Anne
Will soll wieder auf den Sendeplatz am Sonntag zurückrücken und
freut sich offenbar drauf. Der NDR-Intendant drückte zum Abschied
nochmal sein Bedauern über Jauchs Entscheidung aus und lobt ihn
nochmal regelrecht über den Klee: „Sein Talkformat ist pointiert,
hintergründig, emotional und auch mal unterhaltsam aufbereitet -
passend für den Sonntagabend.“ (Tagesthemen)
Gerade die
Ausführungen vom NDR-Intendanten haben mich hellhörig werden
lassen. 2012, war da nicht mal was? Richtig, da wurde ein internes
Papier aus dem Rundfunkrat an die Medien weitergeleitet. Siehe:
- das ehemalige Nachrichtenmagazin: ARD-Gremium zu Talkshows: Günther Jauch kassiert derbe Schelte
- taz: ARD-Talkshows intern in der Kritik - Offensive in der Defensive
- SZ: Kritik an Talk-Moderatoren - Selbst die ARD kann sie nicht mehr sehe
„Herr Jauch sollte dringend an seiner Gesprächsführung arbeiten, ebenso an der Themen- und Gästeauswahl.“ (zitiert nach taz)
„Günther Jauch“ sei „eher eine Show als ein politischer Talk – eine beunruhigende Entwicklung für ein öffentlich-rechtliches Format!“ (zitiert nach taz)
Es kommt
aber noch dicker. Es wurde auch hinterfragt, ob es überhaupt
sinnvoll ist, die Talkshows an einen externen Anbieter/ Produzenten
auszulagern: Jauch produziert seine Sendung selbst, ist also ein
externer Produzent.
Letztlich
regte der ARD-Programmbeirat an, die Sendungen zu reduzieren. Die
fünf Sendungen, um die es ging, waren
- Anne Will
- Beckmann
- Günther Jauch
- Hart aber Fair
- Maischberger.
Beckmann
hat das Feld freiwillig geräumt. Vier Sendungen waren offenbar immer noch eine zu viel. Vielleicht ist es da nicht die günstigste Voraussetzung, im Zentrum der Kritik zu stehen, sie aber an sich abperlen zu lassen. Erst recht für jemanden, der seine eigene Sendung extern selbst produziert und wohl auch nicht das Ein-Euro-Schnäpchen bei MäcGeiz ist.
Kurz: Ich
glaube, dass die Geschichte mit der Vertragsverlängerung nur in die
Welt gesetzt wurde, damit Jauch noch etwas sein
Gesicht bewahren kann. Denn eigentlich hat sich das Erste mit Jauch rein
fachlich ein faules Ei ins Programm geholt: Die Kritik liest sich
vernichtend. Offenbar scheint die Zauerschauerschaft das auch
vergessen zu haben. Anders kann ich mir nicht erklären, wie es sein
kann, dass der NDR-Intendant absolut gegenläufig zur Kritik des
Beirats die Zusammenarbeit mit Jauch lobt. Den späten Zeitpunkt erkläre ich mir damit, dass sich wohl erst mit dem
Ende des bestehenden Vertrags die Möglichkeit bot, dieses Trauerspiel zu beenden. Eine vorzeitige Auflösung wäre vielleicht teurer gewesen.
Bezeichnend ist, dass die damals mehr als heftige und eindeutige Kritik an Jauch auch den Medien, die heute über Jauchs "Rücktritt" schreiben, keine Erwähnung wert ist.
Bezeichnend ist, dass die damals mehr als heftige und eindeutige Kritik an Jauch auch den Medien, die heute über Jauchs "Rücktritt" schreiben, keine Erwähnung wert ist.
Wie dem
auch sei: Zwei von ehemals fünf Talkshows weniger. Zwei mal weniger
Verblödung im TV, zwei Mal weniger Propaganda, Agitation und
Politikshow. Kein Grund zu feiern, aber um zumindest einmal
erleichtert aufzuatmen.
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