Samstag, 13. Juni 2015

Update: Öffentlich rechtliche Verblendung?

Eben werde ich auf folgenden Beitrag bei MEEDIA aufmerksam gemacht:
Talk-Streit: NDR hielt Jauch angeblich für “unbelehrbar und uneinsichtig”.

Jauch hatte im vergangenen Jahr einen Medienanwalt in seine Sendung einladen wollen, bei dem Jauch aber selbst Mandant war/ ist: "Von dieser Idee war der Sender [NDR, Anm. d. Verf.] offenbar wenig begeistert, weil der Moderator kaum unbefangen hätte agieren können." (MEEDIA) Zu der Einladung kam es schlussendlich nicht.

Allerdings hätte sich Jauch darüber empört und sogar mit Kündigung gedroht. Und jetzt, jetzt wollte er den Vertrag aus beruflichen und privaten Gründen nicht verlängern. Zumindest legt MEEDIA den Verdacht nahe, dass Jauch jetzt aus diesen Gründen den Vertrag nicht verlängert.

Jedenfalls wird diese Story vom Spiegel und hier über MEEDIA kolportiert. 

Einmal mehr verstärkt sich mein Eindruck, dass sie nur kolportiert wird, um von den eigentlichen Gründen abzulenken (d. h. die Übersichtlichkeit der journalistischen Qualitäten Jauchs, die Kosten der Sendung, Jauchs überschaubare Kritikfähigkeit usw.). Mein wesentlicher Stein des Anstoßen ist, dass Jauchs Behauptung, er habe den Vertrag aus beruflichen und privaten Gründen nicht verlängert, unkommentiert stehen blieb.

Wie ich an anderer Stelle schrieb: Ich habe meine Zweifel an dieser Story. Wenn ich die Kritik an Jauch seitens des Rundfunkrates und den Ärger mit dem NDR - der Jauch als "unbelehrbar" und "uneinsichtig" bezeichnete - zusammenzähle, verdichtet sich eher der Eindruck, dass der NDR gute Gründe hatte, Jauch loszuwerden: zu teuer, zu unprofessionell usw. ... Ich kann mir schwer vorstellen, dass der NDR wirklich eine Vertragsverlängerung ins Auge fasste - allenfalls eine, die Jauch ablehnen musste. Aber gut, im Dunkeln ist gut Munkeln.

Wir sollten froh sein, dass uns Jauch demnächst erspart bleibt - jedenfalls am Sonntag und mit seinem Talkformat.

Mittwoch, 10. Juni 2015

Öffentlich rechtliche Verblendung?

Seit ein paar Tagen ist es nun amtlich, dass Günther Jauch mit seinem Talk aufhören wird (z. B. Tagesthemen). Ihm sei eine Vertragsverlängerung angeboten worden, die er aber abgelehnte (Homepage der Sendung/ daserste..., ZEIT).

Anne Will soll wieder auf den Sendeplatz am Sonntag zurückrücken und freut sich offenbar drauf. Der NDR-Intendant drückte zum Abschied nochmal sein Bedauern über Jauchs Entscheidung aus und lobt ihn nochmal regelrecht über den Klee: „Sein Talkformat ist pointiert, hintergründig, emotional und auch mal unterhaltsam aufbereitet - passend für den Sonntagabend.“ (Tagesthemen)

Gerade die Ausführungen vom NDR-Intendanten haben mich hellhörig werden lassen. 2012, war da nicht mal was? Richtig, da wurde ein internes Papier aus dem Rundfunkrat an die Medien weitergeleitet. Siehe:
Wie die Titel bereits andeuten, hatte es die Kritik in sich. Denn dort wurden vor allem die Talkshows und die Masse an Talkshows kritisiert. Gäste würden sich von einer Sendung zur nächsten praktisch die Klinke in die Hand geben. Von Themen- und Gästedopplung sowie -verschleiß war die Rede (SZ). Einer der Moderierenden kam bei der Kritik ganz besonders schlecht weg. Dreimal dürfen wir raten, wer das wohl war ...

„Herr Jauch sollte dringend an seiner Gesprächsführung arbeiten, ebenso an der Themen- und Gästeauswahl.“ (zitiert nach taz)
„Günther Jauch“ sei „eher eine Show als ein politischer Talk – eine beunruhigende Entwicklung für ein öffentlich-rechtliches Format!“ (zitiert nach taz)

Es kommt aber noch dicker. Es wurde auch hinterfragt, ob es überhaupt sinnvoll ist, die Talkshows an einen externen Anbieter/ Produzenten auszulagern: Jauch produziert seine Sendung selbst, ist also ein externer Produzent.

Letztlich regte der ARD-Programmbeirat an, die Sendungen zu reduzieren. Die fünf Sendungen, um die es ging, waren
  1. Anne Will
  2. Beckmann
  3. Günther Jauch
  4. Hart aber Fair
  5. Maischberger.
Beckmann hat das Feld freiwillig geräumt. Vier Sendungen waren offenbar immer noch eine zu viel. Vielleicht ist es da nicht die günstigste Voraussetzung, im Zentrum der Kritik zu stehen, sie aber an sich abperlen zu lassen. Erst recht für jemanden, der seine eigene Sendung extern selbst produziert und wohl auch nicht das Ein-Euro-Schnäpchen bei MäcGeiz ist.

Kurz: Ich glaube, dass die Geschichte mit der Vertragsverlängerung nur in die Welt gesetzt wurde, damit Jauch noch etwas sein Gesicht bewahren kann. Denn eigentlich hat sich das Erste mit Jauch rein fachlich ein faules Ei ins Programm geholt: Die Kritik liest sich vernichtend. Offenbar scheint die Zauerschauerschaft das auch vergessen zu haben. Anders kann ich mir nicht erklären, wie es sein kann, dass der NDR-Intendant absolut gegenläufig zur Kritik des Beirats die Zusammenarbeit mit Jauch lobt. Den späten Zeitpunkt erkläre ich mir damit, dass sich wohl erst mit dem Ende des bestehenden Vertrags die Möglichkeit bot, dieses Trauerspiel zu beenden. Eine vorzeitige Auflösung wäre vielleicht teurer gewesen.

Bezeichnend ist, dass die damals mehr als heftige und eindeutige Kritik an Jauch auch den Medien, die heute über Jauchs "Rücktritt" schreiben, keine Erwähnung wert ist.

Wie dem auch sei: Zwei von ehemals fünf Talkshows weniger. Zwei mal weniger Verblödung im TV, zwei Mal weniger Propaganda, Agitation und Politikshow. Kein Grund zu feiern, aber um zumindest einmal erleichtert aufzuatmen.

No More Light Bearer

Wer hier ab und an mitliest, weiß ja um meine Schwäche für Light Bearer. Tja, schlechte Neuigkeiten: Vor wenigen Tagen haben sie ihre Auflösung bekannt gegeben. Via Facebook teilten sie mit:
Bands are relationships. They become as complicated and effected by emotion as love. It struggles through the ups and downs. Light Bearer was always a huge challenge, and in many ways we bit off more than we could chew, that in five years our lives changed, our focuses shifted and we lost sight. We've pulled together numerous times, and fallen apart too. Ultimately when the weight of a band starts to upset the people it comprises of, that's when we have to take a step back and decide what's best for us, a band or our happiness. It is with that in mind that we have made the difficult decision to end Light Bearer.
We leave the story of Lucifers struggle in many ways complete. We may not see the war against the authority and his vile doctrine, but that is a war far from over. We are not sure if perhaps in the future we will find a way to come back to this and complete the task, but as it stands Light Bearer is no more. We thank you all from the bottom of our hearts for your continued support of our project, it would not have been possible without it.

Much love, Light Bearer.


Quelle: https://www.facebook.com/pages/Light-Bearer/170210949664188
Über 200 Leute haben das kommentiert. Heute haben sie nochmal nachgeschoben, dass die Kollegen ja auch in anderen Bands werkeln:
Thanks for all the kind comments. They really mean a lot to us. Light Bearer may be over, but life goes on. We play in a number of other bands you might wanna check out if you haven't yet. Here's a list:
Anopheli (Alex)
Archivist (Alex + Gerfried)
Black Mass (Matt)
Carnist (Alex + Gerfried)
Drag (Matt + Jamie)
Morrow (Alex, Gerfried + Joe; coming soon)
Schönesende (Matt)
The Nepalese Temple Ball (Lee)

Quelle: https://www.facebook.com/pages/Light-Bearer/170210949664188?fref=nf

Natürlich bin ich vor Wehmut nicht gefeit. Gut, ein wenig Kontinuität steckt schon dahinter, waren doch Fall of Efrafa auch als Projekt verstanden und 2009 beendet worden. Nur hatten die Fans mit Light Bearer noch einen adäquaten Anschlusszug, auf den sie aufspringen konnten. Das scheint mir zu fehlen.

Mit vielleicht zwei Ausnahmen. Die eine ist Anopheli (Bandcamp/ FB), die andere ist The Napalese Temple Ball (Bandcamp) – wobei ich mit Letzterer Band erst noch warm werden muss. Ich bin jedenfalls mal gespannt, ob sich die beiden mal in Germany/ Austria blicken lassen. Jedenfalls wäre es mal wert, die beiden auf der Bühne zu erleben.

Dienstag, 2. Juni 2015

Sol Invictus …

Bei der Reunion von Faith No More (Homepage) habe ich Jubelsprünge gemacht und einen mächtigen Salto, als sie bekannt gaben, ein neues Album zu fabrizieren. Was habe ich darauf gewartet!

Ja, für mich gehören FNM einfach zu einer der besten Bands der Welt. Immer irgendwie eigenständig, gegen den Strom, Dampfhammer und Honig. Nun ist Sol Invictus (Review auf Laut.de) draußen.

Quelle:
http://www.fnm.com/


Sogar die FAZ leistet sich ein Review. Wolfang Schneider fasst dort abschließend zusammen: „Die überdrehte Vielfalt der Meisterwerke ‚Angel Dust‘ und ‚King For a Day, Fool For a Lifetime‘ erreicht ‚Sol Invictus‘ nicht. Kein Schmachtfetzen wie ‚Evidence‘ oder ‚Stripsearch‘ ist zu hören, aber auch keine Hardcore-Attacken wie ehedem bei ‚Gentle Art of Making Enemies‘ oder ‚Cuckoo For Caca‘.“

Den Eindruck hatte ich auch. Schneider schlussfolgert dann: „Ohne solche Extreme wird das Album allerdings kulinarisch durchhörbar und klingt mit jedem Durchlauf besser. Ein solch geschlossenes, in sich stimmiges Werk hat die Band bisher noch nicht vorgelegt.“

Das kann ich in der Form nicht nachvollziehen. Vielleicht brauch‘ ich auch einfach Zeit, um mich reinzuhören. Aber das versuche ich schon seit ein paar Tagen. Es gibt immer wieder was Neues zu entdecken. Ja, das ist typischen FNM. Aber dass das Album mit jedem Durchgang besser wird, davon habe ich noch nichts bemerkt. Auch das „durchhörbar“ würde ich in Zweifel ziehen: Es gibt halt immer noch Passagen, die nicht „harmonisch“ wirken und das Ganze alles andere als „durchhörbar“ werden lassen.

Ich will auch in einem anderen Punkt widersprechen. Es gibt auf „Sol Invictus“ tatsächlich keine solchen „Schmachtfetzen“ wie „Evidence“ und „Stripsearch“: Aber solche Songs gab es in der Intensität eigentlich eh nur auf dem „Album of the Year“ und Schneider von der FAZ übersieht, dass diese Songs eh seit jeher die Aufgabe hatten, einen ruhigen Kontrastpunkt zum fetten Vorschlaghammer zu bilden. Und in dieser Tradition gibt es durchaus wieder Ruhepole.

Insofern, ja, es ist ein erkennbar traditionelles FNM-Album.

Aber offen gestanden: Ich werde im Moment nicht richtig warm damit. Das liegt darin, dass mir das fette Brett fehlt. Es ist nicht so, dass dort keine Gitarren auftauchen. Aber irgendwie fehlt mir einfach die Wucht dahinter. Allerdings kann es sein, dass das auch daran liegt, wie das Album abgemischt ist.

Klasse finde ich, dass Roddy mehr Raum für sein Keyboard hat. Für meinen Geschmack haben aber FNM das Ganze dann gleich wieder etwas übertrieben. Und dann nervt es ziemlich, dass bestimmte Schlagzeug-Läufe über das gesamte Werk hinweg auftauchen (Sol Invictus, Cone of Shame und Motherfucker). Ich meine, wenn es irgendwie einen Grund hätte, da was Konzeptionelles dahinterstehen würde. Aber sowas ist für mich nicht erkennbar, so dass es einfach nur einfallslos erscheint.

Also insgesamt wundere ich mich schon etwas über die positiven Rezensionen. So positiv kommt das Album bei mir nicht weg, obwohl – und das sage ich hier ausdrücklich – Mike Patton wieder einen extrem positiven Job macht, mir Roddy sehr gut gefällt und Billy mit Mike Bordin wieder zeigen, wie Schlagzeug und Bass funktionieren sollten. Aber sorry Leute, irgendwas fehlt mir …

Einige der Songs erinnern mich von Gitarre und Rhythmus her ein wenig an diese skandinavischen Rocksachen. Und da finde ich es äußerst interessant, dass es in den nächsten Wochen ein weiteres Reunions-Album geben wird. Nämlich von Refused (Homepage) … einen Vorgeschmack bietet „Françafrique“.



Ich bin gespannt.