schuppen und im Vergleich ist das UT Connewitz größer. Außerdem würde ich sagen, dass das Ambiente des UT Connewitz besser zu Bohren passt. Es fehlten nur Sofas, Whiskey und Zigarren oder Pfeiffenrauch. Smilie by GreenSmilies.com

Insgesamt aber auch wieder ein sehr angenehmer Abend. Danke Bohren!!!

Mittwoch, 22. Oktober 2008

Komischer Wochenanfang und Bohren-Termin zum Merken!

Eine seltsame Woche bisher. Montag will ich ein paar arbeitsmäßige Dinge endlich zu Ende bringen, ging aber mangels Zuarbeit und bestimmter Formalien nicht. Dann will ich am Abend zum Training, radle los, durch „Nacht und Wind“ und erfahre, dass diese Woche überhaupt gar kein Training ist. Toll!

Dienstag dann möchte ich pünktlich zur Arbeit, merke im Auto, dass ich meinen Führerschein nicht bei mir habe, gehe also zurück und bleibe prompt mit dem Schlüssel im Schloss der Haustüre hängen, worauf dieser beschloss, einfach so abzubrechen. Glück im Unglück, das abgebrochene Stück geht noch raus. Nützt aber alles nichts, ich muss meinen Arbeitseinsatz verschieben. Nachdem ich mir den Ersatzschlüssel meiner Ellis besorgt habe, war ich dann wieder einsatzbereit. So konnte ich dann doch noch genug Mut fassen, um in dieses behördliche Schreiben zu schauen, was da in meinem Briefkasten lag: Mensch glaubt es kaum, aber das war mal etwas recht Positives!

Ich nehme das mal als „Wink“ und freue mich schon auf diesen Freitag, den 24.10.2008. Da spielen Bohren und der Club of Gore gegen 21.00 Uhr im UT-Connewitz. Vor Jahren hatte ich die Herren in Ilses Erika gesehen: Fette Whisky-Mugge, mit schnarrendem Jazzbass, chilligem Keyboard und noch fetterem Saxophon. DAS muss einfach sein. Yeah!!! Und ein neues Album haben die Herren auch rausgebracht. „Dolores“ heißt es. Also, wer Bock auf diese ruhige, aber absolut kultige Mugge hat und in L.E. zugegen ist, sollte sich das ruhig mal anhören. Ich denke, dass das Konzert einfach genial wird. Ohnehin passt es in die Jahreszeit und stimmt gut auf den Winter ein. Smilie by GreenSmilies.com


Links
Das Bild im Text ist von www.bohrenundderclubofgore.de .
Bohren und der Club of Gore @ MySpace.
UT Connewitz.

Samstag, 18. Oktober 2008

Elitäre Menschenhetzer im ZDF?

Oh ja, der Marcel Reich-Ranicki (MRR), der hat Mut! Den Deutschen Fernsehpreis ablehnen, und zwar nicht einfach so, sondern mit mächtig Krawall!! Grandios!

Das Fernsehen sei schlecht und das, was er bei der Preisverleihung hatte erleben müssen, wäre vergeudete Zeit. Meine Güte, was hatte MRR damit für einen Schub der Entrüstung ausgelöst! Die einen, die gleich vom Sessel aufsprangen, ihm zuprosteten und sich selbstbeschämt gaben, weil sie ja selbst im ZDF tätig sind. Und dann die anderen, die mit deutlichem Amusement ein blumiges Verständnis dafür äusserten, wie ein alter Urmacher die Zahnräder in einem digitalen Taschenchronometer zu ersetzen sucht.

Um es klar zu stellen: Ich selbst finde das Programm der ÖR zum Teil (!) nicht wirklich gut und das der Privaten noch viel weniger. In gewisser Weise hat MRR auch mir aus dem Herzen gesprochen. Gleichwohl: Wer sich die Rede anschaute, wird wohl in gleich harscher Weise Kritik an MRRs Gespür für Dramaturgie üben wollen. Mit zunehmender Länge spülte MRR seine „Brandrede“ so weich, dass er am Ende einem Tiger glich, der seine Zahnprothese wieder ins Wasserglas plumpsen lässt! Jetzt war er auf einmal mit dem Laudator, Herrn Thomas Gottschalk (TM), per Du. Hossa! Eine Sendung zu diesem Anlass sollte es auch geben! Prima!

Gestern war also dieser „große Tag“. Ich will's gleich vorweg nehmen: Unterhaltsam war daran wenig. TM wies auf den Erfolgsdruck hin, dass „die Zuschauer“ bestimmte Dinge sehen wollen und bei intellektuellem Programm, welches er selbst auch gerne sieht, abschalten. O-Ton: Die Zuschauer wollen halt auch unterhalten werden. MRR konterte mit Shakespeare und Schiller, die ja auch Pro-Unterhaltung gewesen wären. Was MRR aber heute im TV erlebt, das war schreckliches Zeug. Und das, was er bei der Preisverleihung hatte durchmachen müssen, das wäre Blödsinn gewesen: Das muss nicht gezeigt werden.

So ging das faktisch die ganze Zeit. Hin und her. Unterhaltsam war das nicht. Eher sogar erschreckend!

Erschreckend zum Einen, wie TM sich immer mit dem Erfolgsdruck rechtfertigte. Wer, bitteschön, macht denn den Erfolgsdruck? Für das ÖR zahlen wir Gebühren, die ÖR haben also nicht den Druck, dem die Privaten ausgesetzt sind – zumindest, was Werbeeinnahmen betrifft. Warum soll es denn nicht möglich sein, mal mit etwas mehr Mut ein paar mehr und eigene Formate zu entwickeln? Wer bestimmt überhaupt darüber, was „erfolgreich“ ist und was nicht? Die Zahl der Zuschauer bei TMs Wett-Sendung ist doch sicher anders zu bewerten als die einer Opern-Übertragung auf 3Sat! So gesehen, kann ich der Kritik von MRR durchaus etwas abgewinnen. Denn, wenn ich mir ansehe, was für Sendeformate bisher liefen, dann rekrutiert sich doch zumindest ein Teil aus einem medialen Nachahmerverhalten.

Ganz, ganz, ganz schrecklich – zum Zweiten –, welch arrogantes Übermenschentum in der Sendung zelebriert wurde. Der Vorwurf von TM, dass MRR mit seinen Ansprüchen eine elitäre Intellektuellen-Schicht vertritt, mag ja richtig sein, aber DAS dann mit dem Argument zu unterfüttern, dass eine Reihe von Zuschauern gar nicht in der Lage ist, das zu verstehen, das ist schon sehr fragwürdig. Schon mal auf die Idee gekommen, dass es Leute gibt, die das auch gar nicht sehen WOLLEN? Jaja, ich weiß: Hier hat TM dann auf das Thema Unterhaltung umgeschwenkt, in dem etwas Ähnliches anklang. Aber trotzdem stand die Aussage im Raum, dass manche Zuschauer dem intellektuellen Zeug gar nicht folgen können. Und das ist stark diskriminierend, weil es die typischen Klischees vom Unterschichtlertum bedient. Wer bitteschön sagt denn, dass eine normale Kassiererin, ein Gebäudereiniger, eine KFZ-Schlosserin oder ein Koch z.B. dem Woyzeck von Büchner nicht auch etwas abgewinnen können? Ich komme z.B. aus einem typischen „Arbeiterhaushalt“ und da wurde schon Wert drauf gelegt, das ein oder andere „Kulturelle“ mitzubekommen. Nach TM werde ich dann aber gleich völlig abgeschrieben und darf mich mit seichter Unterhaltung (aka „Müll“) vergnügen. Womöglich steht mir das Abitur gar nicht zu. Und mein Diplom noch viel weniger!

Als ob das nicht schon reichen würde, setzte MRR dem noch eins drauf, indem er von „primitiven Menschen“ sprach. Ähm, hallo? Hat dem jemand etwas ins Wasserglas getan? Das ist doch ein Vokabular, welches ich eher aus einer ganz, ganz anderen Ecke vermutet hätte. Solch eine Begrifflichkeit von einem, der doch ein gewisses Alter besitzt und bestimmte historische Momente, vor allem der deutschen Geschichte, erlebt hat? Aber gut, wer munter auf die Fäkalien schlägt, darf sich nicht über den braunen Anstrich wundern. Da hätte MRR auch gleich vom „Untermenschen“ sprechen können. Klingt ja fast schon so ähnlich wie „Unterschicht“ und es wäre ehrlicher gewesen. Schließlich meinen beide Begriffe den „niederen Menschen“.

Nach Heitmeyer ist es nicht wirklich verwunderlich, dass es eine menschenfeindliche Tendenz auch hinsichtlich des sozialen Status gibt. Davon bleiben natürlich auch „intellektuelle Kreise“ nicht verschont. Aber das dies mit einer Selbstverständlichkeit und Einvernehmlichkeit im ÖR Fernsehen zelebriert wird, das liegt unterhalb meiner Geschmacksgrenze. So berechtigt die Kritik von MRR war, so emsig hat er sich damit selbst disqualifiziert. Wer meint, in ihm einen wahren Fürsprecher für bessere TV-Qualität gefunden zu haben, setzt auf das falsche Pferd: Auf einen voreingenommenen, menschenfeindlichen Typen! Das Gleiche gilt für TM, denn natürlich waren auch seine Argumente zumindest nachvollziehbar. Aber auch der lies durchaus die Tendenz einer sozialen Abwertung durchleuchten. Just darin liegt m.E. die „wahre“ Kritik am ÖR Fersehen: Dass offenbar die „elitären“ Kreise unserer Gesellschaft ganz ungeniert - dazu noch in aller Öffentlichkeit - die Menschen in „primitiv“ und „intellektuell“ einteilen und ihnen nach dieser Schablone ein TV-Angebot zurechtschustern.

Im Grunde ist dies auch nur eine Bevormundung – eine ziemlich menschenfeindliche noch dazu!!! Ich persönlich empfinde sie als in Höchstem Maße beleidigend!

Link
“Der vegetarische Metzger“, Kommentar von Christian Kortmann in der Süddeutschen.

Sonntag, 12. Oktober 2008

Kombinat & Game Boy Session

Ja, gestern war es mal wieder so weit: Mo' berief zur jährlichen Purzeltagsfeier ins Kombinat (Halle).

Gut, mit der Zeit wurde es schon ganz schön kühl. Aber das ist mensch ja gewohnt, zu dieser Jahreszeit zumindest. Jedenfalls waren die „Aufwärmbehälter“ etwas räumiger aufgestellt, so dass sich sogar das nächtliche Mondpanorama ganz gut genießen ließ.


Feuer, Mond und Liegestühle


Zu guter Letzt gab Mo' dann auch noch eine kleine Kostprobe der musikalischen Qualitäten eines GameBoys: Zusammen mit der Mugge, zu der sich diese Sounds arrangierten, klang das schon ziemlich kultig. Wer sich für GameBoy-Mugge interessiert, sollte mal Gameboymusicclub auf MySpace oder Gameboymusicclub (Homepage, dort „Sounds“ anklicken) besuchen. Sicherlich nicht jedermenschs Geschmack, aber ich fand's echt abgefahren.

Ansonsten war es natürlich ein ziemilch angenehmer Abend / Morgen. Smilie by GreenSmilies.com

Samstag, 11. Oktober 2008

Autismus und Schnitter

In der Frankfurter Rundschau (online) ist ein interessanter Artikel zum Thema Arbeitsbelastung erschienen: "Arbeit macht krank" von Thorsten Herdickerhoff.

"Gute Arbeitsbedingungen bedeuteten, dass die Menschen Arbeitswege selbst bestimmen könnten, sie bekämen Rückmeldungen, aus denen sie lernen, und sie würden ihrer Leistung gemäß gefordert. 'Das Gefährliche ist, dass zurzeit die Arbeitsintensität hochgezogen wird', sagt Rau. Daher verlören selbst Menschen, die leitende Funktionen haben und Entscheidungen treffen, ihre Spielräume, weil ihnen die Zeit zum Nachdenken genommen werde.

Die Untergebenen stünden unter demselben Zeitdruck, müssten Fehlentscheidungen ertragen, und erhöhten ihren Stress zum Teil selbst, weil auch sie Karriere machen wollten. Wer dann noch in einem feindlichen Umfeld arbeite, habe keine Chance."

Den zitierten ForscherInnen nach führt solch eine „Überarbeitung“ zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen, aber vor allem auch zu psychischen Problemen wie zum Beispiel Depression und chronische Müdigkeit. Im Extremfall kann der Körper „plötzlich“ kollabieren – Herzversagen. In Japan ist dieser unverhoffte Tod unter dem Begriff „Karoshi“ bekannt. Maßgebliche Ursache sei nicht nur die Überarbeitung an sich, sondern ebenso die Personalpolitik, die zunehmend auf Mitarbeiterkonkurrenz setzt und darüber das Betriebsklima ungünstig gestaltet.

Obwohl nach meinem Wissensstand das Thema Burnout und Depression mittlerweile schon ein höheres Maß an Aufmerksamkeit genießt, scheint mir das Problem selbst noch nicht richtig erkannt worden zu sein. Im Grunde ist auch nichts anderes zu erwarten: Sowohl die Hartz-IV-Gesetze als auch die Neuregelungen zur Leiharbeit/Zeitarbeit sollen ja einerseits „von unten“ Druck auf die Normalbeschäftigten ausüben. Andererseits wird mit Hartz-IV das Menschenbild des arbeitsunwilligen und faulen Menschen kultiviert, welchem nur durch Druck und Zwang beizukommen ist. Entsprechend sorgen die politischen Rahmenregelungen also dafür, dass sich die von den ForscherInnen gekürten Stressfaktoren regelrecht festsetzen können. Volkswirtschaftlich ist das natürlich ziemlich bedenklich, denn da mögen langfristig durchaus noch Gesundheitskosten auf uns zukommen. Menschlich ist diese Tendenz ohnehin fragwürdig. Eine der Forscherinnen spricht deshalb ganz klar von sozialer Gewalt. Geradezu skandalös, wie autistisch sich die Politik gegenüber diesem Problem gibt; eine Lösung scheint nämlich nicht in Sicht. Vielleicht fehlt aber nur noch der richtige Leidensdruck? Fragt sich nur, wie der sich artikulieren soll, ohne den autistischen PolitikakteurInnen als Einzefall die Regel zu bestätigen.

“Die Zukunft sieht Dejours düster. Weder Firmen noch Staaten wollten in den Prozess eingreifen, 'der politische Wille fehlt'. Die Marburger Forscherin Renate Rau ist ebenfalls pessimistisch: 'Wir sitzen gerade wie ein Kaninchen vor der Schlange. Wenn sich nichts ändert, dann knallt's.' [...] 'Wir sind dabei, unsere Gesellschaft zu zerstören', sagt Pezé. 'Wir werden noch Sabotage erleben und Morde an Managern.' Einen gab es bereits, bei einer Tochterfirma des Schweizer Industriekonzerns OC Oerlikon nahe Neu Delhi in Indien. In einem heftigen Streit um Entlassungen prügelten 150 indische Arbeiter den Manager Lalit Kishore Chaudhary zu Tode.“

Insgesamt also ein lesenswerter Artikel!


Zielen üben!

Gerade im Netz gefunden: Toiletten in Istanbul:
Das stinkt zum Himmel
.

"Dass türkische Toiletten vielfach verschmutzt sind, liegt allerdings auch an den Touristen: 'Sie wissen nicht, wie man eine Hocktoilette benutzt', sagt Habip. [...]

Wie ein Hockklo benutzt wird, sagt der Name. Die Stellung kann indes ermüdend sein. Sie erfordert überdies einige Übung: Beim Herunterlassen der Hose können leicht Gegenstände aus den Taschen (und ins Klo) fallen. Nicht selten kommt es vor, dass Ungeübte das Gleichgewicht verlieren und hinfallen. Und selbst wer sich auf den Beinen halten kann, muss das richtige Zielen erst lernen."


Smilie by GreenSmilies.com

Donnerstag, 9. Oktober 2008

„Burn after Reading“ und andere Dinge

Tja, was war sonst bisher in dieser Woche los? Nun, ich fange mal mit etwas Erfreulichem an: Mein Rechner ist wieder da! Und die Server bei meinem „Verein“ laufen wieder. Letzteres bedeutet, dass ich endlich (!) ein paar Arbeiten abschließen kann. Und ersteres, dass ich endlich wieder komfortabel im Netz rumschwirren darf.

Irgendwie schon frustrierend, dass es knapp drei Wochen dauert, ein einfaches DVD-Laufwerk auszuwechseln. Hätte das nicht vor Ort gemacht werden können? Das System wurde übrigens nicht aufgespielt – es war fast alles so, wie es von mir hinterlassen wurde. Aus Sicherheitsgründen bedeutete dies das Löschen diverser Email-Konten usw. Das darf also wieder neu eingerichtet werden ... irgendwann. Die Hauptsache ist aber, jetzt endlich wieder den Rechner zum Arbeiten zu haben. Smilie by GreenSmilies.com

Am Dienstag war übrigens wieder Kinotag: „Burn after Reading“ gab's. Ein wirklich genialer Film. Inhalt: Ein ehemaliger CIA-Beamter wird erpresst; allerdings wissen die ErpresserInnen nicht, dass die Erpresser-Infos im Grunde wertlos sind. In der Summe gibt das eine Reihe von „kleinen“ Problemchen und Missverständnissen, ziemlich viel Sarkasmus und amüsante Dialoge. Wirklich raffiniert, dass die beiden „Beamten“, die dort eine tragende Rolle spielen, praktisch gespiegelt werden: Beide sind irgendwie „süchtig“, der eine nach Frauen, der andere nach Alkohol; beide versuchen sich an einem heimlichen Hobby, der eine am Schreiben, der andere am Bau eines Sexautomaten; und letztlich sind beide irgendwie mit einer „ähnlichen“ Frau konfrontiert.

Mein Fazit: Dem Film fehlt zwar etwas, die Charaktere könnten noch abgedrehter sein; aber es ist trotzdem ein genialer Film.

Seltsamer Gedenktag

Heute ist der 9. November, jener Tag, dem maßgeblich das Ende der DDR und der Fall der Mauer zugeschrieben wird. Zu Recht darf dieses Tages in Leipzig gedacht werden. Auch ein Herr Steinmeier (SPD) dachte sich das wohl und hat dann an historischem Ort in L.E. eine Rede gehalten. Jedenfalls berichtet das die LVZ.

Als mündiger Bürger darf ich mir aber von dem, was Steinmeier so erzählte, allerdings reichlich veralbert vorkommen.

“In Teilen der Wirtschaft habe sich zuletzt ein falsches Verständnis von Freiheit durchgesetzt, 'in dem der 'homo oeconomicus' zum alleinigen Maßstab des Handels wurde, Gier über ökonomische Vernunft siegte' [...]
'Mit einem Bild vom Menschen als einem Individuum, dass sich alles schafft und alles schaffen darf, ohne auf die moralischen Grenzen und gesellschaftlichen Ressourcen seines Tuns zu achten, drohen wir insgesamt Schiffbruch zu erleiden', betonte Steinmeier in seiner 'Rede zur Demokratie' in der Nikolaikirche anlässlich des 19. Jahrestages der friedlichen Revolution in der DDR. [...] Der demokratische Staat sei Garant der Freiheit - gerade indem er Rahmenbedingungen bestimmt.“


DAS sagt also Herr Steinmeier. Jener, der symbolisch die „Agenda 2010“, steht. Jener Steinmeier, der sich vor dem Untersuchungsausschuss zur Sache Kurnaz und Guantanamo ziemlich bedeckt gibt (siehe hier). Jener Herr Steinmeier, der als Kanzleramtschef und Beauftragter für den Nachrichtendienst natürlich auch keine Ahnung davon hatte, was die BND-Aktivitäten kurz vor dem Irak-Krieg betrifft (hier und hier).

Hallo? Welcher Volldepp hat den eigentlich zu dieser „Festagsrede“ geladen?

Samstag, 4. Oktober 2008

Über "Deutschlands dümmste Bank"

Ich war wieder auf meinem kleinen Presserundgang, klickte auf die Süddeutsche und finde einen Artikel zur Bankenkrise, konkret: Zur KfW – der Kreditanstalt für Wiederaufbau. Titel: „Peinliche Details zur KfW-Panne“. Dort wird berichtet, dass die Wirtschaftsprüfergesellschaft Pricewaterhouse Coopers wohl recht genau „notiert“ hat, welche Mängel und Versäumnisse dazu führten, etwa 319 Millionen Euro an eine kurz vor der Pleite stehende Investment-Bank (Lehman Brothers) zu überweisen. Unter dem Strich handelt es sich insbesondere um eine schlechte Organisation, die letztlich offenbar vor allem darin zum Ausdruck kommt, bestimmte Geschäfte am Wochenende nicht zu kontrollieren.

Bemerkenswert finde ich, dass dem Verwaltungsrat, welcher eine Kontrollfunktion ausübt, verschiedene Minister der Länder und vor allem Bundeswirtschaftsminister Klos (CSU) sowie Bundesfinanzminister Steinbrück (SPD) angehören. Seltsam, dass die bisher, nach meinem Dafürhalten, mit ziemlich samtweichen Handschuhen angefasst wurden.

Wie auch immer: Über die Titulierung „Deutschlands dümmste Bank“ musste ich etwas schmunzeln. Hatte ich mich doch Ende des vorletzten Jahres dort beworben. Ein Glück, dass sich das anders entwickelt hat. Die „dümmste Bank Deutschlands“ im Lebenslauf stehen zu haben, macht sich bestimmt nicht gut. Smilie by GreenSmilies.com

Freitag, 3. Oktober 2008

Arbo und Einheit

Irgendwie ist das schon komisch: Seit Tagen enden meine Telefongespräche und Emails damit, ein paar schöne Feiertage zu wünschen. Irgendwie sonderlich routiniert, fast schon zu „normal“, der Jahreszeit entsprechend mit einem Geschmack von grauer Tristesse. Seltsam mechanisch. Ohne irgend einen Charakter von Feierlichkeit. Aber anders als z.B. der Buß- und Bettag oder Pfingsten sollte mich etwas mit der Deutschen Einheit verbinden, schließlich habe ich die ja erlebt! Ein eigenartiger Tag!

Erinnerung daran, wie es damals war, am 03. Oktober, habe ich nicht. Statt dessen stehe ich eher unter dem Eindruck der Wendezeit: Ein Abenteuer, wahnsinnig aufregend, zwanglos und doch irgendwie seltsam. Geprägt war diese vor allem durch Schulausfälle: Vielleicht erinnert sich noch jemand daran, dass in der DDR am Samstag bis Mittag unterrichtet wurde. In jener Zeit fanden die ersten „Flohmärkte“ am alten Zentralstadion in L.E. statt. Wurde anfangs noch jeglicher Krempel verscherbelt, mauserte sich das später zu einem Gemisch aus Schwarz-, Second-Hand- und Wochenmarkt. Klar, es tauchten auch solche abskuren Händler auf, die SA-Klamotten im Angebot hatten. Nicht vergessen werde ich diesbezüglich, wie meine Mutter oder Großmutter angewidert meinte: „Nee, da sind ja Faschos auf dem Markt. Braunhemden! Sowas, pfui!!!“.

Trotz dem, war es eine aufregende Zeit. Ein unheimlich geniales Flair!

Mit der Einheit war es damit aber irgendwie vorbei. Danach war alles anders. Kaum wirklich in Worte zu fassen. Aber wer es erlebt hat, wird wissen, was ich meine.

Und heute? Geschrieben wird dieser Tage wieder viel. Viel Halbwahres! Viel Halbfalsches! Viele Klischees! Gibt es „noch“ Unterschiede?

Ich könnte dazu ebenfalls viel schreiben, will es aber bei einer kurzen Abhandlung belassen. Ich denke, dass es sicherlich Unterschiede gibt und dass es sie aufgrund der unterschiedlichen Geschichte auch immer geben wird. Auf der anderen Seite gibt es auch immer wieder Studien und eine zweifelhafte mediale Ausbeutung dieses Themas.


Interessant ist auch der Ost-West-Vergleich. So zeigt sich, dass der Anteil derjenigen, die Demokratie entweder grundsätzlich oder zumindest das konkrete politische System kritisieren, im Osten deutlich höher ist als im Westen (Westen: 3 bzw. rund 16 Prozent, Osten: 6 bzw. 25 Prozent). Rechtsextreme Einstellungen sind im Osten mit 11 Prozent zudem etwas verbreiteter als im Westen (9 Prozent).

Quelle: “Politische Einstellungen: Fast alles nur Demokraten“, vom 25.09.2008
ZEIT.



Genau das lenkt meiner Meinung nach aber davon ab, dass die Grenze nicht vorwiegend geographisch, sondern durch die sozialen Situationen gezogen wird. Stichwort: Generation Praktikum, Prekariat und Unterschicht. Hier herrschen Probleme vor, die sich geographisch gesehen vielleicht dort mehr, dort weniger stark konzentrieren, die jedoch die Personen der entsprechenden Gruppen alle gemeinsam betreffen. Ich denke, dass sollte mensch im Auge behalten, wenn gerade in den letzten und nächsten Tagen wieder die Klischees aufgewärmt werden.


Musiktipp für heute: Bohren und the Club of Gore
(die spielen übrigens am 24.10.2008 im UT Connewitz!).